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Verrat und Verführung

Verrat und Verführung

Titel: Verrat und Verführung
Autoren: HELEN DICKSON
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Füße im kalten Wasser und störte die winzigen Elritzen, die unter der Oberfläche hin und her schwirrten.
    In ihr Vergnügen versunken, bemerkte sie den Reiter nicht, der im Schatten der Bäume, nicht weit entfernt, anhielt und sie beobachtete. Als er sah, wie sie ihre Röcke raffte, als sie aus dem Bach stieg, sich am Ufer niederließ und die langen, schlanken Beine ausstreckte, um sie trocknen zu lassen, lächelte er.
    Christina legte sich ins Gras, Farnwedel streichelten ihre Wangen. Vor vielfältigem Leben schien der Boden unter ihr zu summen und zu surren. Durch gesenkte Wimpern musterte sie einen glänzenden schwarzen Käfer, der hastig davonkrabbelte, bewunderte winzige blaue und weiße Blumen. Nach einer Weile setzte sie sich auf. Nur widerstrebend schlüpfte sie in ihre Strümpfe und Schuhe.
    Reglos saß der Beobachter auf seinem Pferd. Von der Schönheit der jungen Frau gefesselt, konnte er seinen Blick nicht von ihr abwenden. Nach seiner langen Enthaltsamkeit empfand er wachsende sinnliche Gefühle. Ihr hellblondes Haar fiel in üppigen Wellen über die Schultern, von der Sonne vergoldet. Plötzlich war er versucht, die Wiese zu überqueren und mit allen Fingern durch diese Locken zu streichen. Sicher würden sie sich seidenweich anfühlen. Nur mit eiserner Willenskraft widerstand er diesem Impuls und begnügte sich mit dem bezaubernden Anblick.
    Als Christina auf ihre Stute stieg, hörte sie lautes Gekläff, dem ein schmerzliches Winseln folgte. Ohne lange zu überlegen, ritt sie auf das Geräusch zu und kehrte ins kühlere Dunkel des Waldes zurück. Erstaunt sah sie einen kleinen weißen Hund von unbestimmbarer Rasse, in einem Dornengestrüpp verfangen.
    Sie kannte das bedauernswerte Tier. Eilig schwang sie sich aus dem Sattel und lief zu dem Hund, um ihn zu befreien. Da knurrte er verängstigt, fletschte die Zähne und schreckte zurück.
    „Toby – braver Hund. Du meine Güte, in welche Schwierigkeiten hast du dich gebracht?“ Sie neigte sich hinab und lächelte ihn an. „Sträub dich nicht so“, murmelte sie. „Wer ich bin, weißt du doch.“ Um ihn zu besänftigen, streckte sie eine Hand aus und atmete erleichtert auf, weil er ihre Stimme wiederkannte.
    Sobald er merkte, dass er ihr vertrauen konnte, ging das Knurren in ein Wimmern über. Er kroch auf seinem Bauch zu ihr, soweit es die Dornen zuließen, und leckte ihre Fingerspitzen ab.
    „Halt jetzt still, Toby. Gleich werde ich dich befreien. Rutsch nicht so herum! Damit machst du es mir und dir selber nur schwerer.“
    Christina kniete nieder. Vorsichtig begann sie die Zweige aus dem Hundefell zu lösen und wünschte, sie würde ihre Reithandschuhe tragen, als die scharfen Dornen sich in ihre Hand bohrten. Blutstropfen fielen auf ihr Kleid. Hinter ihr erklangen schwere Schritte, und ihr Herz pochte schneller. Entschlossen zwang sie sich, den Mann zu ignorieren, den sie für den Besitzer des Hundes hielt. Aber sie konnte ihre Furcht nicht zügeln. Ganz allein mit ihm im Wald – ein beklemmender Gedanke …
    „Oft genug habe ich Euch gesagt, Ihr sollt Euren Hund nicht überall herumlaufen lassen, wo es ihm gefällt“, warf sie ihm vor. Ihre schmerzenden Hände und ihr Mitgefühl für die gequälte Kreatur schärften ihre Stimme. „Auf der benachbarten Wiese weiden Schafe. Sollte Toby ihnen Angst einjagen, wird Farmer Leigh wahrscheinlich zu seiner Flinte greifen. Nehmt Euren Hund lieber an die Leine, wenn er Euch etwas bedeutet.“ Unfähig, dem armen im Dornengestrüpp verhedderten Tier zu helfen, kauerte sie sich auf ihre Fersen und seufzte bedrückt. Mit einem Handrücken wischte sie über ihre erhitzte Stirn und befleckte sie mit Blut. „Tut mir leid, ich kann ihn nicht von den Dornen befreien. Also müsst Ihr Euch selber um ihn kümmern.“
    Jemand kauerte sich an ihrer Seite nieder. Unter einer engen Kniehose spannten sich harte Muskeln an. Erst als der Mann sprach, erkannte sie, dass er nicht der Besitzer des Hundes war.
    „Überlasst das mir.“ Der Fremde holte ein Messer hervor. Geschickt und methodisch zerschnitt er die Zweige.
    Toby war bald erlöst, wedelte mit seinem Stummelschwanz und leckte die Hand seines Retters ab, der ihn untersuchte. Abgesehen von ein paar oberflächlichen Kratzern war der Hund unverletzt.
    Erst danach wandte sich der Mann zu der jungen Frau, die weder lächelte noch irgendetwas sagte. Mit Augen, die ein dunkles, mysteriöses Blau aufwiesen, schaute sie ihn an.
    „So, das wäre erledigt“,
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