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Verplant verliebt

Verplant verliebt

Titel: Verplant verliebt
Autoren: Kerstin Boehm
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bloß keine Panik. Sie musste unbedingt Ruhe bewahren und irgendwie dieses Frühstück durchstehen. Danach würde ihr schon etwas einfallen.
    Ihre Mutter himmelte Karlo an und klopfte auf den Stuhl neben sich. Kaum hatte sich Karlo hingesetzt, sprang Simba auf seinen Schoß. Ihre Mutter zog scharf die Luft ein. Auch die anderen am Tisch verstummten und schauten gebannt auf die Katze. Als Simba anfing zu schnurren, entspannten sich ihre Mienen.
    „Guck amol o! Der erschte Mann, dem se net die Krallen zeigt“, staunte ihre Mutter. „Net amol Gustav darf se anfasse und selbst Hannes hat se nie leiden könne – und der hat hier gwohnt. Sissi, des isch a gutes Zeichen.“ Sie klatschte freudig in die Hände.
    „Mensch Magret, man redet doch net über dr letschde Freund, wenn der aktuelle am Tisch sitzt“, schaltete sich Tante Gisela ein.
    „Aber den hat unsere Sissi doch scho lang verkraftet. Da kann mer doch drüber redde. Isch ja jetzt sicher au schon mehr als zwei Jahr her.“
    „Mama, das tut hier doch wirklich nichts zur Sache!“ Marie schaute verzweifelt zu Karlo, der dem Gespräch aufmerksam folgte.
    „Siehsch, Magret, jetzt hasch des Kind in Verlegenheit bracht. Der Kerle isches doch eh net wert, über ihn zu rede, so schändlich wie er damals unsre Sissi betroge hat“, ereiferte sich Tante Gisela.
    Maries Mutter legte nach: „Ich soll net über den Exfreund von ihrer erzähle, aber du bringsch glei auf de Tisch, dass er se damals mit 'ner Internetfrau betroge hat.“
    „I han nur gsagt, dass er se betroge hat. Dass des Frauen aus dem Internet ware, des hasch du dazugfügt.“
    „Dass es mehrere Frauen wared, kam bis ebbe au no net aufn Tisch. Das stammte von dir. I han nur gsagt, dass es im Internet war.“
    „Magret, Gisela, es reicht!“, schaltete sich ihr Vater ein. Marie schaute ihn dankbar an.
    Ihre Mutter lächelte versöhnlich in die Runde: „Ja, zum Glück isch unsre Kleine ja wieder in feschte Händ. Mir habet uns ja scho so Sorge gmacht. Jetzt isch se bald dreißig und da waret bisher no keine Anzeiche, dass se rechtzeitig unter der Haube sei wird.“
    Marie wünschte, es würde sich ein Loch im Boden auftun und sie verschlucken. Für immer.
    Karlo räusperte sich. „Du heißt Sissi? Das wusste ich ja gar nicht, Schatz.“
    Ihre Mutter sprang prompt auf das Thema an: „I hätt se ja gern so gnannt, I bin so a großer Fan von der Romy. Aber mei Mann hat des net wolle. Jetzt heißt‘s Kind Marie Elisabeth. Für mi bleibt se aber mei Sissi!“
    „Ja, leider“. Marie verdrehte die Augen.
    Karlo grinste in seine Kaffeetasse und nahm den letzten Schluck.
    Darauf hatte Marie nur gewartet. „Liebling, du musst gehen, sonst wird Tony sauer.“
    „Wie aufmerksam von dir, mein Engel.“
    Maries Mutter lächelte selig. „Sen die zwei net lieb miteinand?“
    Karlo und Marie erhoben sich. Maries Mutter sprang ebenfalls auf und ergriff mit beiden Händen Karlos Rechte. „Es war schäh, Sie kenne zu lerne. Mir würdet uns sehr freue, Sie au mal bei uns begrüße zu dürfe.“ Dann zog sie Karlo zu sich hinab und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    Marie musste eingreifen. Sie nahm Karlo an die Hand und zog ihn von ihrer Mutter weg in den Flur. Karlo konnte gerade noch „Hat mich ebenfalls gefreut!“ in die Runde rufen, bevor Marie die Küchentür schloss.
     
    Marie ahnte Schlimmes. „Was hat sie dir ins Ohr geflüstert?“
    „Nur einen gut gemeinten Rat. Was genau, bleibt unser Geheimnis.“ Karlo lächelte überlegen und zog sie in seine Arme. Dann grub er seine rechte Hand in ihre Locken und küsste sie auf den Mund, noch bevor sie protestieren konnte. Ihre Knie gaben nach.
    Fast widerstrebend löste sich Karlo von ihr und sagte: „Überhaupt war das alles sehr aufschlussreich.“ Er trat in den Hausflur und zog die Tür hinter sich zu. Marie starrte die Tür an, unfähig, sich zu rühren. Dann hörte sie, wie in der Küche Porzellan auf den Bodenfliesen zerbarst, gefolgt von einem wütenden „Mensch, Max!“. Ihre Kopfschmerzen meldeten sich zurück.

3
     
    Karlo warf einen Blick auf das neue Klingelschild: Winterfeld/Häberle. Erst gestern hatten Gregor und er seine Umzugskisten in den Loft verfrachtet und schon die erste Nacht in der neuen Stadt war voller Überraschungen gewesen. Während er mit dem Fahrstuhl in den vierten Stock fuhr, dachte er an Marie und wunderte sich. Der Sex mit ihr war viel vertrauter gewesen als der mit anderen flüchtigen Bekanntschaften. Sie hatte instinktiv
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