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Verplant verliebt

Verplant verliebt

Titel: Verplant verliebt
Autoren: Kerstin Boehm
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Töte sie alle, bitte!“
    Paula begann, die Tüte auszupacken. „Ich glaube es nicht! Da nimmst du einmal einen Kerl mit nach Hause und schon steht am nächsten Morgen der ganze Rebmann-Clan vor der Tür. Haben die einen Spion auf dich angesetzt?“
    „Nein, das war einfach ein doofer Zufall. Aber eines ist sicher: Sie haben einen guten Job gemacht. Der kommt bestimmt nicht wieder.“
    „War es denn so schlimm?“
    „Bis meine Familie aufgetaucht ist, war es wunderschön.“ Marie musste unwillkürlich lächeln. Dann dachte sie an diejenigen, die dem ein Ende gesetzt hatten, schnappte sich eine Karotte und fing an, sie in kleine Stücke zu hacken. Das rhythmische Hämmern auf dem Brett beruhigte sie.
    Paula griff nach dem Lauch und holte ein Messer aus der Schublade. „Dann starten wir mal unsere Kochtherapie. Erzähl mir alle Einzelheiten.“
    Marie tat so, als müsste sie sich auf die Zwiebel in ihrer Hand konzentrieren. Dann rückte sie mit der Sprache heraus: „Ich hätte nie gedacht, dass jemand, der mich überhaupt nicht kennt, so genau weiß, was mir gefällt. Hannes hat dafür Jahre gebraucht.“
    Marie erinnerte sich, wie Karlos Hände ihre Wirbelsäule entlanggefahren waren und die Härchen auf ihren Unterarmen stellten sich auf.
    Paula holte Marie zurück in die Küche: „Manche Männer sind eben Naturtalente.“
    „Oder sie haben in vielen Betten Erfahrungen gesammelt. So gut wie Karlo aussieht, schleppt er wahrscheinlich jede Nacht eine andere ab.“
    „Du wolltest doch abgeschleppt werden. Und außerdem: Was heißt hier ,So gut wie Karlo aussieht'? Du bist auch nicht von schlechten Eltern.“
    Marie dachte an Karlos muskulösen Körper und an sein ebenmäßiges Gesicht. Sie selbst kam sich dagegen eher gewöhnlich vor. Von ihrer Bikini-Traumfigur war sie mehrere Kilos entfernt, von der dazugehörigen Sonnenbräune ganze Lichtjahre. Die nicht so schlechten Eltern hatte Karlo ja heute Morgen kennengelernt. „Selbst wenn er mich attraktiv findet, weiß er jetzt, was mir in zwanzig Jahren blüht.“ Vor Maries innerem Auge wurde ihr rotes Haar allmählich von grauen Strähnen durchzogen und ihre Körpermitte dehnte sich Jahr für Jahr ein Stück weiter aus – zum Glück war sie größer als die anderen Rebmann-Frauen.
    „Aber er ist doch zum Frühstück geblieben. Warte mal ab, vielleicht ruft er noch an.“
    „Bestimmt nicht. Er hat nicht mal nach meiner Nummer gefragt.“ Daran hatte Marie noch gar nicht gedacht. Ihre Augen begannen zu tränen. Sie schob die Zwiebelwürfel mit dem Messer zur Seite.
    „Wenn er dich wiedersehen will, weiß er, wo du wohnst. Außerdem könnte er ja auch Gregor um deine Nummer bitten.“
    Plötzlich griff Paula aufgeregt nach Maries Unterarm und drückte ihn fest. „Wenn er sich nicht meldet, meine Süße, dann lassen wir zwei Singles es richtig krachen.“
    Paula strahlte Marie erwartungsvoll an.
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis die Worte bei Marie ankamen: „Warum zwei Singles?“
    „Weil ich heute mit Jan Schluss gemacht habe.“
    Marie verdrehte die Augen. „Was war es denn dieses Mal?“
    „Er hat beim Sex immer so komische Geräusche gemacht, wie ein röhrender Elch – ich hab's sogar mit Ohropax probiert. Ohne Erfolg.“
    „Du hast wegen Sexgeräuschen Schluss gemacht?“
    „Das ist ein nicht zu unterschätzender Punkt. Der kommt ganz oben auf meine No-go-Liste. Ich will nämlich auch eine. Überhaupt bleibe ich jetzt erst mal eine Weile Single.“ Paula quiekte. „Das wird eine völlig neue Erfahrung!“
    Marie fehlten die Worte. Paula als Single? Unvorstellbar. Seit sie Paula kannte, war sie immer verliebt gewesen. In wechselnde Männer, aber immer verliebt. Nun wollte sie Single bleiben? Marie war sich sicher, in spätestens drei Tagen hatte Paula einen Neuen.
    Zu Paula sagte sie: „Lang wird diese Liste bestimmt nicht.“
    Aber Paula hörte gar nicht zu. „Also von Dario nehme ich die Körperbehaarung auf, von Alexander den ständigen Drang, über seine Schönheit zu reden, und von Stefan die Mutter. Mamasöhnchen gehen gar nicht!“
    Paula holte Luft und Marie nutzte die Gelegenheit: „Ich sehe schon, die Liste wird doch länger. Ich hole uns mal den Rotwein.“

5
     
    Die zweite Flasche Rotwein hätten sie nicht mehr öffnen sollen. Dann hätte sie vielleicht auch den Wecker gehört. Marie hetzte am Empfang vorbei und sprang in den Aufzug. Sie hämmerte auf den Knopf für die dritte Etage ein. Dann fiel ihr Blick in die verspiegelte
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