Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verschleppt

Verschleppt

Titel: Verschleppt
Autoren: Petra Richartz
Vom Netzwerk:
Meine Nerven liegen einfach blank.“ Das Team verharrte und keiner rührte sich. „Shawn, was ist mit einer Fangschaltung? Falls sich der Mistkerl meldet. Wovon wir mal nicht ausgehen dürfen.“ „Fangschaltung wird gerade eingerichtet. Die Jungs sind dabei.“ Sara sah auf ihre Uhr. „Shawn, du bleibst hier und befragst die Nachbarn. Die Kollegen sollen prüfen, ob es in der näheren Umgebung Überwachungskameras gibt. Kontrolliert Nummernschilder verdächtiger Fahrzeuge und so weiter. Pass auf, dass keine Spuren übersehen werden. Das fehlt uns gerade noch. Sie sollen insbesondere die Einfahrt nochmal umkrempeln.“ Sara, Lilly und Cruz gingen aus dem Haus. Sara ignorierte dieses Mal die Rufe der Journalisten - zur Beruhigung von Cruz und Lilly. „Wir nehmen mein Auto“, sagte Sara. „Na, wollen wir mal hoffen, dass es anspringt“, murmelte Cruz, aber so, dass es Sara hören konnte. „Halt die Klappe, Cruz. Sonst kannst du nebenherlaufen.“ Auf dem Weg zu Saras Auto gingen sie an dem mobilen Einsatzzentrum vorbei, das mittlerweile eingerichtet war. Hier konnten Nachbarn oder Passanten Hinweise abgeben.

    Lilly nahm auf dem Beifahrersitz Platz. Cruz begnügte sich mit der Rückbank, nachdem er mehrere Kaffeebecher, Kleidungsstücke und Pizzakartons zur Seite geräumt hatte. „Hm, gemütlich hier“, sagte er trocken. „Fehlt nur ein Mini-Kühlschrank und ich ziehe ein.“ Sara warf ihm nur einen bösen Blick durch den Rückspiegel zu. Cruz und Sara arbeiteten schon lange zusammen, genaugenommen seit acht Jahren. Obwohl beide einen teilweise harten Umgangston miteinander pflegten, schätzte Sara ihren Kollegen sehr – als Cop und als Mensch. Cruz war ein hübscher Kerl, Anfang 30. Er war groß, schlank und hatte dunkles dickes Haar, auf das er merklich stolz war. Cruz war mexikanischer Abstammung und besuchte seine Familie in Tijuana regelmäßig. Es war ja schließlich nur ein Katzensprung von San Diego, wie er immer liebevoll sagte. Sara liebte seinen spanischen Akzent und seine mexikanische Küche. Nicht zuletzt deswegen, weil es immer eine willkommene Abwechslung war, etwas Anständiges zu essen zu bekommen. Cruz lebte mit Dave seit mehr als drei Jahren zusammen. Die Tatsache, dass er schwul war, beruhigte sie in gewisser Form. Sie wusste nicht genau warum, aber es beruhigte sie. Sein Outing hatte er erst vor ein paar Jahren, aber geahnt hatte sie es schon von Anfang an. Nicht wegen seiner Vorliebe für Musicals, sondern vielmehr deswegen, weil er in all den Jahren nie den Versuch unternahm, sie anzumachen. Genau das beruhigte sie wahrscheinlich daran - er lehnte sie als Frau nicht ab. Sie war einfach froh, dass sie ihn hatte.

    Anders mit Shawn. Shawn O’Grady. Er war in ihren Augen ein Besserwisser und sie wusste, warum sie ihn gerade am Tatort gelassen hatte. Sie ertrug seine überhebliche Art nicht. Über sein Privatleben wusste sie nichts, es interessierte sie auch nicht. Schon oft waren sie aneinandergeraten und mehr als einmal wollte Sara ihn in ein anderes Team versetzen. Aber da machte ihr jedes Mal ihr Vorgesetzter, Chief David Miller, einen Strich durch die Rechnung. „Obwohl er ein Klugscheißer ist, ist er auch ein guter Cop und du brauchst ihn in deinem Team. Keine Diskussion. Punkt!“ Das war der Standardsatz von Miller. Aber insgeheim wusste Sara, dass er recht hatte. Shawn hatte eine außerordentliche Gabe, Dinge zu analysieren und vor allem zu kombinieren. Er kam auf Zusammenhänge, die sie im Leben nicht gesehen hätte. Das gab sie aber nur sehr ungern zu und schon gar nicht in seiner Gegenwart. Es war quasi eine Zweckehe zwischen beiden - und dieser Tatsache waren sich die zwei bewusst.

    Schließlich war da noch Lilly, die gerade auf dem Beifahrersitz alle ihre Notizen zum Fall durchging. Lilly Preston, mit ihren 24 Jahren die Jüngste im Team, war vor sechs Monaten frisch von der Academy gekommen. Sara bewunderte ihren Ehrgeiz und ihr Durchhaltevermögen. Lilly war eine hübsche und herzensgute Frau - vielleicht zu gut für diesen Knochenjob, dachte Sara oft. Sie hatte ein markantes Gesicht und ihr Kurzhaarsschnitt passte perfekt dazu, ihr weißes Leinenkostüm betonte ihre zierliche Figur. Sara wusste gar nicht, ob Lilly einen Freund hatte. Sie hatte bisher keinen erwähnt, aber das musste ja nichts heißen. Ihr gutes Aussehen und die funkelnden grünen Augen hatte sie von ihrer amerikanischen Mutter, den Akzent und die Ausstrahlung von ihrem britischen Vater, wie sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher