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Verplant verliebt

Verplant verliebt

Titel: Verplant verliebt
Autoren: Kerstin Boehm
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gespürt, was er wollte, und auch ihm war es leicht gefallen, ihre Bedürfnisse zu stillen.
    Von wegen flüchtige Bekanntschaft. Himmel! Er hatte ihre gesamte Familie kennengelernt. Wie ein Heuschreckenschwarm waren sie eingefallen. Noch nie hatte er so viele rothaarige Frauen auf einem Haufen gesehen. Und jetzt glaubten sie, er und Marie wären ein Paar. Ihre Mutter hatte zum Abschied in Rätseln gesprochen: „Sorg dafür, dass die Gefriertruh leer isch. Des heißt, dass es dem Mädel gut goht.“ Was immer das bedeuten sollte.
    Warum nur hatte er bei dieser Scharade mitgespielt? Er wusste warum: wegen der zwei grünen Augen, die völlig hilflos dreingeblickt hatten. Irgendwie hatte es ja auch Spaß gemacht. Er bezweifelte allerdings, dass Marie das genauso sah.
    Leise lächelnd öffnete Karlo die Wohnungstür und hörte, wie Gregor sagte: „Süße, es war ein Traum. Doch jetzt ruft die Realität.“
    Gregor schob eine langbeinige Blondine an Karlo vorbei zur Tür. „Ich melde mich bei dir.“
    „Aber du hast meine Nummer doch ...“ Da fiel auch schon die Tür ins Schloss.
    Gregor wandte sich Karlo zu. „Nicht schlecht die Schnecke, aber lieber hätte ich gestern diese Paula mit nach Hause genommen.“ Er zuckte mit den Schultern. „Tja, man kann nicht alles haben.“ Dann klopfte er Karlo auf den Arm. „Aber, hey, wie war's bei dir? Kaum in der Stadt und schon das erste Chick erlegt?“
    „Bei dir klingt das, als wäre ich ein Raubvogel“, versuchte sich Karlo um eine Antwort zu drücken.
    Gregor biss an. „Ja, Mann! Raubvogel ist gut. Schau doch nur mal aus dem Fenster.“ Gregor wies mit einer ausladenden Armbewegung auf den Stuttgarter Kessel, der sich vor der deckenhohen Fensterfront ausbreitete. „In dieser Stadt wohnen Tausende von Frauen, die nur darauf warten, erlegt zu werden. Du und ich, wir sind wie zwei Habichte, die über der Stadt kreisen.“
    Karlo grinste. „Und hier oben ist unser Horst oder was?“
    „Ja, genau! Unser Habichthorst. Da fällt mir ein, du hast meine Frage noch gar nicht beantwortet: Welches Huhn musste bei dir gestern Federn lassen?“
    Karlo wusste selbst nicht warum, aber mit Marie anzugeben, gefiel ihm nicht. Deshalb blieb er vage: „Ein Huhn mit roten Federn.“
    Noch während er die Worte aussprach, dämmerte ihm, dass er damit schon zu viel verraten hatte. Wahrscheinlich war Marie die einzige rothaarige Frau auf der Party gewesen.
    „Was? Ich fass es nicht! Du hast mit Marie Rebmann geschlafen?“
    „Und wenn schon?“
    „Mann, Alter! Du hast es geschafft, in deiner ersten Nacht Marie der Unnahbaren mehr als nahe zu kommen. Respekt, Alter, Respekt.“
    „Warum die Unnahbare?“ Den Eindruck hatte sie nun wirklich nicht gemacht.
    „Weil sie absolut nie etwas mit Kollegen anfängt. Bisher jedenfalls nicht.“
    „Was heißt hier ,Kollegen’?“ Karlo wurde flau im Magen.
    „Ihr scheint gestern nicht viel geredet zu haben, was? Du arbeitest ab morgen im selben Team wie Marie. Habt ihr das etwa nicht gewusst?“
    „Sieht nicht so aus, oder? Warum, zum Teufel, hast du das nicht gesagt, als du uns vorgestellt hast?“
    „Hab ich doch! Und überhaupt: Kann irgendwer ahnen, dass ihr nicht miteinander redet, bevor ihr in der Kiste landet?“
    „Diese Info wäre mir ja wohl kaum entgangen. Außerdem hast du doch gesehen, wie wir miteinander geflirtet haben! Da hättest du mich aufhalten müssen.“
    Gregor zuckte mit den Schultern. „Ich habe das gar nicht mitbekommen. Irgendwann warst du einfach weg. Marie ist die Allerletzte, von der ich denken würde, dass sie überhaupt mit jemandem nach Hause geht.“
    Karlo gab auf. Gregor konnte tatsächlich nichts dafür. Schöne Scheiße! Er hatte noch nicht mal mit der Arbeit begonnen und schon kam ihm die erste Frauengeschichte in die Quere. Karlo hatte nichts gegen ein Wiedersehen mit Marie, aber musste das ausgerechnet mit seinem neuen Job kollidieren? Er versuchte, sich selbst zu beruhigen. Vielleicht kollidierte ja gar nichts. Sie waren immerhin zwei erwachsene Menschen, die die vergangene Nacht als das verbuchen konnten, was sie war: eine einmalige Sache. Er würde den morgigen Tag abwarten und schauen, ob Marie das genauso sah.

4
     
    „Schneider, Paula Schneider. Die Freundin mit der Lizenz zum Töten. Wen soll ich für dich kaltmachen?“ Paula stürmte an Marie vorbei in die Küche, unterm Arm eine volle Tüte, aus der Lauchstangen hervorlugten.
    Marie verdrehte die Augen und stöhnte: „Meine Familie.
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