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Verrueckt nach Brause

Verrueckt nach Brause

Titel: Verrueckt nach Brause
Autoren: Gabi Groger
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Da sollte ihr Exmann dann auch dabei sein.“
    „Wieso
Erziehungsberatung? Ich bin hier, weil bei meinem Sohn Tests gemacht werden
sollen.“
    „Wissen Sie, in den
meisten Fällen stellt sich bei der Beratung heraus, dass die Probleme gar nicht
beim Kind liegen.“
    „Was soll das denn
heißen? Dass ich hier, weil ich alleinerziehend bin, mal wieder den schwarzen
Peter zugeschoben bekomme, weil ja in so einem Fall von vornherein feststeht,
woran es liegt?“
    „Frau Fischer, so
beruhigen Sie sich doch. Ich halte nun mal nicht viel von vorschnellen Tests,
bei denen Kinder in Schubladen gesteckt werden.“
    „Wieso Schubladen?“
    „Also, wenn bei
Ihrem Sohn herauskommen sollte, dass er beispielsweise eine
Konzentrationsschwäche hat, dann wird er doch in die Schublade „Kind mit
Konzentrationsschwäche“ gesteckt, aus der er nicht mehr herauskommt.“
    „Wo ist dabei das
Problem, Frau Barth? Wenn ich meinem Sohn helfen möchte, muss ich ihn ja wohl
in eine bestimmte Schublade stecken, oder?“
    „Nein, das sehe ich
vollkommen anders. Sie wollen also keinen Termin für die Erziehungsberatung?“
    „Nein, ich habe
keine Erziehungsprobleme. Ich möchte lediglich, dass sie zwei Tests bei meinem
Sohn durchführen.“
    „Ohne vorherige
Beratung lehne ich das ab.“
    „Schönen Tag noch,
Frau Barth und vielen Dank für Ihre Hilfe“, sage ich ironisch und verlasse wütend
ihr Büro.
    Drei Monate habe ich
gewartet, um von der Bärtigen so blöd abgekanzelt zu werden. Ich bin es leid,
als Alleinerziehende ständig diskriminiert zu werden. Aber was mache ich jetzt
mit Tom? Ich denke, ich werde gleich mal ein wenig im Internet recherchieren,
wäre ja gelacht, wenn ich nicht irgendwo einen Termin für zwei dusselige Tests
kriege.
    Zu Hause angekommen
setze ich mich dann auch sofort vor den PC. Nach längerem Suchen stoße ich auf
die Adresse eines Psychologen, der derartige Tests durchführt, allerdings gegen
Bezahlung. Aber anders geht es ja wohl auch nicht. Ich habe keinen Bock,
irgendwelchen Sozialtussen in den Arsch zu kriechen, damit sie mir einen Termin
für kostenlose Tests geben.
    Also wähle ich die
Nummer des Psychologen. Ich habe Glück, er geht gleich an den Apparat und in
einem kurzen Gespräch erklärt er mir die Vorgehensweise, und wir vereinbaren
sofort einen Termin für nächste Woche. Für beide Tests berechnet er ca. 150,00
Euro. Das ist zwar wieder mal 'ne Stange Geld, aber das ist es mir jetzt wert.
Ich werde das Geld von meinem Sparbuch nehmen und dann habe ich nächste Woche
schon das Ergebnis. Da sieht man mal wieder, wie schnell alles gehen kann, wenn
man dafür ordentlich löhnt.

Kapitel
20
    Heute ist schon Mittwoch.
Der Countdown läuft.
    In der Arbeit
bespreche ich mit Sandra mein Jeansproblem. Meine Kollegin hat vollstes
Verständnis für mich und rät mir dazu, mir in der Apotheke heute schnell noch
Tabletten zu besorgen, durch die man innerhalb weniger Tage einige Pfunde
verlieren soll.
    Auf dem Rückweg von
der Arbeit, springe ich schnell in die Apotheke und besorge mir besagte
Tabletten, die - wie die freundliche Apothekerin mir erklärt - das aus der
Nahrung aufgenommene Fett abspalten, so dass man es sofort ausscheidet.
    Frohen Mutes nehme
ich nach dem Essen die erste Tablette. Im Kopfe rechne ich mir aus, dass eine
dieser Pillen schon bald den Wert eines Kleinwagens hat. Aber über so
nebensächliche Dinge mache ich mir heute keine Gedanken. Nur das Ergebnis zählt
schließlich.
    Als ich am
Donnerstag in die Arbeit komme, wundere ich mich, dass die gesamte
Anwaltskanzlei so blitzeblank und aufgeräumt wirkt.
    „Die Japaner kommen
doch heute“, klärt mich Sandra auf.
    „Ach ja, stimmt.“
    Bei den Japanern
handelt es sich um die wichtigsten Klienten unserer Kanzlei, eine japanische
Firma mit Sitz in Düsseldorf, deren Vorstand heute um 10 Uhr einen Termin bei
uns hat. Da wird immer ein Riesenaufhebens drum gemacht. Alle unsere
Rechtsanwälte und eben die wichtigen japanischen Herrschaften sitzen dann
stundenlang in unserem Konferenzraum und besprechen Vertragsdinge.
    Die Vorsteherdrüse
ist dann immer total herausgeputzt und darf Kaffee und Kuchen servieren. Ich
beneide sie nicht um diese Aufgabe, aber sie führt sie jedes Mal mit größter
Wichtigkeit aus.
    Apropos
Vorsteherdrüse, wo ist die überhaupt? Die kommt doch sonst nie zu spät und
schon gar nicht an einem so bedeutenden Tag.
    „Sag mal, Sandra,
hast Du die Ringel schon gesehen?“, will ich deshalb
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