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Verräter der Magie

Verräter der Magie

Titel: Verräter der Magie
Autoren: Rebecca Wild
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Aber sie hatte sich nicht geirrt. Saphirblau wie die Tiefen eines stillen Ozeans, daran bestand kein Zweifel. Wie konnte das sein?
    Ein plötzliches Beben erfasste ihren ganzen Körper. Und dann hörte sie eine dunkle Stimme in ihrem Kopf sagen: Es ist okay. Du brauchst keine Angst zu haben.
    Die Worte bewirkten das genaue Gegenteil der gewünschten Reaktion. Kira schrie aus Leibeskräften und sprang panisch zurück. Weg von dem Spiegel, aus dem ihr diese unheimlichen fremden Augen entgegenstarrten. In ihrer Not warf sie eine volle Shampooflasche gegen den Spiegel, als würde alles gut werden, wenn nur diese Augen aus ihrem Sichtfeld verschwanden.
    Schwer atmend presste Kira sich gegen die Duschwand und betrachtete das zersprungene Glas. Mit einem Mal kam sie sich total dämlich vor. Verwundert über sich selbst schüttelte sie den Kopf. Sie musste vorhin mit dem Schädel ziemlich hart aufgekommen sein, als sie in Ohnmacht gefallen war. So richtig hart.
    Beruhigt es dich, wenn ich dir sage, dass du nicht verrückt bist?
    Kira zuckte erschrocken zusammen und schleuderte reflexartig auch noch ihre Bodylotion gegen den ohnehin schon demolierten Spiegel.
    »Halt die Klappe!«, rief sie aufgebracht.
    Ihre Gedanken überschlugen sich, als sie nach einer plausiblen Antwort suchte. Vielleicht ein Dämon? Hatte ein Dämon von ihr Besitz ergriffen? Vor Grauen begann Kira wie Espenlaub zu zittern.
    Ich bin kein Dämon , erwiderte die Stimme.
    Kira war sich diesmal sicher, dass es eine männliche Stimme war. Und er klang irgendwie … War das zu fassen? Ein Dämon machte es sich in ihrem Kopf gemütlich und war genervt?!
    Wärst du auch, wenn du meinen Tag gehabt hättest, brummte die Stimme. Und noch mal: Ich bin kein Dämon.
    »Was denn sonst?« Kira versuchte, den besorgniserregenden Umstand zu ignorieren, dass sie sich gerade mit einem unsichtbaren Wesen in ihrem Kopf unterhielt. Hatte sie vielleicht etwas Falsches gegessen und hallu­zinierte nur?
    Ich wurde erschossen , erklärte die Stimme.
    »Oh, das tut mir leid«, sagte sie automatisch.
    Schon okay. Du kannst ja nichts dafür. Außerdem konnte ich meine Seele noch im letzten Moment retten.
    »Wie das?«
    Mit der Abwandlung eines Seelenwanderungszaubers.
    Kira war beeindruckt. »Wow. Die BanaBhuidseach* bei uns im Viertel hat mir einmal davon erzählt. Aber ich hatte ja keine Ahnung, dass er auch so funktioniert. Du musst ein sehr mächtiger Hexer sein, wenn du trotz des vielen Eisens hier zaubern kannst.«
    Nach dem ersten Schreck empfand Kira so etwas wie Mitgefühl für ihren ungebetenen Besucher, der einfach so ermordet worden war und der seine Seele gerade noch hatte retten können. Mit einem Mal war sie begierig, ihn aus seiner misslichen Lage zu befreien.
    Das wusste ich vorher auch nicht, aber ich war recht verzweifelt. Trotzdem: Ich bin kein Hexer.
    Natürlich nicht , dachte Kira und schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. Es gab schließlich gar keine männlichen BanaBhuidseachs.
    »Was bist du dann?«, erkundigte sie sich mit plötz­lichem Misstrauen in der Stimme. Eine dunkle Ahnung keimte in ihr, die mit messerscharfen Zähnen an ihr zu nagen begann.
    Ein Magier.
    Kiras Herzschlag setzte aus und ihr Mitgefühl verpuffte schlagartig. Sie spürte, wie sich ihr Hals zusammenzog.
    »Verschwinde aus meinem Kopf!«, presste sie hervor. Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich so sehr gefürchtet wie jetzt.
    Sie hörte die Stimme des Magiers auf sich einreden, doch in ihrem Entsetzen verstand sie kein einziges Wort.
    Panisch stürmte sie aus dem Bad, auf der Suche nach irgendetwas, was ihr gegen diese Bedrohung helfen konnte. Doch wie zum Teufel sollte sie etwas bekämpfen, was in ihr war?
    Große Göttin Danu, hilf mir! , flehte sie im Stillen.
    Ihre Glieder zitterten heftig und sie musste sich an der Wand abstützen, um nicht zusammenzuklappen.
    Ihr Hals schnürte sich immer enger zu. Sie konnte kaum noch atmen.
    Was sollte sie nur tun? In dem verzweifelten Versuch, sich von der Atemnot zu befreien, flogen ihre Hände zum Hals und fuhren in hektischen Bewegungen über die Kehle. Als einer ihrer Finger sich dabei in dem schwarzen Lederband verfing, das sie wie eine Kette trug, durchzuckte es sie wie ein gewaltiger Stromschlag.
    In einer plötzlichen Eingebung riss sie das schwarze Lederband über ihren Kopf. In seiner Mitte hing eine kleine, aus Eichenholz geschnitzte Flöte, deren helles Holz bereits vom Alter gezeichnet war.
    Kiras Hände bebten, als
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