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Verräterherz (German Edition)

Verräterherz (German Edition)

Titel: Verräterherz (German Edition)
Autoren: Hanna Julian
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Einhalt zu gebieten. Es gibt diese Menschen, aber sie sind extrem selten. Als Hüter habe ich sie zu achten und dafür zu sorgen, dass unsere Welten sich möglichst nie wieder berühren. Doch das tat ich nicht. Im Gegenteil. Ich empfand eine persönliche Schmach, als mir dieses widerspenstige Kind gebracht wurde – und ich wusste, wie ich seinen Widerstand brechen konnte. Ich wusste, wie ich es schwächen konnte, damit es seine Gabe verlor. Ich hatte kein Recht dazu, aber ich tat es.
    Als es LeBlanc trotz meiner Hilfe nicht gelang, das Blut des Mädchens zu trinken, war ich wie von Sinnen. Ich opferte ihn – den ich eigentlich beschützen sollte – um die Reinheit des Kindes zu zerstören. Es gelang mir vortrefflich.
    Aber noch während ich den besiegten kindlichen Körper zerbiss, spürte ich die Schuld, die ich auf mich geladen hatte. Jeder Hieb meiner Zähne war ein Hieb in die Stützpfeiler meines Amtes.

    Ich wusste, dass ich eine Entscheidung treffen musste, denn ein Hauch streifte mich, den ich zwar stets dann spürte, wenn ich entgegen meiner Bestimmung tötete, doch diesmal war es anders. Es lag Zorn darin und ich wusste, ich hatte mir jemanden zum Feind gemacht, den man besser nicht zum Gegner hatte. Ich fühlte, dass es der Tod selbst war, den ich zu meinem schärfsten Widersacher gemacht hatte.
    Es gab nur eine Möglichkeit für mich: Ich musste mich des Amtes als Hüter entledigen.
    Doch wie sollte das gelingen? Es ist meine Aufgabe ... mein einziger Daseinszweck, wenn man so will. Wie also sollte es möglich sein, dieses Amt aufzugeben, ohne gleich meine gesamte Existenz zu beenden?
    Doch dann bekam ich vor wenigen Tagen die Lösung zu meinem Problem geliefert. Es war reiner Zufall, obwohl dies vielleicht übertrieben ist, da sich bereits mehrere Exemplare ganz ähnlicher Werke in meinem Besitz befanden. Und doch war dieses ganz einzigartig, denn es enthielt ein Kapitel, das mir von überaus großem Nutzen war. Ich erwarb bei einem meiner Streifzüge ein Buch über alte Rituale. Da ich dessen Herkunft nicht bestimmen konnte, und den ursprünglichen Besitzer nicht mehr danach befragen konnte, vertiefte ich mich in die Lektüre, um entsprechende Anhaltspunkte zu finden. Schon bald wurde mir klar, dass das Werk von einem Vampir verfasst worden sein musste. Er war jedoch kein gewöhnlicher Vampir, sondern – genau wie ich selbst – ein Hüter unserer Rasse. In einem seiner Kapitel beschäftigte er sich mit einem Ritual, das angeblich die Bande der Verantwortung als Hüter kappen sollte. Ich las es mit höchster Skepsis, und doch erschien es mir wie ein Hoffnungsstrahl. Was ich dazu benötigte, wäre ein adeliger Vampir, der bereit war, mir unter Qual sein Blut zu schenken und sich damit selbst zu entehren und mit ihm selbst alle nachfolgenden Generationen seiner Sippe.
    Ein schwieriges Unterfangen, möchte man meinen. Und ein nahezu unmögliches, denn welcher ehrenwerte Vampir würde sich selbst und seine Familie einer solch nie mehr gut zu machenden Schmach aussetzen?

    Doch ich bin ein Hüter ... wer, wenn nicht ich, würde Mittel und Wege finden, einen solchen Plan in die Tat umzusetzen?
    Und so beging ich einen letzten ungeheuerlichen Frevel, während ich noch das Amt des Hüters innehatte.
    Ich wusste von einer jungen Vampirin aus einem befreundeten adeligem Hause, dass sie sexuelle Kontakte zu einer anderen verheirateten Vampirfrau unterhielt. Sie selbst erachtete es als sündhaft und befürchtete, ihrer Familie Schande zu bereiten, obwohl sie trotz größter Willensanstrengung nicht von der anderen Frau lassen konnte. Es war ein paar Wochen her gewesen, dass sie mit ihrem Kummer zu mir gekommen war, denn sie erhoffte sich von mir, dass ich ihr Vergebung zuteilwerden lassen könnte. Sie gestand mir den Namen ihrer Geliebten. Und als ich erfuhr, dass es die mir bereits bekannte Madam Ribaud war, die die Liebhaberin der jungen Jaqueline Marais war, brachte ich einige schmutzige Familiengeheimnisse der Ribauds ins Spiel, die Jaqueline von der Sünde ihrer sexuellen Eskapaden umso mehr überzeugte. Doch ich bot ihr an, ihr durch ein Ritual zu helfen. Ich versprach ihr, sie mit einer Blutstrafe nicht nur von der bisherigen Schuld ihrer Handlungen zu befreien, sondern diese auch in Zukunft vergeben zu lassen.
    Dies war ein Angebot, dem sie nicht widerstehen konnte.
    Und so fand sie sich wie ausgemacht bei mir ein, um ihre Strafe entgegenzunehmen.

    Das arme Ding war so verschüchtert, dass sie allem
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