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Verruchte Lady

Titel: Verruchte Lady
Autoren: Amanda Quick
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Kasten in Gabriels Händen. »Tja, ein Kasten weniger zum Abstauben. Obwohl er wahrscheinlich losgehn wird, um zehn neue Bücher dafür zu kaufen. Ich muß schon Glück ham, wenn ich diesmal mein Geld kriege.«
    »Dann wünsche ich Ihnen alles Gute, Mrs. Stiles«, sagte Gabriel. Er nahm Phoebes Arm und führte sie hinaus in die Nacht.
    »Sobald ich auf dem Pferd sitze, kann ich das Manuskript nehmen«, beeilte Phoebe sich zu sagen.
    »Vertrauen Sie mir etwa nicht?«
    »Das ist keine Frage des Vertrauens.« Sie weigerte sich, sich von ihm noch mehr aufregen zu lassen. »Schließlich weiß ich, daß Sie ein Gentleman sind.«
    »Das sagten Sie bereits.« Er stellte den Kasten auf einen Stein, umfaßte Phoebes Taille und schwang sie hinauf in den Sattel. Ohne sie loszulassen, blickte er in ihr verschleiertes Gesicht. »Sie scheinen zu denken, daß Sie eine Menge über mich wissen.«
    »Das tue ich auch.« Sie bemerkte, daß sie seine Schultern umklammerte. Eilig zog sie die Hände zurück und ergriff die Zügel ihrer Stute.
    »Wieviel genau wissen Sie über mich, Madam?« Gabriel ließ sie los und packte die Zügel seines Hengstes. Er stieg mühelos in den Sattel und steckte den Kasten mit dem Manuskript unter die schweren Falten seines Mantels.
    Es war an der Zeit zu sprechen. Phoebe wählte ihre Worte sehr sorgsam, als sie langsam den Weg hinabritten. Sie hatte ihren einsamen Ritter aus der Reserve gelockt, aber sie hatte ihr Ziel noch nicht erreicht. Sie wollte ihn neugierig machen, damit er sich bereit erklärte, ihr zu helfen, ehe sie ihre Identität verriet.
    »Ich weiß, daß Sie nach einem verlängerten Auslandsaufenthalt erst kürzlich nach England zurückgekehrt sind«, sagte sie vorsichtig.
    »Nach einem verlängerten Auslandsaufenthalt«, wiederholte Gabriel. »So kann man es sicher auch nennen. Ich war acht verdammte Jahre fort. Was wissen Sie sonst noch über mich?«
    Sein neuer Ton gefiel ihr nicht. »Nun, ich habe gehört, daß Sie Ihren Titel recht unerwartet bekommen haben.«
    »Höchst unerwartet. Wenn mein Onkel und seine Söhne nicht vor einem Jahr auf See verlorengegangen wären, hätte ich den Grafentitel niemals bekommen. Und, wissen Sie sonst noch etwas, meine verschleierte Lady?«
    »Ich weiß, daß Sie großes Interesse an Rittergeschichten und alten Legenden haben.«
    »Offensichtlich.« Gabriel blickte sie an. Seine grünen Augen wirkten farblos im Licht des Mondes, aber die Herausforderung in seinem Blick blieb ihr nicht verborgen. »Sonst noch was?«
    Phoebe atmete tief ein. Sie mußte härtere Geschütze auffahren. »Ich weiß, was die meisten Mitglieder der besseren Gesellschaft nur allzugern wüßten. Ich weiß, daß Sie der anonyme Autor des Ritterzugs sind.«
    Diese Aussage verfehlte ihre Wirkung nicht. Gabriels Verärgerung war offensichtlich. Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Verdammt. Sie haben sich wirklich Mühe gegeben. Woher wissen Sie das?«
    »Oh, ich habe so meine Quellen«, versuchte Phoebe mit fröhlicher Stimme zu sagen. Sie konnte ihm schwerlich die ganze Wahrheit sagen. Noch nicht einmal ihre Familie kannte ihr größtes, dunkelstes Geheimnis.
    Gabriel brachte seinen Hengst abrupt zum Stehen. Eine seiner Hände schoß vor und umklammerte Phoebes Handgelenk. »Ich habe gefragt, woher Sie das wissen. Ich erwarte eine Antwort, Madam.«
    Phoebe erschauderte. Seine Finger gruben sich tief in ihre Handgelenke, und sein Gesicht war starr in der Dunkelheit. Sie wußte, daß er meinte, was er sagte. Er erwartete eine Antwort.
    »Ist Ihnen das so peinlich?« fragte sie atemlos. »Alle Welt fragt sich, wer wohl der Autor des populärsten Buches der Saison ist.«
    »Hat Ihnen mein Verleger gesagt, daß ich es war? Verdammt, Madam, haben Sie Lacey bestochen?«
    »Nein, das habe ich nicht getan. Das schwöre ich.« Sie konnte ihm wohl kaum erzählen, daß sie die geheimnisvolle Person im Hintergrund war, die Josiah Laceys beinahe bankrotten Verlag letztes Jahr gerettet hatte. Mit dem Geld, das sie von dem großzügigen Taschengeld gespart hatte, das ihr Vater ihr ausbezahlte, und mit den Gewinnen aus dem Verkauf einiger ihrer wertvollen Bücher an andere Sammler. Niemand wußte etwas davon, und so mußte es auch bleiben. Ihre Familie wäre entsetzt, wenn sie erführe, daß Phoebe selbständig Geschäfte machte, auch wenn sie noch so anständig und ehrenvoll waren.
    Das Abkommen, das sie mit Lacey getroffen hatte, funktionierte hervorragend, zumindest meistens. Phoebe
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