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Verraten für 1000 Dollar

Verraten für 1000 Dollar

Titel: Verraten für 1000 Dollar
Autoren: Thomas West
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Recht - sie war wirklich eine Spionin."
    Jetzt empfand Eric etwas. Einen brennenden Schmerz, als würde ihm jemand von innen die Brust aufschlitzen. Er wusste längst Bescheid. Er hatte Jane - oder wie auch immer sie in Wahrheit heißen mochte - in der Kommandantur ein und ausgehen sehen. Doch die Wahrheit war zu bitter, als dass er sie schon geschluckt hätte.
    "Hölle und Teufel", krächzte O'Hara. "Da haben wir uns ein gewaltiges Kuckucksei ins Nest geholt!"
    "Sie hätten diese Frau überprüfen müssen, Colonel", sagte Lucrady aus der Dunkelheit.
    "Und du hättest deine Schwadronen besser zusammenhalten müssen, Lucrady!", blaffte O'Hara. Eric sagte kein Wort.
    Gegen Abend stand er noch immer am Zellenfester und starrte hinaus. Die Tür zur Kommandantur öffnete sich. Ein Mann in schwarzem Mantel und schwarzem Hut trat heraus. Jeremy Looper - aber den Namen kannte Eric zu diesem Zeitpunkt nur vom Hörensagen.
    Ihm folgten Luisa und fünf weitere Männer, darunter die beiden Mexikaner, die vor ihm und Mary-Anne in dieser Zelle gesessen hatten. Sein Herz krampfte sich zusammen. Vor Scham. Als letzte verließen General de Carillõ und sein Adjutant die Kommandantur. Sie schritten über den Exerzierhof und verschwanden aus Erics Blickfeld. Kurz darauf öffnete sich die Tür zum Zellentrakt. Vier mexikanische Offiziere tauchten vor Erics Zelle auf. Unter ihnen de Carillõ.
    "Ich kann ihre Verwundeten nicht versorgen, Colonel." Er sprach in harschem, geschäftsmäßigen Tonfall. "Wir haben selber genug davon. Die Gefangenen bekommen zu essen und zu trinken. Die Tage werden wärmer. Ich denke, niemand wird krank werden."
    "Wie viele?", fragte Eric heiser.
    "Dreiundfünfzig Mann außer ihnen und ihren beiden Offizierskameraden." Also waren noch mehr gefallen, als Eric geglaubt hatte. Oder sollte einigen die Flucht gelungen sein?
    "Wie fanden Sie meinen strategischen Schachzug, Colonel VanHoven?" Der General zog einen Zigarillo aus der Uniformtasche. Er bot Eric einen an. Der griff zu. De Carillõs Adjutant gab ihnen Feuer.
    "Ich denke er wird in die Militärgeschichte eingehen." Eric rauchte schweigend. Der Mexikaner schien auch keinen Kommentar von ihm zu erwarten. "Wenn dieses Land nach dem Krieg an seinen rechtmäßigen Besitzer, an Mexiko, zurückgeht, werde ich auf den Ruinen des Forts eine Stadt gründen und sie 'de Carillõ' nennen."
    Er lächelte süffisant. "Wenn Sie und ihre Nachkommen einst auf die Landkarte blicken, werden Sie immer an mich denken." Übergangslos deutete er auf Lucrady und O'Hara. "Sie beide werden übermorgen nach Mexiko City aufbrechen. Dort pflegen wir amerikanische Offiziere gefangen zu halten. Und Sie, Colonel, reisen nach Kalifornien. In Ketten, versteht sich. Der Präsident möchte sie kennenlernen. Ihr Name spricht sich schon herum."
    Er lächelte Mary-Anne zu. "Für die Senõra muss ich mir noch etwas einfallen lassen." Er winkte. "Eine angenehme Nachtruhe, Gentlemen." An der Spitze seines Trosses verließ er den Zellentrakt.
    "Arschloch", knurrte O'Hara. "Gottverdammtes, arrogantes Arschloch..."
    Eric ging wieder zum Zellenfenster und starrte hinaus. Er beobachtete, wie die Mexikaner über fünfzig seiner Kavalleristen über den Hof trieben. Die meisten waren gefesselt, einige verwundet. Er nahm an, dass man sie in eines der vor dem Feuer geretteten Gebäude sperren wollte. In das Zeughaus vielleicht, oder in Schmiede.
    Die Sonne sank, die Dämmerung fiel auf das zerstörte Fort. Eric stand noch immer und starrte ins Nichts. Ein mexikanischer Soldat fiel ihm auf. Er kam von links in sein Blickfeld. Von dort, wo gestern um die Zeit noch die Quartierbaracken gestanden hatten. Ein kleiner drahtiger Mann. Den Helm hatte er sich tief ins Gesicht gezogen. Er kam direkt auf das Zellenfenster zu.
    Zuerst hatte es den Anschein, als würde er vorbeilaufen. Doch plötzlich, direkt vor dem Fenster, blieb er stehen, klemmte sich das Gewehr mit dem Bajonett zwischen die Beine und zündete sich eine Pfeife an. "General Morton ist mit einem Kavallerie-Regiment unterwegs", raunte er, während er seine Pfeife anschmauchte. "Spätestens morgen Abend greift er an. General Taylors Truppen folgen ein paar Tage später. Haltet durch."
    Er blickte auf bevor er weiterging. Es war Burt Kennedy.
     
    *
     
    Die ganze Nacht machte Eric kein Auge zu. Er hielt Mary-Anne fest und starrte in den kleinen Ausschnitt des Sternenhimmels, den er durch sein Zellenfenster sehen konnte. Kurz vor Sonnenaufgang hörte er,
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