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Verrueckt nach Brause

Verrueckt nach Brause

Titel: Verrueckt nach Brause
Autoren: Gabi Groger
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drückt sie Tom und mich an sich, denn Mutti
ist trotz ihrer Eigenarten die Allerbeste.
    Mein Bruder und
seine Familie sind auch schon da. Alles sitzt schon im Wohnzimmer am liebevoll
gedeckten Kaffeetisch. Die Kinder laufen umher und spielen. Dann ergreift mein
Sohn das Wort und sagt:
    „Ich muss euch jetzt
mal einen coolen Witz erzählen.“
    Na, hoffentlich
nicht wieder irgendwas Versautes, denke ich noch. Ich kenne die Witze aus der
Grundschule mittlerweile zur Genüge und die sind nicht immer jugendfrei. Meine
Mutter kann mit sowas ja gar nichts anfangen, da ist sie furchtbar altmodisch.
Und dann legt Tom auch schon los:
    „Wie nennt man eine
Straße, in der lauter Bäume stehen?“
    „Allee“, ruft meine
Schwägerin Margot.
    „Richtig. Und wie
nennt man eine Straße, in der lauter Männer stehen?“
    Tom schaut uns
erwartungsvoll an. Wir zucken die Schultern und er ruft:
    „Sackgasse.“
    Dann lacht er sich
kaputt. Wir anderen auch. Der war echt gut für'n Grundschulwitz. Nur meiner
Mutter treibt dieser an sich harmlose Witz mal wieder die Schamesröte ins
Gesicht. Wenn die wüsste, was ihr Mann so treibt. Obwohl ich es ja auch nur
vermute. Caro hat mal vorgeschlagen, ihm hinterher zu spionieren, ihn heimlich
bei seinen abendlichen Unternehmungen zu beobachten. Aber ich habe es lieber
gelassen, denn ich glaube, dass wir alle – besonders meine Mutter – mit der
Unwissenheit besser leben. Und mich geht es ja eigentlich auch nichts an,
manche Dinge bleiben vielleicht besser im Dunkeln. So wie das Vorgartenmonster.

Kapitel 6
    Die Tage und Wochen
ziehen ins Land, ich gehe zur Arbeit, mit dem Hund, hole meinen Sohn ab,
zweimal die Woche zur Therapie, die übrigens gut anschlägt, auch wenn ich’s
nicht gerne zugeben mag. Gut, dass Caro noch gar nicht daran gedacht hat, mich
danach zu fragen. Mir ging es nämlich schon nach den ersten Sitzungen bedeutend
besser, und so werde ich die zehn geplanten Sitzungen wohl aus eigener Tasche
bezahlen müssen.
    Mittlerweile habe
ich mich auch näher über die Bioresonanztherapie erkundigt und finde das Ganze
gar nicht mehr so abwegig.
    Denn jedes Lebewesen
und alle Gegenstände schwingen, strahlen eine Information ab. Bei der
Bioresonanztherapie (BRT) wird diese Erkenntnis zu Therapiezwecken angewandt,
d. h. ein Bioresonanzgerät greift die Informationen des Patienten über
spezielle Elektroden ab, analysiert sie und gibt sie über eine weitere
Elektrode wieder dem Patienten modifiziert zurück. Ist doch logisch, oder?
    Mein Leben
plätschert so vor sich hin, irgendwie ist jeder Tag gleich. Meine Freundin Caro
meint schon seit längerer Zeit, ich solle etwas Abwechslung in meinen Alltag
bringen, damit ich nicht irgendwann eingehe wie eine Primel.
    Genau das werde ich
heute Abend tun. Mein Sohn schläft, der Hund auch, jetzt tue ich mal etwas nur
für mich. In mir geistert schon länger der Gedanke, mich einfach im Internet
bei so einer Singleseite anzumelden. Braucht ja schließlich keiner zu wissen…
    Und so stöbere ich
heute Abend ein bisschen im World Wide Web. Ich bin ziemlich aufgeregt und mach
mir erst mal ein Fläschchen Wein auf. Nach einem halben Gläschen erwacht so
richtig mein Entdeckergeist. Schließlich lande ich auf einer der Singleseiten.
Ziemlich unbedarft in solchen Dingen, weiß ich nicht mal genau, wie man sich
bei sowas anmeldet, ob es was kostet usw.
    Ich öffne die
Startseite und erfahre, dass es für Frauen kostenlos ist. Das ist ja mal wieder
typisch, dass nur Kerle latzen dürfen. Selber schuld, wenn man Sklave seiner
Triebe ist. Da sind wir Frauen zum Glück ja nicht ganz so einfach gestrickt,
die meisten jedenfalls. Sich hier registrieren zu lassen, scheint ja total
einfach zu sein. Nachdem ich ein paar Statusangaben gemacht habe, kann ich mir
ein Pseudonym ausdenken, unter dem man mich hier finden kann. Zuerst gebe ich
Fischli ein. „Pseudonym schon vergeben“, erhalte ich die Meldung. O.k., dann
versuch ich es mal mit Fischerin. Auch der Name klappt nicht. Ich versuche noch
Fischersfrau und Fischlein, sogar einfach nur Fisch. Das sind all die Namen,
mit denen meine Freundin Caro mich bedenkt, seitdem ich ihr vor etlichen Jahren
gestanden habe, dass ich meinen Vornamen Birgit schon immer ganz schrecklich
fand. Das fing schon zu Grundschulzeiten an. Da konnten meine Schulkameraden
mich prima ärgern mit dem Satz: „Igitt, da kommt Birgit“. Ja, ich mochte meinen
Namen noch nie und deshalb fing Caro dann an, erst aus Spaß, später
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