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Verräterisches Profil

Verräterisches Profil

Titel: Verräterisches Profil
Autoren: Marcus Hünnebeck
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heißen?«, unterbrach Hill sie zornig. »Ich erinnere mich an ein Gespräch zwischen uns beiden, bei dem Sie meinten, es sei ausreichend, meine Unschuld zu beweisen. Diesbezüglich war der Speicheltest ja wohl eindeutig.«
    »Das stimmt. Sie müssen mir jedoch zugestehen, nicht jede Facette des Familienrechts zu kennen. Der Jugendpflegerin wäre viel wohler zumute, wenn wir endlich einen Tatverdächtigen verhaften würden.«
    »Dann tun Sie das!«
    »Herr Hill, wir können uns niemanden aus dem Hut zaubern«, sagte sie betont langsam sprechend.
    »Was ist denn mit dieser ermordeten Schwuchtel? In der Zeitung stand, dessen Mörder wäre auch für die Familienmorde verantwortlich.«
    »Nicht alles, was in der Zeitung steht, trifft zu. Und Sie müssen mich verstehen: Ich kann Ihnen keine Details aus offenen Mordermittlungen preisgeben. Außerdem möchte Frau Rosenkreuz weitere Punkte vorab von Ihnen geklärt haben.«
    »Was denn noch?«
    »Sie haben ihr beispielsweise keine Bezugsperson genannt, die sich um Eileen kümmert, während Sie arbeiten. Das Jugendamt wird Ihnen eine Liste von Betreuungsmöglichkeiten zusenden.«
    »Okay, kümmere ich mich eben um einen Babysitter. Aber hat das Amt mal darüber nachgedacht, dass für Eileen die Nähe zu dem Ort, an dem ihre Mutter gestorben ist, verheerend sein kann?«
    »Deswegen wird Frau Dr. Göltz Ihre Tochter weiterhin begleiten und bei den ersten negativen Anzeichen wieder ins Krankenhaus einweisen. Dr. Göltz ist sich allerdings sicher, dass eine gewohnte Umgebung und die Einbindung in eine intakte Familie für ihren Zustand von Vorteil wären.«
    »Intakte Familie«, spuckte Hill aus. »Was heißt das schon?«
    »Im Übrigen haben wir Eileen selbst gefragt, zu wem sie möchte, und sie erwähnte sofort die Roths.«
    »Was?« Hill war fassungslos. »Sie hat nicht gesagt, dass sie zu ihrem Vater will?«
    Beate schüttelte den Kopf. »Tut mir leid. Bestimmt wird sie sich bald für Sie aussprechen. Vorläufig sollten Sie die Entscheidung Ihrer Tochter jedoch akzeptieren. In den vergangenen Jahren hatte sie zu den Roths mehr Kontakt als zu Ihnen. Da ist ihre Wahl irgendwie zu verstehen.«
    »Ich bin ihr Vater!«, schrie Hill und sprang dabei wütend auf. »Sie gehört zu mir! Finden Sie endlich den Mörder, damit dieses Theater ein Ende hat.«
    »Ich versichere Ihnen, ich gebe mir die größte Mühe.« Beate erstaunte es, wie exakt sich Marks Vorhersagen bezüglich Hills Reaktionen auf einzelne Reizbegriffe erfüllt hatten.
    Am nächsten Morgen lag auf Beates Schreibtisch eine ihr unbekannte Akte, die mit einer Haftnotiz versehen war.
    Das einzige ungeklärte Schwerverbrechen in dem genannten Zeitraum.
    Unterschrieben war die Notiz von einem Mitglied der Soko.
    Beate schlug die Ermittlungsakte auf. Am vierzehnten April vor vier Jahren war in den frühen Morgenstunden die Leiche einer gewissen Judith Rössler gefunden worden.

29
    Vier Jahre zuvor.
    Ich bin so wütend. Vor mir steht mein siebtes oder achtes Bier. Doch der Alkohol schenkt mir kein Vergessen.
    Es ist fünf Tage her, seitdem mir Meike von ihrem Verhältnis erzählt hat.
    Verhältnis! Wenn es nur so einfach wäre!
    Aber nein, sie spricht gleich von der großen Liebe. Und seit heute redet sie davon, zu diesem Wichser zu ziehen. Sie will mir Eileen wegnehmen.
    Die Kellnerin tritt an meinen Tisch, und ich bestelle ein weiteres Pils.
    Seit fünf Tagen bettle ich Meike an, unserer Beziehung noch eine Chance zu geben. Sie guckt dann immer so, als verstünde sie kein Wort, und schüttelt stumm den Kopf. Sobald sie etwas sagt, kommt Mist heraus.
    Es ist vorbei, Norbert. Ich liebe ihn, Norbert. Nicht mehr dich. Mach es uns jetzt nicht so schwer.
    Mach es uns jetzt nicht so schwer!
    Wer lässt sich denn plötzlich von einem anderen Kerl ficken? Wer?
    Die Kellnerin bringt mir das Getränk. Mit einem einzigen Schluck leere ich das Glas zur Hälfte. Dabei formt sich ein Gedanke in meinem Kopf. Warum lasse ich mir das gefallen?
    Ich habe mein altes Leben für sie aufgegeben, damit wir eine Familie gründen können. Und die will sie einfach zerstören?
    Oh nein! So leicht nicht.
    Ich winke die Kellnerin zu mir, bezahle den Deckel. Danach nehme ich meine Jacke und gehe.
    Ich werde Meike klarmachen, dass sie sich irrt, wenn sie glaubt, zusammen mit Eileen ein neues Leben beginnen zu können.
    Soll sie halt verschwinden, aber Eileen bleibt bei mir.
    Diese Gewissheit wird stärker. Mein Schatz gehört zu mir. Entweder sie bleibt,
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