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Verräterisches Profil

Verräterisches Profil

Titel: Verräterisches Profil
Autoren: Marcus Hünnebeck
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umgehend mit der Oberbürgermeisterin eine Pressekonferenz einberufen. Um allen Bochumer Familien freudig mitteilen zu können, dass sie in ihren eigenen vier Wänden wieder sicher sind. Wenn überhaupt, dürfen wir danach höchstens auf sehr kleiner Flamme weiterermitteln. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit.«
    »Ich vermute übrigens«, warf Mark ein, »dass Hill eine solche Pressemitteilung ausnutzen wird. Was soll ihn daran hindern, sich seinerseits an die Medien zu wenden? Um sie darüber aufzuklären, dass er der leibliche Vater des überlebenden Mädchens ist. Ich kann mir gut vorstellen, wie die Boulevardmagazine auf diese Geschichte anspringen würden. Sie würden euch zu Sündenböcken abstempeln, die ihm und seiner Tochter ein Happy End verwehren.«
    »Also, was tun?«
    »Wir müssen ihn in die Enge treiben«, fuhr Mark fort. »Ihn mit unserem Wissen konfrontieren. Vielleicht macht er dann einen entscheidenden Fehler. Wir sollten bei der nächsten Gelegenheit den Namen Judith Rössler fallen lassen. Da es ein spontanes Verbrechen war, befürchtet er eventuell, Spuren hinterlassen zu haben. Doch die Anwendung einer proaktiven Strategie ergibt nur Sinn, bevor er durch die Bekanntgabe des vermeintlichen Ermittlungserfolges Oberwasser gewinnt.«
    »Ich habe eine Idee. Warum postieren wir nicht einen Streifenwagen vor seinem Haus?«, schlug Robert vor. »Wir stellen ihn einen Tag unter Beobachtung und nehmen ihn morgen Nachmittag zu zweit in die Mangel.«
    »Das ist perfekt«, entgegnete Mark lächelnd.
    ***
    Ich öffne die fünfte Flasche Bier. Die ersten vier stehen geleert auf dem Couchtisch. Die Situation entgleitet mir.
    Der Polizeiwagen vor dem Haus wirkt wie ein schlechtes Omen. Nachdem ich ihn entdeckt hatte, rechnete ich mit meiner unverzüglichen Verhaftung. Seitdem sind drei Stunden vergangen. Diese Polizistin spielt wohl nur ein übles Spiel mit mir. Ich hätte in ihrer Gegenwart einfach nicht ausrasten dürfen.
    Meine Wut auf Eileen ist jedoch noch immer nicht verflogen. Wie kann sie es wagen, sich für die Roths zu entscheiden?
    Bestimmt hat Meike in den letzten Jahren jede Möglichkeit genutzt, um über mich zu lästern. Mich bei meiner eigenen Tochter schlechtzumachen. Aber das habe ich ihr heimgezahlt. Sobald Eileen bei mir lebt, ist mein Plan aufgegangen.
    Ich trinke die Halbliterflasche leer und hole mir eine weitere aus dem Kühlschrank. Ehe ich mich auf die Couch setze, schaue ich kurz aus dem Fenster. Der Streifenwagen hat seine Position nicht verändert.
    Diese Bauer ist an der jetzigen Lage nicht unschuldig. Typisch, dass mir ein Weibsstück Schwierigkeiten bereitet. Wie so oft in meinem Leben. Warum findet sie nicht endlich den Callboy und schließt den Fall ab? Ihrer Karriere kann das kaum schaden. Oder ist sie zu dumm, die Leiche von Walther zu finden?
    Verfluchte Kommissarin!
    In meiner Fantasie bestrafe ich sie dafür, dass sie mich nicht in Ruhe lässt.
    Am nächsten Vormittag prallt eine unbarmherzige Augustsonne direkt auf mein Schlafzimmerfenster. Ich erwache mies gelaunt und mit starken Kopfschmerzen.
    Der Anblick einer Bullenstreife, die fast an der gleichen Stelle wie gestern steht, verdüstert meine Stimmung. Nachdem ich zwei Kopfschmerztabletten trocken hinuntergeschluckt habe, schlurfe ich wegen des angekündigten Schreibens vom Jugendamt zum Briefkasten.
    Der leere Kasten verspottet mich. Wütend werfe ich die kleine Klappe zu. Das machen die absichtlich! Sie wollen bloß eine endgültige Entscheidung hinauszögern!
    Aber nicht mit mir! Mir reicht’s!
    Ich suche die Telefonnummer dieser Jugendpflegerin heraus, die mir gefälligst Rede und Antwort stehen soll.
    ***
    Heike Brückmann hörte, wie im Nebenzimmer das Telefon klingelte. Langsam erhob sie sich von ihrem Stuhl. Ihre Kollegin Rosenkreuz war bis Freitag auf einem Fortbildungsseminar, während sie gerade erst von einem fünfundzwanzigtägigen USA-Trip zurückgekehrt war. Daher hatten sich die beiden seit Längerem nicht mehr gesehen.
    »Jugendamt Bochum, Brückmann am Apparat.«
    »Hill hier. Ich will mit Frau Rosenkreuz sprechen.«
    »Tut mir leid, Herr Hill. Die Kollegin ist für den Rest der Woche auf einer Fortbildung. Kann ich Ihnen weiterhelfen?«
    Ihr Gesprächspartner schwieg.
    »Herr Hill, sind Sie noch dran?«
    »Ja, sicher.«
    »Worum geht es denn?«
    »Frau Rosenkreuz wollte mir eine Liste mit Betreuungsmöglichkeiten für meine Tochter zukommen lassen. Angeblich war das dringend.«
    »Ich kann ja mal
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