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Verrat und Verführung

Verrat und Verführung

Titel: Verrat und Verführung
Autoren: HELEN DICKSON
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sein spöttisches Gelächter gellte ihr noch immer in den Ohren, als sie Oakbridge erreichte.
    Als Christina in den Stallhof ritt, eilte ihr Tom Bradshaw entgegen, um ihr zu helfen. Missbilligend starrte er den Hund an, der sie begleitete.
    Ein Mann in mittleren Jahren, arbeitete Tom seit seiner Jugend für die Familie Atherton. Er war ein Mann weniger Worte, anständig und diskret, und Christina konnte sich stets auf ihn verlassen. Rückhaltlos vertraute sie ihm. Außerdem besaß er ein bemerkenswertes Geschick im Umgang mit Pferden. Ebenso wie ihrem älteren Bruder William hatte er ihr das Reiten beigebracht, sobald sie alt genug gewesen waren, um im Sattel zu sitzen.
    Auf Oakbridge war Tom der einzige Bedienstete, der wusste, was hier vorging. Nämlich, dass der junge Master sich in eine äußerst schwierige Situation gebracht hatte, aus der er nicht so leicht herauskommen würde …
    „Bitte, Tom, kümmere dich um den Hund.“ Christina stieg ab und übergab dem Oberreitknecht die Zügel. „Ich fand ihn im Wald, in einem Dornengestrüpp gefangen. Allzu schlimm ist er nicht verletzt. Aber vielleicht solltest du ihn ein bisschen sauber machen, bevor du ihn zu seinem Besitzer bringst.“ Sarkastisch verzog sie die Lippen. „Wo du den findest, weißt du sicher. Um diese Stunde liegt er vermutlich noch im Bett.“
    Dann ging sie ins Haus, fest entschlossen, den Fremden zu vergessen. Inständig hoffte sie, ein Wiedersehen mit diesem zugleich so faszinierenden wie unausstehlichen Menschen würde ihr erspart bleiben. Und doch … Das stimmt nicht ganz, gestand sie sich bei der Erinnerung an den zärtlichen Kuss ein, beim Gedanken an die Sanftmut, die seine Augen wie silbergrauen Samt schimmern ließ. Jener Moment war ihre erste Begegnung mit der machtvollen Anziehungskraft zwischen Mann und Frau gewesen – mit einer Sehnsucht, die den Körper zu entflammen und alle zusammenhängenden Gedanken zu verscheuchen schien.

1. KAPITEL
    Im Jahr 1708, unter Königin Annes Regentschaft, sorgten Verschwörungen und Gerüchte für politische Unruhen. Die Jakobiten – die Anhänger des 1688 nach Frankreich vertriebenen katholischen Stuartkönigs Jakob II – kämpften im Untergrund gegen die nationalen englischen Interessen, um seine protestantische Tochter Anna zu entmachten und seinem Sohn aus zweiter Ehe, dem Katholiken Jakob Eduard, die Thronbesteigung zu ermöglichen. Dafür mussten sie Waffen und die Rekrutierung von Soldaten finanzieren. Einige großzügige englische Katholiken schickten Geld nach Frankreich, an den jungen Jakob Eduard; andere Katholiken, nicht so prinzipientreu und oftmals skrupellos, nutzten hinterhältige, sogar mörderische Mittel, um der jakobitischen Sache zum Sieg zu verhelfen.
    Christina Atherton, die zu einer Abendgesellschaft auf Oakbridge Hall geladen hatte, lag nichts ferner als irgendwelche Gedanken an die Jakobiten oder die Aufstände. In der Galerie neben dem Festsaal würden Musiker zum Tanz aufspielen, ein reichhaltiges Buffet und Kartenpartien waren vorgesehen, schließlich ein Feuerwerk auf dem ausgedehnten Anwesen. In einer halben Stunde sollten die Gäste eintreffen. Gewissenhaft überprüfte sie die letzten Vorbereitungen.
    Während sie in der Eingangshalle stand und frische Blumen in einer großen Vase arrangierte, erklang eine Männerstimme, und sie drehte sich zu ihrem Bruder um.
    „Wo zum Teufel steckst du, Christina?“
    „Hier, William. Bereit, unsere Gäste zu empfangen.“
    Erst jetzt sah er sie vor dem Blumenstrauß stehen. Eine Gloriole aus goldblonden Locken umrahmte ihr herzförmiges Gesicht und verlieh ihr eine ätherische Aura, die ihr zartblaues Kleid noch betonte.
    „Nie bist du da, wenn ich dich brauche!“, klagte er gereizt und zupfte an seinem Spitzenjabot.
    „Allzu weit bin ich niemals entfernt, wie du sehr wohl weißt. Ist irgendetwas nicht in Ordnung?“
    Mit großen Augen starrte er sie an, als würde ihn die Frage maßlos überraschen. „Natürlich nicht! Gar nichts ist in Ordnung.“
    Allein schon der Unterton in seiner Stimme warnte sie vor ernsthaften Schwierigkeiten. Und seine gerunzelte Stirn bestätigte die böse Ahnung. Seufzend ging sie zu ihm und rückte sein Jabot zurecht. „Was beunruhigt dich denn? Die Musiker sind angekommen, die Tische gedeckt, das Buffet ist angerichtet, das Feuerwerk …“
    „Zur Hölle mit dem Feuerwerk!“, stieß William in wildem Zorn hervor. „Das meine ich nicht.“
    „Was ist denn geschehen?“, fragte sie
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