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Verrat und Verführung

Verrat und Verführung

Titel: Verrat und Verführung
Autoren: HELEN DICKSON
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erklärte er. „Wem immer das Tier gehört, sein Halter wird uns für unseren Beistand danken. Selber hätte es sich niemals in dieser schlimmen Lage helfen können. Zweifellos war es hinter Hasen her.“
    Drei Eindrücke gewann Christina gleichzeitig – durchdringend blickende Augen in eigenartigem Silbergrau, eine tiefe, kultivierte, wohlklingende Stimme und die Hände, die Toby von den Stacheln befreit hatten. Sie verrieten die Stärke eines Mannes, den es nicht störte, sie zu beschmutzen, aber wiesen auch auf darauf hin, dass sie einem Gentleman gehörten. Diese Kombination sandte einen sonderbaren warmen Schauer über ihren Rücken. Auf die bebende Erregung, die sie erfasste, war sie völlig unvorbereitet. Dieses Gefühl ging von ihrer Brust aus, wo ihr Herz viel zu heftig klopfte, und breitete sich in ihrem ganzen Körper aus.
    Unverwandt schaute er sie an. Dann neigte er den Kopf zu ihr. Von diesen betörenden Silberaugen gebannt, die näher und näher zu ihren eigenen gerieten, konnte sie sich nicht bewegen. Das wollte sie auch gar nicht. Außerdem fehlte ihr die Kraft dazu. Der Fremde faszinierte sie und raubte ihr förmlich den Atem.
    Mit einer Hand umfasste er ihr Kinn, sein Mund berührte ihren. Ohne sich dessen bewusst zu werden, schmiegte sie ihre Lippen an seine. Der Kuss war sanft und zugleich bezwingend. Ringsum schien alles zu versinken, bis nurmehr sie und dieser Fremde existierten, in einem magischen Kreis verbunden, der die graue Wirklichkeit fernhielt.
    Wie bedeutsam diese Begegnung war, ahnte sie. Offenbar stand sie auf der Schwelle einer großen Enthüllung, deren Sinn sie noch nicht verstand. Von überwältigenden Emotionen ergriffen, glaubte sie, ihr Herz würde anschwellen. Es kam ihr so vor, als würde sie in einen dunklen, tiefen Teich voller wirbelnder Wellen hinabgezogen, in die Turbulenzen einer Sehnsucht, die sie nie zuvor gekannt hatte und die dieser Fremde zu stillen vermochte.
    Nun ließ er ihr Kinn los und rückte ein wenig von ihr ab. „Wie ich sehe, sollte ich öfter hierher reiten“, sagte er leise.
    „Und ich hätte Euch nicht erlauben sollen, mich zu küssen.“
    „Gewiss nicht“, bestätigte er lächelnd. „Aber ich hätte es gar nicht erst versuchen dürfen. Macht es Euch sehr viel aus?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Nicht allzu viel.“
    „Dann ist kein Schaden entstanden, der nicht wiedergutzumachen wäre.“
    Unentwegt schauten sie einander an. Erst jetzt bemerkte Christina, dass sein dichtes dunkles Haar nass war, nach hinten gestrichen, was die ausgeprägten Wangenknochen betonte. In die breite Stirn hing eine feuchte Locke. Ein glatt rasiertes, markantes Kinn, eine gut geformte Nase und sinnliche Lippen vervollständigten den Charakter seines Gesichts, den sie nicht zu ergründen vermochte. Über den wachsam blickenden Augen zogen sich die Brauen ein wenig zusammen und verliehen ihm einen staunenden Ausdruck.
    Er war ungewöhnlich attraktiv. Aber eine kämpferische maskuline Intensität in seinem kühnen Blick weckte ihr Unbehagen. Obwohl sie einander nur einige Sekunden lang anstarrten, schien der Moment eine Ewigkeit zu dauern, bevor sie die Lider senkte.
    Schließlich standen sie auf. Zufrieden saß der Hund zu ihren Füßen. Jetzt bemerkte Christina die gut gebaute, kraftvolle, hochgewachsene Gestalt des Mannes, seine stolze Haltung. Ohne sein Interesse zu verhehlen, musterte er sie immer noch. Eigentlich müsste mir bange sein, dachte sie, allein im Wald mit einem völlig Fremden …
    Aber sie empfand keinerlei Furcht, und das konnte sie sich nicht erklären. Trotz seiner Größe und seiner Arroganz erschien er ihr nicht bedrohlich. Wie sollte sie ihn einschätzen? Vielleicht besaß er ein kompliziertes Wesen, schwer zu fassen, und er würde das Herz der Frau brechen, die ihn liebte.
    „Natürlich habt Ihr recht, Sir“, brach sie das Schweigen und lächelte unsicher. „Ohne Eure Hilfe würde Toby nach wie vor in diesem Dornengestrüpp festsitzen. Er ist ein bisschen zerkratzt, der arme kleine Kerl. Aber wäre er in die Falle eines Wilddiebs geraten, hätte es ihn viel schlimmer getroffen. Vielen Dank für Euren Beistand. Verzeiht mir, dass ich anfangs so unfreundlich mit Euch sprach. Ich hielt Euch für Tobys Besitzer.“
    „Wenn Ihr ihn nächstes Mal trefft, werdet Ihr ihm ganz gehörig die Leviten lesen, nicht wahr? Kennt Ihr den Hundehalter gut?“
    „Eh … ich … nein“, stammelte sie, verärgert über ihre Unsicherheit. „Nicht besonders
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