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Verrueckt nach Brause

Verrueckt nach Brause

Titel: Verrueckt nach Brause
Autoren: Gabi Groger
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aus
Gewohnheit, mich mit meinem Nachnamen oder wahlweise mit Abwandlungen dessen
anzusprechen.
    Nachdem ich alles
außer Fischkopf eingegeben habe und immer die Meldung bekomme: „Dieses
Pseudonym ist leider schon vergeben“, habe ich schon fast die Schnauze voll und
gebe aus Jux die jeweils beiden Anfangsbuchstaben meines Vor- und Nachnamens
ein: Bifi. Na klasse, der Name wird angenommen. Wie kann ich den jetzt wieder
ändern? Ich habe keine Ahnung. Ach, ist doch jetzt auch egal, mir fällt eh
heute nichts Vernünftiges mehr ein, heiße ich hier halt Bifi. Na hoffentlich
melden sich bei mir jetzt nicht nur Männer mit Minisalami.
    Für den Anfang
reicht der Name, hier kennt mich ja keiner. Wie man ein Foto reinstellt,
runterlädt oder wie das heißt, habe ich auch keine Ahnung. Egal, jetzt will ich
erst mal ein wenig rumstöbern, was das Angebot so hergibt.
    Ich sitze bis nachts
um 2 Uhr in meiner kleinen gemütlichen Küche vor dem Laptop. Mann, ist das
aufregend, ich könnte glatt internetsüchtig werden. Schon kurz nach meiner
Anmeldung haben diverse Männer mein Profil besucht. Ein paar haben mich auch
angeschrieben. Ich habe jetzt schon mehrere Kontakte, u. a. mit Moonlight,
Guitarhero und Habmichlieb. Wie man sieht, sind denen auch keine besseren Namen
eingefallen.
    Leider schreiben mir
fast nur Herren ohne Bild. Vielleicht liegt’s daran, dass ich auch kein Bild
habe. Das muss ich morgen gleich ändern. Der Mann von Caro kennt sich mit sowas
sicher aus. Den rufe ich morgen Abend mal an.
    Ich bin total hibbelig
und aufgeregt, aber erstens spüre ich meinen Hintern kaum noch, zweitens
brennen mir höllisch die Augen und drittens muss ich morgen arbeiten. Mist, das
habe ich ja in meinem Internetwahn völlig verdrängt. Um 6 Uhr klingelt mein
Wecker und noch mal so einen Klopper wie mit dem vermasselten Diktat vom Berger
kann ich mir in nächster Zeit nicht leisten. Das heißt, morgen Zähne zusammen
beißen und durch. Zum Glück ist morgen Freitag und da dieses Wochenende mein
Sohn Tom bei seinem Vater verbringen wird, habe ich genug Zeit meinem neuesten
Hobby in Ruhe nachzugehen.

Kapitel 7
    Der nächste
Arbeitstag ist die Hölle. Ich schwöre mir schon, es nie wieder so zu
übertreiben, wenn ich am nächsten Tag früh raus muss. Irgendwie quäle ich mich
aber durch den Tag, ohne dass es jemandem auffällt.
    Pünktlich um 17 Uhr
steht mein Exmann Carsten vor der Tür, um Tom fürs gemeinsame Wochenende
abzuholen. Zuverlässig ist er ja, und er kümmert sich auch nach der Scheidung
noch liebevoll um seinen Sohn, was ja, wie ich oft genug bei anderen sehe,
nicht unbedingt selbstverständlich ist. Nur als Ehemann für mich war er leider
nicht tauglich. Ich konnte seine krankhafte Eifersucht, um genau zu sein, seine
völlig grundlose krankhafte Eifersucht, irgendwann einfach nicht mehr ertragen.
Die wurde mit den Jahren unserer Ehe immer schlimmer. Zuletzt konnte ich nicht
mal mehr einkaufen gehen, ohne dass Carsten dahinter ein Treffen mit anderen
Männern vermutete.
    Einmal machte er mir
eine Szene, weil er während meiner Einkaufsabwesenheit versucht hatte, mich
telefonisch zu erreichen. Mein Handy hatte ich aus Versehen zu Hause
liegenlassen. Ich war also nicht erreichbar. Für ihn sehr verdächtig.
    Als ich, vollgepackt
mit diversen Tüten, zurückkam, sah ich schon wie wild den Anrufbeantworter
blinken. Im selben Moment klingelte auch schon das Telefon, ich nahm ab und
hörte nur noch wie Carsten mich anblökte:
    „Wo warst Du? Ich
versuche schon seit Stunden, Dich zu erreichen.“
    Mir platzte – wie so
oft in unserer letzten gemeinsamen Zeit – der Kragen, und ich schrie:
    „Bei Lidl. Da gab’s
heute junge Männer im Angebot.“
    Er nahm mich beim
Wort und es herrschte danach tagelang dicke Luft. Solcherlei Ereignisse häuften
sich und wurden für mich irgendwann so unerträglich, dass ich nur noch die
Scheidung als Ausweg sah.
    Die erste Zeit war
sehr schwer für mich und Tom. Aber schließlich hatte auch er unter den
ständigen Streitereien seiner Eltern sehr gelitten und ich denke heute, dass es
die richtige Entscheidung von mir war. Denn Carsten hat sich bis heute nicht
geändert. Er hatte in den letzten Jahren diverse Freundinnen, mit denen er –
wie mir durch wohlmeinende Bekannte geflüstert wurde – wohl jedes Mal das
gleiche abzieht. Na, da bin ich jedenfalls lieber allein, denke ich, während
ich ihm das „wochenendfertige“ Kind übergebe.
    Zehn Minuten später
sitze ich schon wieder
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