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Verraten für 1000 Dollar

Verraten für 1000 Dollar

Titel: Verraten für 1000 Dollar
Autoren: Thomas West
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erkannt. Bis jetzt glaubt der Colonel mir noch und hält ihn für einen Spion. Ich weiß nicht wie lange noch. Wenn ich fliehen muss, bevor de Carillõ angreift, beschaffe ich euch einen Schlüssel.'
    Sie faltete den Zettel zusammen. Ihre Knie schienen geschwollen zu sein, als sie das Zeughaus verließ. Mit der gleichen Klarheit, mit der sie sich selbst ihre Liebe zu Eric VanHoven eingestand, wusste sie, dass sie auf die andere Seite gehörte. Jede Brücke zu VanHoven und den Amerikanern hatte sie abgebrochen.
    Durch alles, was sie getan hatte, seit sie im Fort war. Es gab keinen Weg zurück. Bis zum bitteren Ende musste sie weitergehen. Das Ende - entweder erwartete sie dort der Tod, oder die Vernichtung des Forts.
    Sie lief zum gemauerten Kerkerbau. Ein paar Mal sah sie sich um. Die Kavalleristen waren mit ihren Pferden und Waffen beschäftigt. Keiner beachtete sie, als sie den Zettel durch das vergitterte Fenster in José Melendez' Zelle warf...
     
    *
     
    Kennedy berichtete in der ihm eigenen Knappheit. Was er zu erzählen hatte ließ an Klarheit nichts zu wünschen übrig. Und machte Eric und seine Offiziere zunächst einmal sprachlos vor Staunen.
    "De Carillõ ist mit über zwölfhundert Mann nach Süden gezogen", sagte der Captain. "Im Augenblick befindet er sich bereits einen halben Tagesritt von seinem Lager entfernt. Ich habe ihm Späher hinterher geschickt. Es gibt keinen Zweifel: Er zieht nach Süden."
    Lieutenant Huntington fasste sich als erster. "Er will den General aufhalten, um Santa Anna Luft zu verschaffen."
    Eric nickte zustimmend. "Wie viele Mexikaner sichern das Lager ab?"
    "Vielleicht zweihundert Mann, höchstens zweihundertfünfzig", sagte Kennedy, "die meisten Infanteristen."
    "Das ist die Gelegenheit!" O'Hara schlug mit der Faust auf den Kartentisch.
    Eric schwieg. "Was ist, Eric?", drängte Trevor Huntington. "Greifen wir an?"
    Eric trat ans Fenster. Kavalleristen liefen kreuz und quer über den Hof. Auf der Palisade drängten sich die Wachen. Auf der anderen Seite des Hofes, auf der Veranda der Mannschaftsräume, eine Frauengestalt in einem schwarzem Kleid. Mary-Anne. Reglos stand sie da und blickte zur Kommandantur herüber.
    Er fuhr sich mit beiden Händen durch das lange, blonde Haar. Dann drehte er sich um. "Vierzig Mann bleiben im Fort. Unter deinem Kommando, Trevor." Dann an Captain O'Hara gewandt. "Bereite alles für einen Ausfall vor, Jamie. Zweihundert Mann sollen sich fertig machen. In zwei Stunden reiten wir los. Ich führe den Angriff an..."
     
    *
     
    Zwei Stunden später. Zweihundert Kavalleristen saßen in den Sätteln. Eric hatte eine Ansprache an sie gehalten. Jetzt stieg auch er auf seine Schimmelstute. Huntington gab den Befehl das Tor zu öffnen.
    Mary-Anne kam über den Hof gelaufen. Vor Erics Stute blieb sie stehen. Sie fasste die Zügel und sah zu ihm hinauf. "Ich werde für dich beten, Liebster", sagte sie leise. "Du hast mir sehr weh getan. Aber ich liebe dich. Ich verzeih dir alles, hörst du?"
    Er nickte. "Leb wohl, Mary-Anne." Seine Hand glitt über ihr Haar, während er sein Pferd sich in Bewegung setzte. Während er auf das Tor zuritt, hatte er plötzlich das Gefühl vor seinem Glück geflüchtet zu sein, als er vor Mary-Anne davongelaufen war.
    Die Kavalleristen ritten aus dem Fort und in den Wald hinein. Erst auf der anderen Seite des Waldes ließ Eric seine Truppe in einen leichten Trab fallen. Vor Sonnenuntergang wollte er mit dem Angriff nicht beginnen.
    Drei Stunden später kam das mexikanische Heerlager in Sicht. Sie trafen auf Kennedys Späher. Ihr Bericht hörte sich günstig an: Die Mexikaner brachen in aller Seelenruhe das Lager ab und verluden ihre Material auf Maultiere und Ochsenkarren.
    Eric ließ die Truppe sich teilen. O'Hara führte hundert Reiter in gestrecktem Galopp von Norden gegen das Lager. Eric schlug einen Bogen und griff mit hundert Männer von Osten her an.
    Die Reihen der Mexikaner formierten sich überraschend schnell. Schüsse krachten durch die Dämmerung, Pulverdampfwolken erhoben sich über Infanteristenlinien, Maultiere, Zelte und Karren. Erics erster Sturm geriet ins Stocken. Das verschaffte der Hälfte der mexikanischen Truppen Raum, einen einigermaßen geordneten Rückzug anzutreten.
    O'Hara griff die flüchtenden Einheiten an und jagte ihnen bis an das Ufer des Rio Grande hinterher. Ein Teil der Mexikaner konnte sich über die Brücke absetzten. Viele stürzten sich in die Fluten und versuchten schwimmend das andere
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