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Verrueckt nach Brause

Verrueckt nach Brause

Titel: Verrueckt nach Brause
Autoren: Gabi Groger
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wäre gelöst. Schnell noch mal über alles drüber bügeln und der
Nachmittag kann kommen.
    Um halb drei sitze
ich im Eiscafé Alfredo. Es ist ein sonniger Maitag, und so habe ich mich für
einen der Tische draußen auf der Terrasse entschieden. Von hier aus habe ich
die Fußgängerzone im Blick und bin gewappnet, wenn Ahoibrausen-Dirk erscheint.
    Um 14 Uhr habe ich
Tom zu seinem Vater gebracht. Dort ist er erst mal gut aufgehoben. Dann habe ich
mich auf in die Stadt gemacht, habe ein paar Ecken vom Alfredo entfernt einen
Parkplatz gefunden und war eine halbe Stunde vorm Termin hier. Bei sowas bin
ich gerne viel zu früh da. So kann ich mir den Platz aussuchen und schon mal
die Umgebung checken. Ich komme mir dann vor, als hätte ich den Heimvorteil.
    So sitze ich
ziemlich aufgeregt an meinem Tischchen und schlürfe schon mal einen Latte. Mit
meinem Darmtrakt ist zum Glück wieder alles in Ordnung, aber ich habe mir fest
vorgenommen, heute bei meinem ersten Blind Date nichts zu essen. Schließlich
möchte ich nicht riskieren, dass mir mein Hosengummi platzt. Sicher ist sicher.
    Während ich so
wartend dasitze, beobachte ich die vorbeilaufenden Menschen. Ich liebe es,
Leute zu beobachten. So vergeht die Zeit wie im Fluge, im Nu ist es 14:50 Uhr.
Da sehe ich einen großen, braungebrannten Mann mit Glatze im schicken Anzug in
der Fußgängerzone. Der sieht ja gut aus. Ich will schon aufspringen und auf
mich aufmerksam machen, als ich – gerade noch rechtzeitig – sehe, wie er auf
eine Frau zuläuft, sie mit Küsschen begrüßt und dann mit ihr in die andere
Richtung weiterzieht. Während ich den Beiden noch enttäuscht hinterher starre,
tritt ein Mann an meinen Tisch.
    „Hallo, ich bin der
Dirk, und Du musst Birgit sein“, sagt er freundlich lächelnd und gibt mir zur
Begrüßung die Hand.
    „Oh, äh, ja, die bin
ich. Hallo Dirk“ - So viel zum Heimvorteil -.
    Aus meiner Tasche
krame ich ein Päckchen „Ahoj-Brause“, das ich ihm übergebe. Ich hatte das noch
zu Hause für einen Riesengag gehalten, aber er nimmt es nur an sich und bedankt
sich.
    Während er sich
setzt, mustere ich ihn verstohlen. Er ist groß, hat eine Glatze und blaue
Augen. Seine Beschreibung stimmte ja. Nur, was ich mir da reininterpretiert
hatte, kann der Realität leider nicht standhalten. Er ist weder braungebrannt,
sondern eher milchig weiß, noch hat er das interessante Flair eines
erfolgreichen Geschäftsmannes. Er ist nicht hässlich, eher Durchschnitt, hat
freundliche Gesichtszüge und eine schlanke Figur. Aber seine Klamotten gehen
gar nicht. Er trägt eine hellblaue Karotten-Jeans (Modell 80er Jahre), ein
einfaches weißes T-Shirt in die Hose reingesteckt, schwarze Slipper und dazu
ein absolutes No-Go: weiße Tennissocken!
    Während ich ihn noch
taxiere, redet er schon mal auf mich ein. Ungefragt erzählt er mir von seiner
Frau und seinem Sohn. Sohn finde ich ja o.k., aber beim ersten Date von der
Noch-Ehefrau zu sprechen, finde ich dann schon ziemlich verwegen. Ich komme
kaum zu Wort, und so lasse ich ihn reden. Da kann ich ihn mir noch mal in Ruhe
bei angucken. Er ist einer der Männer, die sich selbst gerne reden hören.
Während seiner, zugegebenermaßen teilweise witzigen Anekdoten, lacht er
zwischendurch schallend. Dabei öffnet er ziemlich weit den Mund und gibt den
Blick frei auf eine Reihe schwarzer Backenzähne. Trägt man das jetzt so in
Geschäftskreisen? Schließlich kommt er zu seinem Lieblingsthema: dem Geschäft.
Da lass ich mich jetzt nicht länger lumpen und sage ganz gezielt:
    „Jetzt mal raus mit
der Sprache. Was für ein Geschäft hast Du denn?“
    Und was dann kommt,
setzt allem die Krone auf:
    „Ich bin Inhaber
einer Hallo-Pizza-Filiale.“
    Jetzt bin ich baff.
Hallo Pizza, ist das nicht dieses Franchise-Unternehmen? Also 'ne goldene Nase
kann man sich mit sowas garantiert nicht verdienen. Und darum macht der
wochenlang so’n Aufhebens. Ich bin auf die absolute Mogelpackung reingefallen.
    „Hallo Pizza“, sage
ich, „beeindruckend.“
    Und er selber
scheint sehr beeindruckt von sich zu sein.
    Das muss ich jetzt
erst mal verdauen.
    „Ich muss mal für
kleine Mädchen“, sage ich und entschwinde zur Damentoilette.
    Wie werde ich den
jetzt am elegantesten wieder los?, denke ich pullernd, während mein Handy in
der Tasche piept.
    Im Toilettenvorraum
angekommen, lese ich neugierig die SMS, die Dirk mir gerade geschrieben hat:
    Ich bin sehr angenehm überrascht. Du gefällst mir. Ich Dir auch?
    Ja, sind wir
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