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Verplappert

Verplappert

Titel: Verplappert
Autoren: Alison Grey
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Waschen und Tabletten nehmen, aber Frodo füttern wird sie doch wohl können? Oder?
    Meine Güte, er stellte sich echt an. Es ging hier um einen bekloppten Papagei und nicht um seinen erstgeborenen Sohn. Ich trat ein paar Schritte auf ihn zu und klopfte ihm auf die Schulter. »Hey, ich hab doch nur einen Witz gemacht. Ich werd ihn gut füttern und ihm frisches Wasser geben. Sonst noch was?«
    Er sah mir tief in die Augen und wirkte für eine Weile wie eine Figur bei Madame Tussauds. Vermutlich dachte er nach. Das konnte bei ihm schon mal länger dauern. Schließlich sagte er: »Deck den Käfig nachts mit einem Handtuch ab. Sonst hat er Probleme mit dem Schlafen. Wenn irgendwas ist, kannst du mich auf dem Handy erreichen.« Er schlurfte zur Tür. »Aber nur im Notfall. Ich will auf der Klassenfahrt endlich Regina flachl…«
    So fest ich konnte, hielt ich mir die Ohren zu. »Lalala, ich höre nichts, ich höre nichts.« Bah, mir war schlecht.
    Jörg gestikulierte wild herum.
    Ich ließ die Hände sinken. »Bitte, bitte, bitte, erzähl mir niemals solche Einzelheiten. Es gibt Dinge, die man als Schwester nicht wissen will, okay?«
    Jörg zeigte mir den Mittelfinger. »Du kannst mich mal. So, ich muss los.« Er betrachtete Frodo für eine Weile und ging dann noch mal auf ihn zu.
    Frodo saß immer noch am Eingang des Käfigs und schaute Jörg mit zur Seite geneigtem Kopf an.
    Es sah fast süß aus. Aber nur fast.
    Mit einem Finger kraulte Jörg dem Federvieh den Bauch. »Pass gut auf ihn auf.«
    Frodo gurrte und es klang fast, als wäre er eine Katze.
    Wer hätte gedacht, dass ein Papagei solche Geräusche machen konnte? »Was soll ich auch sonst machen?«
    Frodo startete unterdessen einen Rundflug über unsere Köpfe und landete auf der Rückenlehne meiner Couch. Seine Krallen bohrten sich in den Schaumstoff. Diese Couch würde definitiv nicht mehr lange halten.
    * * *
    »Frodo«, rief ich und gähnte zum wiederholten Mal. Dann putzte ich mir die Nase und zielte mit dem Taschentuch auf den kleinen Mülleimer neben dem Schreibtisch. Doch das Taschentuch verfehlte sein Ziel. Wie fast alle anderen an diesem Tag. Morgen würde ich den Haufen wegräumen. Verdammte Allergie. Ich schüttelte den Kopf. Bisher hatte ich noch nie allergisch auf das Vieh reagiert. Tja, bisher war ich auch nie länger als ein paar Minuten mit ihm in einem Zimmer. »Frodo, komm schon. Ab in den Käfig.«
    Der Papagei thronte auf meinem Bücherregal und putzte sich mit seinem Schnabel. Dabei verschwand seine gelbe Stirn immer wieder ganz im Flügelgefieder.
    »Er ignoriert mich total«, murmelte ich. Auf diesen Mist hatte ich jetzt echt keinen Bock. »Frodo, komm endlich.« Ich streute noch etwas mehr Vogelfutter in den Bottich im Käfig. Hatte das Vieh denn keinen Hunger?
    Frodo glotzte mich an und gab dann einen Laut von sich, der wie ein Gackern klang. Lachte das Ding mich etwa aus?
    Grummelnd schnappte ich mir die große Leiter aus dem Flur, stellte sie vor dem Bücherregal auf und kletterte hinauf. Doch kaum griff ich nach Frodo, flatterte er zur Couch. Ich knurrte wie der Nachbarhund meiner Eltern, wenn ich in seine Nähe kam. Na ja, wenigstens war Frodo jetzt näher am Käfig. Ich kletterte wieder von der Leiter und schlich mich langsam an ihn heran. »Lieber Papagei. Lieber Papagei. Ganz ruhig«, murmelte ich, während ich mich ganz langsam anpirschte wie ein Jäger an seine Beute.
    Fast in meiner Reichweite, trippelte er etwas von mir weg. »Lesbe.«
    Für einen Moment blieb ich stehen und beobachtete das Mistvieh. Es war schon fast ein Uhr nachts. Seit über einer Stunde versuchte ich jetzt, ihn in den Käfig zu kriegen. Ich hielt inne. War ich eigentlich blöd? Warum ließ ich mich von einem homophoben Papagei terrorisieren, obwohl ich seit vier Uhr morgens auf den Beinen war? Ich stemmte die Hände in die Hüften. »Weißt du was? Mach doch, was du willst. Ich geh jetzt schlafen.« Mit zwei großen Schritten erreichte ich die Couch.
    Frodo hüpfte auf den Schreibtisch und begann, genüsslich an einem Kugelschreiber zu nagen.
    Ich drehte mich von ihm weg und klappte meine Bettcouch um, sodass ein Bett daraus wurde. Kissen und Bettdecke kramte ich aus dem Karton neben der Tür und klatschte sie auf den Bettbezug. Ich hatte keinen Bock, das Bett jetzt zu beziehen. Stattdessen machte ich das Licht aus und sank seufzend auf die Matratze. Endlich schlafen. Frodo konnte mir gestohlen bleiben.
    * * *
    Piep. Piep. Piep. Ich zuckte zusammen. Was
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