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Vermaehlung um Mitternacht

Titel: Vermaehlung um Mitternacht
Autoren: Karen Hawkins
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strich. „Darf ich fragen, warum Sie Therese gewählt haben?“
    „Das ist im Testament genau festgelegt: Ich muss die Tochter des verstorbenen Earl of Covington heiraten, wenn ich in den Genuss des Vermögens kommen will.“ Er lächelte. „Großvater war überzeugt, dass die Ehe meinen beklagenswerten Neigungen ein Ende setzt.“
    „Da kann er meine Cousine nicht gekannt haben.“
    Amüsiert blitzten seine Augen auf. „Hat er auch nicht. Das Covington-Land grenzt an unseres, und der Earl hatte eine Tochter im heiratsfähigen Alter. Das war für Großvater Grund genug.“ Julia versuchte ihre Erleichterung darüber zu unterdrücken, dass der Viscount nicht bis über beide Ohren in Therese verliebt war. „Wer erbt das Geld, wenn Sie es nicht bekommen?“
    „Mein Vetter Nick Montrose.“
    „Der neue Earl of Bridgeton? Er hat in letzter Zeit viel mit Therese geflüstert.“ Sie runzelte die Stirn. Beinahe hätte sie einen Schluck Punsch genommen. „Es würde mich nicht überraschen, wenn die beiden gemeinsame Sache gemacht hätten. Verzeihen Sie die Bemerkung, aber Therese wollte schon immer Countess werden; Ihr Titel ist zwar auch sehr hübsch, lässt sich aber nicht mit dem eines Earl vergleichen.“
    Alec hieb mit solcher Macht auf die Armlehnen des Sessels, dass Julia zusammenfuhr. „Verdammt sollen sie sein!“ stieß er hervor. „Mögen sie dafür in der Hölle schmoren! “ Fluchend stürzte er den Rest Punsch hinunter.
    Julia zuckte zusammen. Wenn er sich jetzt betrank, würde ihn ein Tritt vors Schienbein nicht mehr zur Ordnung rufen. Und er würde die Punschschale unweigerlich leeren, wenn sie nicht etwas dagegen unternahm. Sie hob den Becher und sog den verlockenden Duft nach Muskat und Zimt ein.
    Sie würde nur diesen einen Becher trinken. Zumindest bedeutete es einen Becher weniger für ihn. Julia nahm einen großen Schluck. Wärmend fuhr ihr der Rum in alle Glieder. „Ach herrje! “ Der Viscount sagte abwesend: „Vorsicht, der ist stärker, als man meint.“
    „Ich bin kein behütetes Kind, Lord Hunterston - mir sind die Fallstricke des Lebens bestens bekannt.“
    „Aber sicher“, spöttelte er. „Bestimmt kennen Sie jede einzelne gefallene Frau Londons.“
    Sie ignorierte seinen sarkastischen Ton und nahm einen weiteren Schluck. „Ein paar schon. Die Vereinigung für Frauen in Not“ hat..."
    „Herr im Himmel! “ rief er angeekelt aus. „Eine Reformerin! “ 
    „Nennen Sie es, wie Sie wollen. Meine Anstrengungen gelten dem Los jener, die in grausamer Armut leben.“
    „Was wissen Sie denn schon von Armut, Miss Frant?“
    Sie verkrampfte die Hände. In den dunklen Tagen nach dem Tod ihrer Eltern war Julia hautnah damit konfrontiert worden, was es bedeutete, eine allein stehende Frau zu sein, die über keinerlei Möglichkeit zum Geld verdienen verfügte. Bei der Erinnerung drehte sich ihr immer noch der Magen um, doch gelang es ihr, gelassen zu erwidern: „Genug, um mir ihr Ende zu wünschen.“
    Er lachte. „Geben wir nicht ein wunderbares Paar ab, Miss Frant? Sie wollen anderen helfen, haben aber nicht genug Geld, um wirklich etwas zu bewirken, und ich will mir selbst helfen, habe dabei aber auch nicht mehr Erfolg.“
    Sie zuckte mit den Schultern, um ihre Betroffenheit zu verbergen. „Ich tue, was ich kann.“ Sie sah auf ihren Becher und fragte sich, was eigentlich mit dem Punsch passiert war. Es war kaum noch ein Schluck übrig. Widerstrebend wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Viscount zu. „Waren Sie schon beim Anwalt?“ „Bei Dutzenden, diesen Blutsaugern.“ Mit einem bitteren Lächeln erhob er sich und schenkte ihnen beiden nach. „Es ist vorbei. Ich habe gespielt und verloren.“
    Als er ihr den Becher reichte, berührten sich ihre Hände. Julias Herz tat einen solchen Sprung, dass sie zur Beruhigung einen großen Schluck Punsch nehmen musste. Solcherart gestärkt, war sie plötzlich überzeugt, dass sie alle Probleme lösen könnte. Kein Wunder, dass ihr Vater so auf die Heilkraft des Rums geschworen hatte.
    „Es muss doch einen Ausweg geben“, verkündete sie lauthals. Das amüsierte ihn dann doch. „Glauben denn alle Amerikaner, dass sie Wunder wirken können, Miss Frant?“
    „Meine Eltern haben mich dazu erzogen, auf Ehrlichkeit und harte Arbeit zu setzen, Lord Hunterston.“
    „Sie sind wirklich ganz anders als Therese, nicht wahr?“ Bedauernd blickte Julia auf ihre etwas groß geratenen Füße. Sie beneidete ihre schöne Cousine nicht um viel -
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