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verrueckt nach mehr

verrueckt nach mehr

Titel: verrueckt nach mehr
Autoren: Eileen Janket
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Glieder. »Sergio ...?«, rief ich entsetzt und griff ihm unter den Arm.
    Mühevoll kam er wieder auf die Beine und stützte sich auf meiner Schulter ab. »Alles okay , Lexi ...«, sagte er mit kaum hö r barer, angestrengter Stimme. »Das war nur, weil ... mir ist ab und zu schwindlig, ich weiß auch nicht ...«
    »Du kannst dich gleich hinlegen, halt durch«, sagte ich und drückte die Tür auf.
    Im Flur war es dunkel und kein Laut zu hören. Offenbar schliefen alle schon, was uns nur gelegen kam. Ich machte Licht, dimmte es herunter und schloss die Tür möglichst lau t los hinter uns zu.
    »Ich muss ins Bad«, nuschelte Sergio.
    Sein Zustand machte mir ernsthaft Sorgen. Es war das zwe i te Mal, dass ich ihn direkt nach einem Kampf erlebte, aber diesmal war etwas nicht in Ordnung. Beim ersten Mal war er übel zugerichtet worden und hatte eine Menge äußerer Verle t zungen davongetragen, insbesondere im Gesicht. Sein Auge war fast komplett zugeschwollen. Und dennoch war er wacher und vitaler gewesen. Jetzt wirkte er unkoordiniert, kraftlos und i r gendwie neben sich.
    Im Bad half ich ihm, die Bandagen von seinen Händen zu lösen und sich auszuziehen. Die Sporthose landete wie das Sweatshirt im Wäschekorb, nachdem er aus ihrer Tasche ein zusammengerolltes Geldbündel herausgeholt und es einfach ins Waschbecken geschmissen hatte, als wäre es eine Packung T a schentücher. Er musste sich permanent irgendwo abstützen, was mir natürlich nicht entging. Dann streifte er sich die B o xershorts herunter, trat in die Dusche und ließ das kalte Wa s ser über sich laufen.
    Ich beobachtete ihn mit krauser Stirn. » Sergio, kommst du klar?«
    Er nickte stumm.
    Mit beiden Händen hielt er sich an den dünnen Wasserro h ren fest und hob das Gesicht in den kräftigen Wasserstrahl. Ich zog den Duschvorhang ein wenig zu und setzte mich auf den Toilettendeckel.
    Dann hörte ich plötzlich, wie er röchelnd hustete, als wü r de er sich übergeben.
    Ich war sofort wieder auf den Beinen und schaute nach ihm. »Hey, alles okay? Was war das eben?«
    »Mir war kurz ... etwas übel ...«, antwortete er, eine Hand gegen die Wand gestützt. »Ich dachte, ich muss kotzen ...«
    Ich starrte ihn nervös an. Das waren keine guten Sympt o me!
    Mein Gehirn begann zu rattern.
    Ich suchte in meinem kleinen medizinischen Wissensfu n dus, den ich den Klinik-Geschichten meiner Mutter zu ve r danken hatte, nach einer Ursache für Sergios Befinden. Leider kam ich aber auf nichts Brauchbares.
    »Vielleicht solltest du ins Krankenhaus?«, sagte ich schließlich in der Hoffnung, dass er zustimmen würde. Ihn in ärztliche Hände zu übergeben, erschien mir als das einzig Richtige.
    Er machte eine eindeutig abwehrende Geste und fasste sich an die Stirn. Ich bekam einige kalte Spritzer ab, die ich mir mit dem Ärmel aus den Augen wischte.
    »Brauch ich nicht«, erwiderte er entschieden. »Ich brauch keinen Arzt, echt nicht. Es geht mir schon besser ... Reichst du mir mal das Handtuch?«
    Ich nahm ein Badehandtuch aus dem Schrank und hielt es ihm auf.
    »Aber warum ist dir dann so schlecht?«
    Sergio lächelte angestrengt. »Ich sagte doch, es geht schon wieder.«
    Er stieg vorsichtig aus der Dusche, trocknete sich kaum ab und wickelte das Handtuch um die Hüften. Da er nicht mehr schwankte, glaubte ich, dass ihm die kalte Dusche tatsächlich geholfen haben musste.
    »Die Kohle sollte ich besser wegpacken, was?«, bemerkte er mit hochgezogenem Mundwinkel.
    Doch bevor er das Geld an sich nahm, stützte er sich mit beiden Händen am Waschbecken ab und hielt den Kopf g e senkt.
    »Ist dir schon wieder schwindlig?«, fragte ich besorgt, auch auf die Gefahr hin, dass ich ihn mittlerweile nervte.
    »Geht schon«, antwortete er knapp, griff nach dem Gel d bündel und drehte sich zu mir. »Ich geh besser ohne Umwege ins Bett, Lexi.«
    Er versuchte es zu überspielen, aber es war kaum zu übe r sehen, wie angeschlagen er war.
    »Warte, bitte ...«, rief ich aus und klatschte sogleich die Hand auf den Mund, da ich zu laut gesprochen hatte. Fehlte noch, dass wir jemanden wach machten und in Erklärungsnot gerieten.
    Wieder schlüpfte ich unter seinen Arm und umfasste seine Taille.
    Mit schweren Lidern sah er mich müde lächelnd an. »Du kommst doch mit ... ins Bett?«
    »Klar, ich muss ja auch irgendwo schlafen, oder?«
    »Vielleicht ... vielleicht machen wir noch etwas rum, was meinst du ...?«, flüsterte er schwach.
    Ich musste beinah lachen. »Sergio, lieber
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