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Vermaehlung um Mitternacht

Titel: Vermaehlung um Mitternacht
Autoren: Karen Hawkins
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den Hals gelegt. Obwohl er wusste, dass die Liebe, die aus ihren Augen strahlte, ihren Eltern galt und nicht ihm, verstörte ihn so viel nackte Emotion. Er ließ die Hand sinken.
    Verdammt, er hatte hier kein freches Nymphchen vor sich. Julia Frant war eine sittenstrenge Reformerin, die seine Aufmerksamkeit nur deswegen erregt hatte, weil sie ihm einen Weg bot, das Versprechen einzuhalten, das er seinem Großvater gegeben hatte. Wenn er sie bloß küsste, eine unschuldige Geste, mit der er schon Tausende von Frauen erfreut hatte, würde sie bestimmt entweder in Ohnmacht fallen oder einen hysterischen Anfall bekommen.
    Julia errötete, als hätte sie seine Gedanken gelesen. „Verzeihung. Ich wollte mich nicht dumm benehmen.“
    „Kein Grund, sich zu entschuldigen“, entgegnete er leichthin, rückte von ihr ab und stand auf. „Wenn ich so viel Punsch wie Sie getrunken hätte, wäre ich jetzt auch durcheinander. Ich rufe Bramble, damit er uns Kaffee bringt.“ Er ging zur Tür und öffnete sie.
    Ein Mann in Stiefeln und Livree stolperte über die Schwelle und landete der Länge nach auf dem Fußboden.
    Streng starrte Alec auf ihn hinab. „Johnston! Was machen Sie da - mit dem Ohr am Schlüsselloch?“
    Der Reitknecht stand auf und klopfte sich ab. „Was glauben Sie wohl? Ich hab zugehört, wie Sie sich in die Ehefalle haben locken lassen wie ein grüner Junge! “ Finster musterte er Julia und schüttelte den Kopf. „Völlig verrückt, was Sie da Vorhaben, Euer Lordschaft. Am Ende sind Sie vor Anker gegangen und dem Geld doch um keinen Zoll näher gekommen! “
    „Wenn mich Ihre Meinung interessiert, frage ich Sie. Und jetzt holen Sie uns Kaffee. Uns bleibt wenig mehr als eine Stunde, und ich will die Ehe nicht mit dem Gerücht anfangen, die Braut wäre so betrunken gewesen, dass sie nicht mehr stehen konnte.“
    „Na, hoffentlich wissen Sie, was Sie tun. Nicht um alles in der Welt würde ich auf diesen Plan setzen.“ Mit einem letzten warnenden Blick schlurfte Johnston zur Tür hinaus.
    Alec ahnte, dass sein Reitknecht Recht hatte. Es war keineswegs sicher, dass der verrückte Plan funktionieren würde, doch ihm blieb keine Wahl. Entweder Julia Frant oder niemand.
    „Wer war das denn?“ fragte Julia, die immer noch auf die Tür starrte.
    „Mein Reitknecht.“
    Misstrauisch betrachtete sie ihn. „Danach hat er sich aber nicht angehört.“
    „Nun, er ist es aber, auch wenn er das viel zu oft vergisst.“ Hoffentlich beeilte Johnston sich mit dem Kaffee. Er wusste, wie man mit Frauen umging, aber Julia Frant mit ihren streng zusammengepressten Lippen und den tränennassen Augen war etwas anderes.
    „Wollen Sie mich jetzt heiraten?“ erkundigte sie sich.
    Er bemerkte, dass ihre Unterlippe ganz leicht zitterte. „Wenn nicht, erbt Nick das ganze Vermögen. Das kann ich nicht zulassen.“
    Aus irgendeinem Grund wirkte sie enttäuscht. „Verstehe.“
    Alec runzelte die Stirn. „Nick ist völlig verkommen, Julia. Mit einem solchen Vermögen würde er nicht wieder gutzumachenden Schaden anrichten.“ Er setzte sich wieder neben sie und legte ihr die Hand auf die Schultern. „Ich werde siebzigtausend Pfund im Jahr erben, Julia. Stellen Sie sich das mal vor.“
    „S-s-s...“ Sie schluckte und wirkte plötzlich ernüchtert. „Verzeihung. Sagten Sie eben siebzig tausend Pfund?“
    „Es gehört uns, wenn wir vor Mitternacht beim Pfarrer sind.“ „Aber ... aber die Testamentsvollstrecker müssen doch erst zustimmen, oder?“
    „Wenn Ihr Vater auch nur eine Sekunde der Earl of Covington war, bleibt ihnen gar nichts anderes übrig.“
    „Und wenn sie es nicht tun?“
    Alec zuckte die Schultern.
    Aufmerksam guckte sie ihn an. „Wahrscheinlich können wir die Ehe annullieren lassen, wenn es nicht funktioniert“, bot sie ihm schließlich an.
    „Natürlich“, stimmte er gelassen zu.
    Sie zog die Brauen hoch, was sie wie ein besonders tugendhaftes Schulmädchen aussehen ließ. Sie wirkte so unschuldig, so unverdorben, dass sich in seiner Brust ungewohnte Reue regte. Sie war so sittsam, so ... betrunken.
    Alec zwang sich, an etwas anderes zu denken. Er würde das Versprechen halten, das er seinem Großvater gegeben hatte, und zum Teufel mit allem anderen. Außerdem war es ja nicht so, als würde dem Mädchen durch die Heirat ein Leben voller Mühsal bevorstehen. Man könnte doch viel eher behaupten, dass er sie rettete. Er würde ihr sogar erlauben, einen Teil des Geldes für ihre guten Werke auszugeben.
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