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Verplant verliebt

Verplant verliebt

Titel: Verplant verliebt
Autoren: Kerstin Boehm
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Marie fiel in einen unruhigen Schlaf.

51
     
    Karlo hatte kein Auge zugetan. Um halb acht war er der Erste im Büro. Verdammt, er hätte Marie gleich von Tiziana erzählen sollen. Erst gestern hatte er beschlossen, ihr endlich reinen Wein einzuschenken. Und dann erfuhr sie alles durch einen dummen Zufall! Warum mussten die drei ihre Picknickdecke ausgerechnet dort ausbreiten, wo er mit seinen Eltern spazieren ging?
    Karlo wollte Marie nicht im Büro um eine Aussprache bitten, denn er wusste, dass sie das nicht mochte. Aber wenn sie ihm zu Hause nicht öffnete, war das unumgänglich. Als Karlo seine Mails abrief, fand er Maries Krankmeldung. Er fluchte. Warum gab sie ihm keine Gelegenheit, sich zu erklären? Es war immer wieder dasselbe mit dieser Frau. Karlo griff zu seinem Handy, doch Maries Telefon war nach wie vor ausgeschaltet.
    An Arbeit war nicht zu denken, Karlo würde sich nicht konzentrieren können. Aber was Marie konnte ... Karlo öffnete ihre Mail und klickte auf „Allen antworten“.
     
    Liebe Frau König, liebe Marie,
     
    es scheint gerade etwas zu grassieren. Auch ich muss mich heute leider krank melden. In dringenden Fällen bin ich telefonisch erreichbar.
     
    Mit freundlichen Grüßen
    Karlo Winterfeld
Senior Consultant
    Mail to: [email protected]
    JCN Jordan Consulting Network
     
    Auf dem Weg zu seinem Fahrrad begegnete Karlo Gregor, der gerade die Autotür seines schwarzen Nissan Coupé zuschlug und fröhlich vor sich hin pfiff.
    „Schon Feierabend?“, fragte Gregor.
    „Ich muss kurz bei Marie vorbeischauen.“
    „Da musst du aber weit strampeln.“ Gregor sah das Fahrrad an, das Karlo gerade aufschloss. „Paula hat beim Frühstück mit ihr telefoniert. Sie haben sich über irgendwelche ominösen Mails unterhalten, aber Paula war so kryptisch wie ein Geheimagent. Ich habe nur mitbekommen, dass sie Marie wegen irgendetwas beschwichtigen wollte. Keine Ahnung, worum es ging.“
    „Was meinst du damit, ich müsse weit strampeln?“, fragte Karlo ungeduldig.
    „Marie fährt gerade zu ihren Eltern.“
    Karlo hieb auf seinen Fahrradlenker ein. Er wollte so schnell wie möglich mit Marie sprechen und nicht erst mit der Bahn durch die Pampa tuckern. Da gab es wohl nur eine Lösung.
    „Kann ich dein Auto ausleihen?“, fragte er Gregor. Am besten fuhr er direkt los, bevor er es sich anders überlegte.
    Gregor sah Karlo fassungslos an. „Bist du sicher, Alter?“
    Karlo nickte.
    Gregor seufzte und zog schweren Herzens seinen Schlüssel hervor. „Sei gut zu meinem Baby.“

52
     
    Marie fühlte sich miserabel. Die ganze Nacht waren ihr all die Dinge im Kopf herumgespukt, die sie auf einen Schlag über Karlo erfahren hatte. Sie hatte wirr von einem Autounfall geträumt. Und Karlo hatte ihr, als sie verletzt im Krankenhaus lag, gesagt, dass er noch zu sehr an seiner Frau hing und nicht mit Marie zusammen sein konnte. Als sie um sechs Uhr aufwachte, fühlte sie sich, als läge ein riesiger Granitblock auf ihrer Brust. Marie benötigte einige Sekunden, um sich die Gründe ihres Unwohlseins ins Bewusstsein zu rufen. Nach einer halben Stunde schleppte sie sich mühsam ins Bad. Dann packte sie rasch ein paar Sachen zusammen, verfrachtete Simba in ihren Reisekäfig und schaltete ihr Handy ein. Fünf Nachrichten in Abwesenheit, vier von Karlo, eine von Paula. Sie rief Paula an, um ihr zu sagen, dass sie zu ihren Eltern fahren würde. Dann schaltete sie das Handy wieder aus.
     
    Marie war erleichtert, als die Glocke an der Eingangstür des Hexenhäusles bimmelte. Im Nu erschien ihre Mutter am Empfang.
    „Was machsch du denn da?“ Ihre Züge wurden weich, als sie die roten Augen ihrer Tochter erblickte.
    Marie hatte sich bis eben keine Gedanken darüber gemacht, was sie ihrer Mutter sagen würde. Die ganze Geschichte war zu lang und zu verworren.
    „Karlo“, stieß Marie deswegen nur hervor und merkte, wie sich die Tränen, die sie die ganze Zeit zurückgehalten hatte, Bahn brachen.
    „Komm amol her.“ Ihre Mutter zog sie in die Arme. Marie schmiegte sich an sie und heulte.
     
    Eine halbe Stunde später saß sie auf der Couch im Wohnzimmer und ihre Mutter, ihr Vater und ihre Tante sahen sie erwartungsvoll an. Marie wollte nichts erklären. Sie wollte einfach nur in Ruhe gelassen werden und schlafen.
    „Mädle, jetzt lass dir net alles aus der Nas ziehn“, durchbrach ihre Mutter die Stille.
    „Er hat mich hintergangen. Er hat mir nicht gesagt, dass er ...“ Marie stockte. Wie konnte
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