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Verplant verliebt

Verplant verliebt

Titel: Verplant verliebt
Autoren: Kerstin Boehm
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Stuttgart gesucht. Unter den Partnervorschlägen war auch Ole, gleich ganz oben mit einem Matching-Ergebnis von 98 Prozent. Sein Profil war witzig und sein Foto, das offensichtlich nicht sein eigenes gewesen ist, sah mehr als nett aus. Ich habe ihn angeschrieben, weil ich herausfinden wollte, was dieses hohe Matching-Ergebnis zu bedeuten hatte.“
    „Dann liegen diese Tests also gar nicht so falsch“, sagte Paula, während sie ihr Auto in eine winzige Parklücke vor Maries Haus manövrierte. Sie löste ihren Gurt und langte nach dem Türgriff.
    Marie hielt sie zurück. „Ich muss jetzt alleine sein, Süße. Tut mit leid.“ Sie umarmte Paula und stieg aus dem Auto.
     
    In ihrer Wohnung schnappte sich Marie sofort den Laptop, verzog sich in ihren Sessel und fing an zu lesen. Mit jeder Mail wurde der Kloß in ihrem Hals größer.
     
    An meinem Zwilling würde mich wohl die Neigung, alles durchzuplanen, wahnsinnig machen. Ich brauche eher jemanden, der mich spontan mitreißt.
     
    Marie dachte an den Abend, an dem Karlo sie dazu gebracht hatte, auf die alte Eiche zu klettern. Hatte Karlo sie nur aus der Reserve gelockt, weil er wusste, dass sie einen solchen Mann suchte? Marie wurde schlecht. Dann las sie seine Antwort.
     
    Die Frau meines Herzens ist authentisch und lacht laut, wann immer ihr danach ist. Sie ist mit sich im Reinen. Sie singt spontan mit Straßenmusikern. Sie ist ein Genussmensch und hütet ihr seit Generationen in der Familie überliefertes Pastarezept wie ein Staatsgeheimnis. Sie ist leidenschaftlich und wenn sie wütend wird, geht schon mal was zu Bruch.
     
    Marie wurde wütend. Was um Himmels Willen wollte Karlo dann bitte von ihr? Diese Beschreibung traf auf sie nicht im Geringsten zu. Warum war er mit ihr zusammen, wenn er doch so offensichtlich noch an seiner verstorbenen Frau hing? Marie öffnete die nächste Mail.
     
    Es fällt mir schwer, mich von ihrem Bild zu lösen, wenn ich meine Traumfrau beschreiben soll. Warum sie nicht mehr bei mir ist? Die Unachtsamkeit eines Autofahrers, als er in eine Seitenstraße einbog – sie, die diese Straße gerade auf ihrem Fahrrad überqueren wollte ...
    Ich habe erst vor Kurzem ein neues Leben angefangen, weil ich es leid war, von allen mit diesen mitleidigen Augen angesehen und von allen bemuttert zu werden. Der Unfall ist jetzt drei Jahre her. Es geht mir wieder gut. Die einzige Macke, die ich vielleicht davongetragen habe, ist meine Autophobie.
     
    Marie wurde nun einiges klar. Er hatte nie in ihr Auto steigen wollen. Sie erinnerte sich an Karlos Nervosität, als sie gemeinsam zum Teamwochenende gefahren waren. An seine Ausreden, warum er lieber die Bahn oder das Fahrrad nehmen oder später nachkommen wollte. Er war ein Meister des Versteckens. Wie wenig sie doch von ihm wusste und wie gut er es beherrschte, sein Innerstes vor ihr zu verbergen.
    Marie öffnete ihre Antwortmail:
     
    Ich weiß nicht, ob es nicht sogar leichter ist, mit der Idealvorstellung einer verstorbenen Person durchs Leben zu gehen, als nach einer oder mehreren gescheiterten Beziehungen mit einer langen Negativliste aufzuwarten.
     
    Oh Gott, sie hatte ihm von ihrer Liste erzählt. Marie atmete tief ein und las weiter: ihre Beziehung zu Hannes, ihre Träume und Lebenspläne, der Betrug, ihre Ängste. Marie legte den Kopf auf ihre angewinkelten Knie. „Das darf doch alles nicht wahr sein!“, stöhnte sie.
    Karlo standen alle Informationen darüber zur Verfügung, wie er sie herumbekommen konnte, und er hatte Gebrauch davon gemacht. Wieder erinnerte sich Marie an die verzauberte Nacht im Wald. Auf dem Nachhauseweg hatte Karlo ihr erzählt, er wolle Kinder, hatte liebevoll von seinen Eltern und ihrem bevorstehenden Treffen gesprochen. Er hatte sie manipuliert!
    Marie las weiter. Karlos Erklärung, wie es zu dem Bruch mit seinen Eltern gekommen war, ihre Bevormundung nach dem Tod seiner Frau, ihre Einmischung in sein Leben. Marie hatte ihm dennoch den eindringlichen Rat gegeben, sich mit seinen Eltern auszusöhnen. Karlo hatte geschrieben:
     
    Das Zerwürfnis mit meinen Eltern ist sicher nicht endgültig. Ich benötige gerade nur etwas Abstand, um mich wieder zu „neutralisieren“ ... Jetzt muss ich erst einmal mein Leben ordnen und herausfinden, was mir wichtig ist. Das kann ich aber nur alleine tun. Wenn mir das gelungen ist, werde ich in meinem Leben auch wieder einen Platz für meine Eltern finden.
     
    Den Platz für seine Eltern schien er inzwischen gefunden zu
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