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Verplant verliebt

Verplant verliebt

Titel: Verplant verliebt
Autoren: Kerstin Boehm
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Kurz darauf kam sie wieder. „Sie schläft. Am besten du gohsch in unsern Gastraum. Wenn se ausgschlafen isch, wird se dir vielleicht zuhöre.“ Magret lächelte ihm aufmunternd zu und schob ihn nach nebenan.
     
    Als Karlo sein drittes Bier getrunken hatte, griff er aus Langeweile zur Bunten, die auf dem Fenstersims neben ihm lag. Dass auch die Königskinder und Hollywoodsternchen Beziehungsprobleme hatten, trug allerdings nicht zu seiner Beruhigung bei.
    Karlo wollte gerade Gisela, die mit einem Tablett voller Getränke zum Nachbartisch ging, nach einer Tageszeitung fragen, da setzte sich Magret neben ihn auf die Bank.
    „Sie will dich grad net spreche.“ Magret zog entschuldigend die Achseln hoch.
    Karlo sah auf die Uhr, es war inzwischen fast fünf. Nach Hause zu fahren, war keine Option. Irgendwann würde Marie ihn anhören müssen. Außerdem hatte er zu viel Alkohol getrunken und konnte gar nicht mehr hinters Steuer.
    „Habt ihr ein Zimmer frei?“, fragte er Magret.
    Magret grinste und zog einen Schlüssel aus ihrer Schürze. Karlo war dankbar für diese Verbündete.
    „Weißt du was, Magret? Du bist so gut zu mir, ich sollte ehrlich zu dir sein.“
    Magret blickte ihn mit großen Augen an: „Hascht du mei Sissi etwa doch ...?“
    „Nein, nein“, unterbrach Karlo sie. „Ich habe Marie nicht betrogen. Aber wir beide haben euch anfangs etwas vorgemacht.“
    Karlo erzählte Magret, wie er Marie kennengelernt hatte. Er schmückte zwar die romantische Seite ihrer Begegnung aus, aber hielt dennoch nicht zurück, dass sie sich gerade erst kennengelernt hatten, als Familie Rebmann zum Frühstück hereingeschneit war. Er gestand, dass sie nur so getan hatten, als würden sie sich schon länger kennen, um ihre Familie nicht vor den Kopf zu stoßen. Magret zog erstaunt die Augenbrauen hoch, lachte dann aber herzhaft. „So viel Schauspieltalent hätt i meiner Sissi gar net zu’traut!“, staunte sie.
    Karlo war überrascht, wie locker Magret die Neuigkeit aufnahm. Da hatte Marie ihre Mutter wohl für altmodischer gehalten, als sie es tatsächlich war. Karlo dachte daran, wie ihn seine eigene Mutter gerade erst auf ähnliche Weise überrascht hatte. Am Tag zuvor war sie herzlich gewesen und dazu noch sensibel genug, ihm nicht länger in sein Leben hineinreden zu wollen.
    Karlo erzählte Magret von Maries Überraschung, als er ihr im Büro als neuer Kollege präsentiert worden war. Wie er ihr versichert hatte, selbst erst am Vortag von Gregor aufgeklärt worden zu sein, sie ihm aber nicht glauben wollte. Er berichtete Magret auch von ihrem zufälligen Zusammentreffen im Internet und von allem, was darauf folgte. Er erzählte von Tiziana und von seiner Angst, Marie zu früh damit zu konfrontieren.
    Als Karlo auf den Unfalltod seiner Frau zu sprechen kam, griff Magret nach seiner Hand und drückte sie fest. Es tat Karlo gut, über alles zu reden. Keine Lügen mehr. Auch Marie wusste endlich, dass er Ole war. Jetzt musste sie ihn nur noch anhören, damit er ihr erklären konnte, warum er so lange geschwiegen hatte, und damit er ihr sagen konnte, wie viel sie ihm bedeutete.

54
     
    Marie hob das Tablett mit dem Abendessen von ihrem Schoß und stellte es neben sich aufs Bett. Sie hatte sich gezwungen, ein halbes Käsebrötchen zu essen, aber zu mehr konnte sie ihren Magen nicht überreden. Wieder nahm sie ihren Laptop und ging die Mails durch. Marie wollte die Gefühle, die in ihr umherschwirrten, sortieren.
    Sie wusste, dass Karlo hier war. Als ihre Mutter ihr erzählt hatte, dass er sie sprechen wollte, war sie kurz davor gewesen, zu ihm zu stürmen. Doch Marie traute sich selbst nicht über den Weg. Würde sie erkennen, wenn Karlo ihr etwas vormachte? Selbst Hannes, den sie seit vielen Jahren kannte, hatte sie täuschen können. Seither hatte sie nie wieder jemandem so ihr Herz geöffnet.
    Marie fühlte sich furchtbar verletzlich. Sie mochte dieses Gefühl nicht. Sie wollte sortiert sein, wissen, was sie dachte und empfand, vor allem wollte sie Klarheit darüber, welche Gefühle Karlo für sie hatte. Obwohl sie wusste, dass sie die Antwort auf diese Frage nicht zwischen seinen Zeilen finden würde, las sie doch jede einzelne Mail wieder und wieder. Hier und da stieß sie auf den Karlo, den sie zu kennen meinte und der ihr Herz höher schlagen ließ, doch dann stolperte sie wieder über diesen unbekannten Witwer, der so sehr an seiner verstorbenen Frau hing.
    Am späten Abend fiel Marie in einen leichten Schlaf.
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