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Verräterisches Profil

Verräterisches Profil

Titel: Verräterisches Profil
Autoren: Marcus Hünnebeck
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in den Vorgang schauen. Wie heißt Ihre Tochter?«
    »Eileen. Eileen Nolte.«
    »Einen Augenblick.«
    Sie legte den Hörer beiseite und entdeckte die Akte direkt auf dem Schreibtisch ihrer Kollegin. Aufgrund des langen Urlaubs sagte ihr der Name des Mädchens nichts. Es war ihr erster Arbeitstag, und die bisherigen Gespräche mit Arbeitskollegen hatten sich um ihre USA-Erlebnisse gedreht.
    Brückmann schlug die Akte auf und sah eine gelbe Haftnotiz, die auf dem Deckblatt klebte.
    Hauptkommissarin Bauer ermittelt in einem vier Jahre zurückliegenden Mordfall. Bis zu meiner Rückkehr nichts veranlassen!
    Zweifelnd nahm sie den Hörer in die Hand. Warum wurde sie ausgerechnet heute mit so einer Sache konfrontiert, wo sie noch unter der Zeitverschiebung litt?
    »Herr Hill, ich kann Ihnen leider nicht weiterhelfen.«
    »Wieso nicht?«
    Statt ihn mit der Lüge abzuspeisen, den Vorgang nicht gefunden zu haben, entschloss sie sich zur Wahrheit. Immerhin war Hill der Vater und hatte ein Anrecht auf Informationen.
    »Eine Notiz in der Akte Ihrer Tochter besagt, dass bis zur Rückkehr von Frau Rosenkreuz nichts unternommen werden darf, weil eine gewisse Hauptkommissarin Bauer in einem vier Jahre zurückliegenden Mordfall ermittelt. Hilft Ihnen das weiter?«
    Anstelle einer Antwort drang ihr das Besetztzeichen entgegen.

31
    Ich schaue aus dem Fenster. Dass die Bullen wegen der Hitze die Autoscheiben heruntergelassen haben, kommt mir sehr gelegen.
    Rasch packe ich zusammen, was ich benötigen werde. Dann schlüpfe ich in eine Jeanshose, in deren Bund ich die Pistole stecke. Ein langes Hemd verdeckt die Waffe.
    Zu allem bereit, verlasse ich meine Wohnung. Die Zeit der Spielchen ist vorbei.
    Sonnenlicht durchflutet den stillen Flur. Zügig laufe ich die Treppe hinab, öffne die Haustür und gehe auf den Streifenwagen zu. Einer der Polizisten wird auf mich aufmerksam. Ich schenke ihnen keinerlei Beachtung, bis ich bei ihrem Auto bin. Mein Angriff überrascht sie. Ich reiße die Pistole aus der Hose und jage dem Bullen auf der Beifahrerseite eine Kugel in den Schädel.
    Das andere Schwein reagiert schnell. Er greift nach dem Türöffner, die Tür springt auf. Bevor sich der Mann nach draußen fallen lässt, richte ich den Pistolenlauf auf ihn und drücke ab. Ich treffe seine rechte Schulter. Er stürzt mit einem Schmerzensschrei zu Boden. Hastig renne ich um den Wagen herum. Er ist auf den Knien gelandet und will gerade seine Dienstwaffe aus dem Gürtelholster ziehen. Doch letztlich hat er keine Chance. Ich presse ihm die Mündung auf die Stirn.
    Er sieht mich mit flehendem Blick an, gleichzeitig lässt er seine Waffe los.
    »Ich habe eine Familie«, flüstert er. »Meine Frau ist schwanger.«
    »Hoffentlich bist du gut versichert.«
    Ich feuere, Blut spritzt auf die Innentür des Wagens, der tödlich getroffene Körper kippt nach hinten.
    ***
    »Wie konnte das passieren?«, rief Beate über den Motorenlärm und den Krach der Sirene hinweg. Robert raste mit Vollgas und Blaulicht zum Tatort. Vor drei Minuten hatten sie die Meldung erhalten, dass zwei Polizeibeamte von Hill getötet worden waren. Einer von ihnen ein werdender Vater. Wie sollte sie das der Ehefrau erklären?
    Mark, an den die Frage gerichtet war, saß auf der Rückbank. »Es muss etwas passiert sein, was ihn in eine ausweglose Lage gebracht hat. Ich vermute, irgendjemand hat an unserer Stelle agiert und ihn unbeabsichtigt mit einer proaktiven Handlung in die Ecke gedrängt. Unter völlig unkontrollierten Bedingungen.«
    »Wohin, glaubst du, flüchtet er?«
    »Vielleicht versucht er, sich ins Ausland abzusetzen.«
    »So weit wird er nicht kommen. Wir haben sein Auto zur bundesweiten Fahndung ausgeschrieben.«
    Gemeinsam sahen sie sich in der Wohnung um, die einen aufgeräumten Eindruck machte. Nur die Bierflaschen auf dem Couchtisch passten nicht ins Bild. Nichts deutete darauf hin, dass Hill überhastet persönliche Gegenstände für eine Flucht zusammengepackt hatte. Beate öffnete den Kleiderschrank, in dem ebenfalls alles ordentlich sortiert wirkte.
    »Hatte er die ganze Zeit einen Plan, den er jetzt ausführt?«, fragte sie.
    Mark schüttelte den Kopf. »Eher nicht. Er ging bislang vom Funktionieren seines Vorhabens aus.«
    Während sich Robert an den Computer setzte, trat Beate ans Telefon. Sie nahm den Hörer ab und drückte die Wahlwiederholungstaste. Leider zeigte ihr das Telefon nicht die gewählte Nummer an. Ungeduldig wartete sie auf die
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