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Verräter der Magie

Verräter der Magie

Titel: Verräter der Magie
Autoren: Rebecca Wild
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sie das zarte Instrument zu den Lippen führte und vorsichtig hineinblies. Es war Jahre her, seit sie das letzte Mal auf Danus Flöte gespielt hatte, und die ersten Töne hörten sich auch recht unbeholfen an. Doch dann verloren sich ihre Finger in dem schönen Spiel und sie konnte spüren, wie sie innerlich immer ruhiger wurde.
    Die Stimme des Magiers wurde zu einem kaum noch wahrnehmbaren Hintergrundgeräusch, bis sie schließlich gänzlich verstummte und nur noch die süßen Töne der Flöte ihren Geist berührten. Sie umhüllten Kira wie eine lang ersehnte, warme Decke in einer klirrend kalten Nacht.
    Die einlullende Musik ließ sie immer müder werden, bis ihr die Augenlider zufielen. Für einen kurzen Moment stieg Panik in ihr auf, als sie realisierte, dass sie unbewusst eines der vergessenen Geisterstücke gespielt hatte. Doch die beruhigenden Töne vertrieben die Sorge gleich wieder und trugen Kira mit sich hinfort in ihr Reich aus Geborgenheit und Schönheit, in der es keinen Platz für Dunkelheit und Kummer gab.

    Eiskalte Finger rüttelten an ihren Schultern, zerrten sie mit Gewalt aus dem Reich der Ruhe und des Schlafs.
    »Geh weg!«, nuschelte sie erbost.
    »Kira!«, drängte eine Stimme. »Kira, wach auf!«
    Blinzelnd öffnete sie die Augen. Alles um sie herum wirkte verschwommen und unwirklich.
    Es war wie nach einem dieser herrlichen Träume, von denen man beim Aufwachen nur noch weiß, dass man an einem wundervollen Ort gewesen ist. Von tiefer Sehnsucht erfüllt, hielt sie das hölzerne Instrument weiterhin fest umklammert. Magie prickelte angenehm unter ihrer Haut, wo sie mit dem verzauberten Eichenholz in Berührung kam. Ein Gefühl, das sie schon so lange nicht mehr verspürt hatte. In der Ferne meinte sie, noch Flötenklänge zu vernehmen.
    Kira schüttelte den Kopf, um sich von den Nachwirkungen der Geistermusik zu befreien, und löste langsam die Finger von der Flöte. Was hatte sie sich nur dabei gedacht, das Geisterstück des Schlafes zu spielen? Sie kannte es noch aus ihrer Kindheit. In der Stille des Waldes hatte ihre Mutter sie einst die von vielen vergessene Sidhemagie gelehrt.
    Verwirrt blickte Kira auf das Armband aus Eisen um ihr Handgelenk, das ihr eigentlich jegliche Form von Magie unmöglich machen sollte.
    »Kira, bist du okay?«
    Die Frage riss sie aus ihren Gedanken und erst jetzt erkannte sie die Gestalt, die vor ihr hockte. Es war Nick.
    »Ja, alles bestens«, log sie. Ihre Stimme hatte einen säuselnden Unterton und klang in keiner Weise nach ihr selbst.
    Nick blickte sie mit seinen grauen Augen voller Besorgnis an. Ihr war klar, dass er ihr kein Wort glaubte. Schlanke, kalte Hände ruhten auf ihren Schultern und riefen dort eine Gänsehaut hervor. Hände, die selbst für einen Vampir eine Spur zu kalt waren. Und normalerweise sah er auch nicht so kränklich blass aus. Auf einmal war sie es, die besorgt war.
    »Nick, geht es dir gut?«
    Daraufhin fing er an zu lachen und rückte ein Stück von ihr ab. Innerlich schrie sie enttäuscht auf, als er sie losließ.
    »Du liegst hier allein im Dunkeln, zusammengekauert wie ein kleines Häufchen Elend, die Leselampe ist zerschmettert und vom Bad will ich gar nicht erst anfan-gen – und da fragst du mich , ob es mir gut geht?«
    Nick klang belustigt, doch sie konnte die Sorge aus seinen Worten deutlich heraushören.
    »Das mit dem Spiegel tut mir leid. Ich werde mich heute Nachmittag noch drum kümmern«, wich sie seiner eigentlichen Frage aus.
    »Du weißt, dass du mir alles sagen kannst, oder?«
    Sie nickte und eine wohlige Wärme durchlief ihren Körper. »Du siehst wirklich blass aus. Hast du heute nichts gegessen?«
    Angriff war immer noch die beste Verteidigung und das wissende Lächeln auf Nicks Gesicht verriet, dass er ihr Ablenkungsmanöver durchaus durchschaute. Zu ihrer Erleichterung ging er trotzdem darauf ein.
    »Ich habe mich bei der Arbeit im Lager mit dem Boss in die Wolle bekommen. Als Strafe bekam ich keinen Blutbeutel für die Nacht.«
    Kira konnte ihm die Erschöpfung durch den Blutentzug deutlich ansehen. Das blonde Haar hing ihm spröde und glanzlos ins Gesicht und seine Haut war so durchscheinend blass, dass sie bläulich schimmerte. Dadurch sah er noch mehr wie ein wandelnder Toter aus als sonst.
    Als sie, Elly und Nick das Apartment zugeteilt bekamen, war Kira nicht wirklich begeistert davon gewesen, mit einem Blutsauger zusammenleben zu müssen. Etwas an ihnen war einfach falsch. Tote sollten nicht reden
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