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Verrueckt nach Brause

Verrueckt nach Brause

Titel: Verrueckt nach Brause
Autoren: Gabi Groger
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verschwinden. Das
kommt darauf an, wie stark die jeweilige Unverträglichkeit ausgeprägt ist.“
    Da werde ich mit 300
Euro ja nicht weit kommen. Na egal, zahlt ja eh Caro, denke ich noch, während
ich mir das Gerät, vor dem ich sitze, anschaue. Ich halte in jeder Hand eine
tennisballgroße goldene Kugel, in der jeweils ein Kabel steckt, welches in den
Apparat geht. Auf dem Kasten sind lustige Skalen und Zeiger, außerdem läuft
eine Art digitaler Countdown. So sitze ich bei geöffneter Türe da und komme mir
ziemlich bescheuert vor. Ein älterer Herr geht vorbei und lächelt mich an, oder
lacht er mich aus? Vorsichtig kicke ich mit meiner Zehenspitze die Türe zu. So,
jetzt sieht mich hier wenigstens keiner mehr.
    Es ist 17 Uhr, als
ich Tom bei Andrea abhole. Wenigstens der hatte hier seinen Spaß. Jetzt soll
ich zweimal die Woche zur Therapie, aber die nächsten Sitzungen kann ich
glücklicherweise um kurz nach zwei machen, gleich, wenn ich aus dem Büro komme.
Die machen das dann in der Mittagspause, da dafür ja keine Ärztin benötigt
wird. So gut hätte ich es auch gerne mal. Mein Geld in der Pause verdienen. Na
ja, wenigstens komme ich dann nicht so in Zeitnot. Nach der Sitzung gehe ich
dann schnell mit Ben raus und schaffe es dann auch noch, bis 16 Uhr meinen Sohn
abzuholen. Den kann ich ja jetzt schließlich nicht zweimal die Woche Andrea
aufs Auge drücken. Man soll Hilfsbereitschaft ja nicht überstrapazieren.
    Ja, so könnte es
klappen, organisiere ich die nächsten Wochen im Geiste durch.
    Als ich nach Hause
komme, klingelt schon das Telefon. Es ist meine Schwägerin Margot, die mir
sicher die neuesten Storys aus der Waldorfschule erzählen will. Seit mein
Bruder Holger Margot vor zehn Jahren kennengelernt hat, wurde er immer
wunderlicher. Margot war schon immer – wahrscheinlich von Haus aus –
Anthroposophin. Das sind die, die ihre Kinder in die Waldorfschule schicken.
Dort lernen die Kleinen dann schon früh, ihren Namen zu tanzen. So natürlich
auch mein Neffe und meine Nichte, das Zwillingspärchen Till und Karla.
    Verstehen Sie mich
nicht falsch, ich mag meine Schwägerin eigentlich ganz gerne, sie ist an sich
ein guter Mensch, und man soll ja auch tolerant bleiben gegenüber anderen
Weltanschauungen, aber gerade in solchen Momenten wie jetzt, wenn ich nach
einem langen Tag endlich nach Hause komme und nur noch meine Ruhe haben will,
ist sie mir echt zu anstrengend. Als sie gerade anfangen will, mir ihr neuestes
vegetarisches Rezept ans Herz zu legen, sage ich:
    „Margot, sei mir
bitte nicht böse, aber es klingelt gerade an der Tür“ – dabei betätige ich die
Türglocke -.
    „Ja, ich hab’s
gehört. Sorry, ich melde mich dann die Tage noch mal.“
    „Tu das. Tschau.“
    Die bin ich erst mal
los, vegetarisches Rezept, mag ja ganz lecker sein, aber, wenn man sowas nur
isst? Die ganze Familie ernährt sich nämlich rein vegetarisch. Wenn ich die
Kinder schon mal hier habe, fragen sie mich fast panisch, ob im Essen auch kein
Fleisch ist. Ob das normal ist für Achtjährige? Na, ich weiß nicht, aber es
geht mich ja Gott sei Dank auch nix an. Hauptsache mein lieber Bruder ist
glücklich mit ihr, wenn er dafür auch Anthroposoph werden musste…
    Immer noch besser
als Drogenabhängiger oder Massenmörder.

Kapitel 4
    Heute hat Andrea
etwas vor, und so ist es selbstverständlich, dass ich ihren Sohn Oliver mit vom
Hort abhole. Das ist bei uns ein gegenseitiges Geben und Nehmen. So wie es sein
sollte und meiner Meinung nach auch selbstverständlich ist. Aber man kennt ja
auch die Sorte Eltern, deren Blagen man ständig bei sich zu Hause sitzen hat,
die bei einem mit essen, die man teilweise mit auf Ausflüge nimmt, ohne dass da
jemals eine Gegenleistung kommt.
    Als wir zu Hause
sind, mache ich uns erst mal eine Kleinigkeit zu essen.
    Später mache ich mit
den beiden Kindern noch ein paar Faxen. Einer muss immer versuchen, die anderen
zum Lachen zu bringen. Wenn man es schafft, ist der Nächste dran. Jetzt bin ich
an der Reihe und habe eine tolle Idee.
    „Moment, komme
sofort“, damit laufe ich schnell ins Badezimmer und male mir vor dem Spiegel
mit meinem Augenbrauenstift „Haare“ zwischen meine Augenbrauen, so dass es so
aussieht, als hätte ich nur eine lange zusammengewachsene Braue. Ich sehe aus
wie Bert von der Sesamstraße, und als ich zurück ins Kinderzimmer komme, biegen
sich die beiden Jungs gleich vor Lachen.
    „Das ging ja
schnell“, triumphiere ich.
    „Jetzt bist Du
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