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Vermaehlung um Mitternacht

Titel: Vermaehlung um Mitternacht
Autoren: Karen Hawkins
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doch leider um die fragwürdige Aufmerksamkeit des berüchtigsten Wüstlings von ganz London. Aber er hatte immer etwas an sich gehabt, ein gewisses Strahlen in seinem verwegenen Lächeln, eine gewisse Sehnsucht in seinem Blick, das in ihr den Wunsch geweckt hatte, ihn besser kennen zu lernen.
    Er seufzte ungeduldig. „Wir sollten nach London zurückkehren.“
    Bei seinen Worten überkam sie Panik. Sobald sie die verzauberte Welt dieses Gastzimmers verließen, würde der Alltag wieder über sie hereinbrechen. Er wäre wieder der unnahbare, leicht gefährliche „Teufel“ Hunterston, während sie als bescheidene Anstandsdame in die Bedeutungslosigkeit versinken würde.
    Hastig setzte sie ihren Becher ab. „Ich brauche noch mehr Punsch.“
    Der Viscount zog die Brauen hoch, stimmte jedoch zu. „Vielleicht werde ich mir solchen Luxus bald nicht mehr leisten können.“ Er trat an den Tisch, zog eine Bank heraus und verbeugte sich elegant. „Würden Sie mir Gesellschaft leisten, Miss Frant?“
    Sie stand auf und stellte fest, dass sich der Raum irgendwie zu drehen schien, was die Fortbewegung etwas schwierig gestaltete. Zum Glück bewältigte sie die Strecke, ohne über irgendein schwankendes Möbelstück zu stolpern. Sie setzte sich neben ihn und hielt ihm den Becher hin.
    Er schenkte beiden nach. „Wir müssen Punsch nachbestellen.“ Er schob ihr den Becher hin und griff nach der leeren Schale.
    Ein Rascheln ließ ihn innehalten. Stirnrunzelnd holte er ein zerknittertes Stück Papier aus der Tasche und warf es auf den Tisch. „Das hier brauche ich jetzt nicht mehr.“
    Julia steckte die Nase in den Becher und atmete das süße Aroma ein. Glühende Wärme hüllte sie ein, und der kleine Salon kam ihr auf einmal viel gemütlicher und intimer vor. Ohne jede Scham starrte sie den Viscount von der Seite an, seine langen Wimpern, den stolz geschwungenen Mund.
    Er schaute auf und begegnete ihrem Blick. Ihr stockte der Atem. Rasch rückte sie ihre Brille zurecht und griff blind nach dem Papier. „Ein Ehedispens“, sagte sie benommen.
    Alec nickte und stierte wieder in seinen Becher.
    Der Dispens war völlig zerknittert. Unten stand schwungvoll sein voller Name: Alec Charles MacLean, Viscount Hunterston.
    Julia nahm noch einen Schluck Punsch. „Sie haben Thereses Namen gar nicht vollständig eingetragen.“
    „Ich hatte nicht die Zeit, mich nach all ihren Vornamen zu erkundigen, deswegen habe ich nur ,Miss Frant“ geschrieben. Aber das hat auch gereicht. Der Erzbischof hatte keine Einwände.“ Julia wartete, dass er weitersprach, doch seine Aufmerksamkeit galt schon wieder seinen eigenen düsteren Gedanken. Sie seufzte und zog ihren Becher über das verknitterte Papier. Vielleicht ließ es sich mit dem warmen Zinnboden glatt bügeln.
    Ihr Vater war nie müde geworden, sie darauf hinzuweisen, wie wichtig Ordnung und Sauberkeit waren. Sie lächelte sehnsüchtig. Obwohl er schon seit über fünf Jahren tot war, dachte sie täglich an ihn. Vor allem vermisste sie seine Gabe, sofort zum Kern auch des schwierigsten Problems vorzudringen und die logische Lösung zu präsentieren. Es machte Julia immer zornig, wenn Therese über ihren Vater spottete. Es stimmte, dass er England verlassen hatte und nichts von der Stellung wissen wollte, die sein eigener Vater für ihn vorgesehen hatte, aber er hatte aus dem reinsten, edelsten Motiv heraus gehandelt: nämlich aus Liebe.
    Liebe. Plötzlich schien es in ihrem Kopf zu klicken.
    „Ich weiß, wie ich Ihnen helfen könnte“, sagte sie verwundert. Alec zog die Brauen hoch. Seine Augen schimmerten silbergrau wie mit Eis bedecktes Glas. „Wie?“
    „Heiraten Sie mich.“

2. KAPITEL
    Alec blinzelte.
    „Sie brauchen gar nicht so erstaunt zu gucken“, meinte Julia rau. „Liegt doch auf der Hand.“
    Er nahm ihr den Becher ab. „Ich lasse diesen Dummkopf von Gastwirt sofort Kaffee bringen.“
    „Ich bin nicht betrunken.“ Würdevoll hob sie das Kinn. „Mir ist nur ein bisschen schwindlig.“
    „Schwindlig, was?“ Alec setzte sich rittlings auf die Bank, um sie besser sehen zu können. Das Haar hing ihr wild um die Schultern, und die Brille saß ihr schief auf der Nase. Er lachte. „Sie hatten Recht, Sie vertragen wirklich keinen Alkohol.“
    Beglückt nickte sie, worauf ihre Brille noch ein Stückchen nach unten rutschte. „Hab ich Ihnen doch gesagt.“ Plötzlich verfinsterte sich ihre Miene. „Sie hätten mich nicht zum Trinken anstiften sollen.“
    „Habe ich doch
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