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Vermaehlung um Mitternacht

Titel: Vermaehlung um Mitternacht
Autoren: Karen Hawkins
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Erbschaft, die mir ins Haus steht? Höchst unwahrscheinlich.“ Eitel und verwöhnt wie sie war, hatte Therese von Anfang an deutlich gezeigt, was sie wollte: Geld, Macht und einen hohen Rang.
    Die Kutsche geriet ins Schwanken, als die Insassin mit aller Wucht gegen die Tür zu donnern begann und ihrem Begehr mit gedämpften Rufen Nachdruck verlieh. Seufzend steckte Alec die Uhr wieder ein. „Zehn Minuten können wir wohl erübrigen, aber mehr nicht. Lassen Sie die Pferde wechseln, Johnston. Die Tiere haben sich den ganzen Weg durch diesen verfluchten Schlamm kämpfen müssen.“
    Der alte Reitknecht schüttelte den Kopf. „Sie hätten nicht so lang warten dürfen mit Ihrer Hochzeit. Wenn Sie mich fragen, haben Sie damit das Schicksal herausgefordert.“
    „Mein Großvater wollte diese Hochzeit, nicht ich“, erwiderte Alec schroff.
    „Sie sind genauso widerborstig wie der alte Herr, was? Wenn der sich mal was in den Kopf gesetzt hatte, war nichts mehr mit ihm anzufangen.“ Mit einem Blick auf die wild schwankende Kutsche fügte der Reitknecht hinzu: „Aber vielleicht haben Sie hier Ihre Meisterin gefunden.“
    „Mit Therese Frant komme ich schon zurecht“, entgegnete Alec kurz angebunden.
    Johnston schnaubte ungläubig. „Ich besorg Ihnen einen schönen starken Drink, während die Pferde gewechselt werden. Das ist jetzt genau das Richtige für Sie.“
    Alec nickte, und der Alte schlurfte ins Gasthaus. Sich innerlich wappnend, wandte Alec sich dann der Kutsche zu. Besser, er brachte es rasch hinter sich. Zum Glück wusste er ganz genau, wie er mit seiner Braut umzugehen hatte.
    Therese Frant war beileibe nicht die spröde Unschuld, die sie zu sein vorgab. Dazu hatte sie - seit sie das Ausmaß seiner Erbschaft in Erfahrung gebracht hatte - viel zu oft versucht, ihn in irgendeine verborgene Nische zu ziehen und sich wie eine Klette an ihn zu hängen.
    Ihre Mutter, eine notorisch nachlässige Anstandsdame, unternahm kaum Anstrengungen, ihre Tochter zu zügeln. Die Aufgabe, die sinnliche Therese im Auge zu behalten, hatte statt ihrer irgendeine Cousine übernommen, eine unscheinbare junge Dame, die ihre Pflichten so ernst nahm, dass man sie nur den „Drachen“ nannte. Kurzsichtig durch dicke Brillengläser linsend, bemühte sie sich nach Kräften, Thereses fatalem Hang zum Untergang entgegenzuwirken.
    Schade, dachte Alec erschöpft. Wenn Therese in einen Skandal verwickelt gewesen wäre, hätte er die verknöcherten Testamentsvollstrecker dazu bringen können, die Bedingungen zu ändern. Aber jetzt war es zu spät. Er würde das nervenaufreibende Mädchen heiraten müssen.
    Er riss den Wagenschlag auf, packte Therese am Handgelenk und zerrte sie heraus. Sie fiel direkt in seine Arme, wobei ihr der Hut ins Gesicht rutschte. Es wäre ohnehin zu dunkel gewesen, um ihren Gesichtsausdruck zu erkennen, aber er wusste ja, was ihn erwartete: zornige blaue Augen, rosige Lippen, vor Wut verzerrt.
    Um ihre Tirade gleich im Keim zu ersticken, schob er den Hut zurück und verschloss ihr mit seinen Lippen den Mund. Zu seiner Überraschung durchfuhr ihn ein heftiger Schauder der Erregung.
    Anscheinend hatte auch Therese etwas Unerwartetes verspürt, denn sie verkrampfte sich wie ein Soldat vor einem Erschießungskommando. Sonst stöhnte sie immer vor Lust und saugte sich wie eine Napfschnecke an ihm fest. Vielleicht macht sie die Hochzeit nervös, überlegte er.
    „Küss mich“, murmelte Alec und streifte ihre seidenweiche Wange. Sie hatte ein neues Parfüm aufgelegt, leicht und verführerisch, dessen Duft sich angenehm mit der regenfrischen Luft vermischte. Sein Körper versteifte sich. Vielleicht hatte das Arrangement ja doch gewisse Vorteile. „Du riechst himmlisch. Küss mich, süße Therese.“
    Sie trat ihn, und zwar heftig.
    „Au!“ rief Alec aus und ließ sie los. Er bückte sich, um sich das Schienbein zu reiben.
    Und erstarrte.
    Eines der vielen Dinge, auf die seine eitle Braut stolz war, waren ihre zierlichen Füße. Die Schuhe, die er vor sich hatte, waren nicht zierlich. Sie waren groß und fest geschnürt, schwere schwarze Stiefel, die ihn lebhaft an seine ehemalige Gouvernante erinnerten.
    Die Wahrheit traf ihn wie ein Donnerschlag.
    Das war gar nicht Therese.
    Er war mit der falschen Frau durchgebrannt.
    Abrupt richtete er sich auf; die Schmerzen in seinem Schienbein waren vergessen. „Wer, zum Teufel, sind Sie?“
    „Die Frage könnte ich Ihnen genauso stellen“, erklärte ihm seine keusche
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