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Verruchte Lady

Titel: Verruchte Lady
Autoren: Amanda Quick
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seltsam, finden Sie nicht?«
    »Zweifelsohne würde er sehr gut in die bessere Gesellschaft passen«, erwiderte Gabriel trocken. »Die meisten Menschen in diesen Kreisen sind die ganze Nacht unterwegs und schlafen dann tagsüber. Aber trotzdem hatten Sie wahrscheinlich recht, als Sie beschlossen, ihn nicht allein um Mitternacht aufzusuchen.«
    Phoebe lächelte. »Es freut mich, daß Sie meinen Plan, einen Begleiter mitzunehmen, gutheißen.«
    »Ich heiße ihn gut, aber ich muß gestehen, daß Ihre Vorsicht mich überrascht«, sagte Gabriel mit der Präzision eines Fechters, der einen Treffer landet. »Bisher haben Sie keinen großen Hang zur Vorsicht gezeigt.«
    Gabriels Sarkasmus ließ Phoebe erröten. »Wenn man auf einer heiligen Mission ist, dann muß man Mut beweisen, Mylord.«
    »Sie sind also auf einer heiligen Mission?«
    »Ja, Mylord, das bin ich.«
    »Ich verstehe. Da wir gerade davon sprechen, ich bin heute abend ebenfalls hier, weil ich gewisse Nachforschungen anstellen möchte.«
    Ein leichter Schauer durchlief Phoebe. »Ja, Mylord? Und was für Nachforschungen, wenn ich fragen darf?«
    »Es war nicht allein die Aussicht darauf, Nashs Manuskript zu sehen, bevor Sie es an sich nehmen, die mich hierhergeführt hat, meine verschleierte Lady.«
    »Tatsächlich, Mylord?« Vielleicht hatte ihr Plan funktioniert. Vielleicht hatte sie wirklich sein Interesse geweckt, genau wie sie gehofft hatte. »Sie sind also interessiert zu erfahren, was ich Ihnen zu sagen habe?«
    »Nicht besonders. Aber ich bin daran interessiert, die Bekanntschaft meiner neuen Gegenspielerin zu machen. Ich glaube, man sollte seine Feinde immer kennen.« Gabriel musterte sie kalt. »Ich weiß nicht, wer Sie sind, Madam, aber Sie haben mich lange genug an der Nase herumgeführt. Ich habe genug von Ihren Spielchen.«
    Phoebes aufkommendes Hochgefühl erhielt einen neuen Dämpfer. Sie war noch weit davon entfernt, ihre heilige Mission erfolgreich zu beenden. »Ich nehme an, daß wir uns noch häufiger begegnen werden. Wie Sie bereits sagten, sind wir schließlich hinter denselben Büchern und Manuskripten her.«
    Das Leder von Gabriels Sattel knirschte leise, als er seinen Hengst ein paar Schritte näher führte. »Und, haben Sie Ihre kleinen Siege über mich genossen, meine verschleierte Lady?«
    »Sehr sogar.« Trotz ihrer Nervosität mußte sie lächeln. »Ich bin mit meinen jüngsten Errungenschaften sehr zufrieden. Sie erweitern hervorragend meine Bibliothek.«
    »Ich verstehe.« Es folgte eine kurze Pause. »Halten Sie es nicht für gewagt, mich zu bitten, Ihnen bei Ihrem jüngsten Coup behilflich zu sein?«
    Es war viel gewagter, als er wußte, dachte Phoebe besorgt. »Die Sache ist die, Mylord. Sie sind einer der wenigen Menschen in ganz England, der meine erst kürzlich gemachte Entdeckung zu würdigen weiß.«
    »Ich weiß sie gewiß zu würdigen. Sehr sogar. Und eben darin liegt die Gefahr.«
    Phoebes Hände zitterten leicht. »Gefahr?«
    »Was, wenn ich beschließe, Ihnen das Manuskript gewaltsam zu entreißen, nachdem Sie es bei Mr. Nash abgeholt haben?« fragte Gabriel tödlich leise.
    Phoebe erstarrte. Diese Möglichkeit hatte sie nicht bedacht. Wylde war schließlich ein Graf. »Seien Sie nicht lächerlich. Sie sind ein Gentleman. So etwas würden Sie nicht tun.«
    »Geheimnisvolle verschleierte Ladys, die Gentlemen wie mir Gegenstände vor der Nase wegschnappen, die diese unbedingt haben möchten, sollten nicht allzu überrascht sein, wenn eben diese Gentlemen ungeduldig werden.« Gabriels Stimme wurde hart. »Wenn es sich bei Nashs Manuskript tatsächlich um eine echte Legende von der Tafelrunde aus dem vierzehnten Jahrhundert handelt, so wie er behauptet, dann will ich es haben, Madam. Nennen Sie mir Ihren Preis.«
    Spannung ließ die Luft zwischen ihnen knistern. Phoebe sank kurz der Mut. Sie mußte sich zusammennehmen, um nicht ihre Stute herumzuwirbeln und im gestreckten Galopp zum Landsitz der Amesburys zurückzureiten, wo sie zu Gast war. Sie fragte sich, ob Ritter im Mittelalter wohl auch so verdammt schwierig gewesen waren.
    »Ich bezweifle, daß Sie meinen Preis bezahlen könnten, Sir«, flüsterte sie.
    »Nennen Sie ihn, und wir werden sehen.«
    Phoebe fuhr sich mit der Zunge über ihre trockenen Lippen. »Die Sache ist die, Sir. Ich habe nicht die Absicht, das Manuskript zu verkaufen.«
    »Sind Sie sich da sicher?« Gabriel führte seinen Hengst noch etwas näher. Das riesige Tier neigte den Kopf und schnaubte
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