Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Verruchte Lady

Titel: Verruchte Lady
Autoren: Amanda Quick
Vom Netzwerk:
auf.
    »Sind Sie umgeknickt, als ich Sie auf den Boden gestellt habe?« Gabriel klang ehrlich besorgt. »Das tut mir leid, Madam. Lassen Sie mich Ihnen helfen.«
    »Nein, ich bin nicht umgeknickt«, sagte Phoebe ungeduldig. »Mein linkes Bein ist etwas schwach, das ist alles. Ein Kutschenunfall.«
    »Ich verstehe«, sagte Gabriel. Er klang nachdenklich.
    Phoebe fragte sich, ob dieser Makel ihn wohl störte. Auf jeden Fall hatte er schon andere abgeschreckt. Nur wenige Männer forderten eine Frau, die hinkte, auf, mit ihnen Walzer zu tanzen. Normalerweise war ihr das egal. Sie war es gewohnt. Aber sie stellte fest, daß sie der Gedanke schmerzte, Gabriel könnte einer dieser Männer sein, für die eine Frau perfekt sein mußte.
    »Wenn ich den Eindruck erwecke, etwas nervös zu sein«, sagte Phoebe mit brummiger Stimme, »dann liegt das daran, daß ich Sie schließlich nicht besonders gut kenne, Sir.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher«, sagte Gabriel mit leicht amüsierter Stimme. »Sie sind gerade im Begriff, mir das dritte Manuskript zu stehlen. Sie scheinen mich demnach recht gut zu kennen.«
    »Ich stehle es Ihnen nicht, Mylord.« Phoebe hob die Hand und zog den zweiten dunklen Schleier über den Rand ihres kleinen Huts. Einer reichte vielleicht nicht, um ihr Gesicht im Licht des Cottages zu verbergen. »Ich betrachte uns als Rivalen, nicht als Feinde.«
    »Da ist kein großer Unterschied, wenn es um solche Dinge geht. Aber seien Sie gewarnt, Madam. Vielleicht haben Sie Ihr Glück heute zu sehr herausgefordert.«
    Phoebe klopfte eilig. »Machen Sie sich keine Sorgen, Wylde.
    Ich bin sicher, daß sich Ihnen noch genügend Möglichkeiten bieten werden, dieses Spiel zu gewinnen.«
    »Zweifellos.« Gabriels Augen ruhten auf Phoebes dicht verschleiertem Gesicht, als hinter der Tür Fußtritte hallten. »Auf jeden Fall werde ich in Zukunft alles daransetzen, Ihre Herausforderung anzunehmen.«
    »Ich war bis jetzt ganz zufrieden mit dem Wettstreit«, sagte Phoebe. Sich auf ein Wortgefecht mit Wylde einzulassen war, als würde man ein Stück rohes Fleisch an einem Tiger vorbeischleifen. Auf jeden Fall war es alles andere als ungefährlich. Aber sie mußte unbedingt sein Interesse wachhalten, sonst verschwände er vielleicht einfach wieder in der Nacht. Wieder einmal bedauerte sie, daß es kaum noch Ritter gab. Die Auswahl war wirklich begrenzt.
    »Wenn Ihnen der Wettstreit bis jetzt gefällt«, sagte Gabriel, »dann liegt das nur daran, daß Sie bisher immer gewonnen haben. Aber das wird sich ändern.«

Kapitel 2
    Die Tür zu Nashs Cottage öffnete sich, und eine kräftige Haushälterin mittleren Alters mit schmuddeliger Haube und Schürze spähte hinaus.
    »Wer sin’ Sie?« fragte die Frau mißtrauisch.
    »Sei’n Sie so freundlich und sagen Sie Ihrem Herrn, daß die Person, der er kürzlich ein mittelalterliches Manuskript verkauft hat, hier ist, um es abzuholen«, sagte Phoebe. Sie warf einen Blick in den Flur hinter der Frau. Die Wände waren mit Regalen vollgestellt, die bis zur Decke reichten und die unter den zahllosen ledergebundenen Büchern zusammenzubrechen drohten. Weitere alte Schriften türmten sich auf dem Boden.
    »Also hat er noch eins von den Dingern verkauft, he?« Die
    Haushälterin nickte zufrieden. »Das is’ ein Segen. Er muß mir noch meinen Lohn zahl’n. Schuldet mir inzwischen ’n ganz schönes Sümmchen. Aber diesmal werde ich dafür sorgen, daß er mich bezahlt, bevor er den Händlern ihr Geld gibt. Letztes Mal war nichts mehr übrig, als die Reihe an mir war.«
    »Nash hat ein Buch aus dieser Sammlung verkauft, um seine Rechnungen zu begleichen?« fragte Gabriel, als er hinter Phoebe den engen Flur betrat. Sein schwerer Mantel wirbelte um seine spiegelblank polierten Lederstiefel.
    »E'gan hat ihn schließlich dazu überredet. Man hätte denken können, daß Mr. Nash ’n Zahn gezogen worden wäre.« Die Haushälterin seufzte, als sie die Tür schloß. »Er erträgt es einfach nich’, sich von irgendeinem seiner alten Bücher zu trennen. Sie sin’ alles, wofür er sich interessiert.«
    »Wer ist Egan?« fragte Phoebe.
    »Sein Sohn. Gott sei Dank kommt er ab un’ zu vorbei, um nach dem Rechten zu sehn. Wenn er das nich’ täte, würde hier alles drunter un’ drüber gehn.« Die Haushälterin führte sie ans Ende des Flures. »Keine Ahnung, was wir gemacht hätten, wenn Egan Mr. Nash nich’ überredet hätte, ein oder zwei von den verstaubten alten Dingern zu verkaufen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher