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Vermählung um Mitternacht

Vermählung um Mitternacht

Titel: Vermählung um Mitternacht
Autoren: Hawkins
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die logische Lösung zu präsentieren. Es machte Julia immer zornig, wenn Therese über ihren Vater spottete. Es stimmte, dass er England verlassen hatte und nichts von der Stellung wissen wollte, die sein eigener Vater für ihn vorgesehen hatte, aber er hatte aus dem reinsten, edelsten Motiv heraus gehandelt: nämlich aus Liebe.
    Liebe . Plötzlich schien es in ihrem Kopf zu klicken.
    »Ich weiß, wie ich Ihnen helfen könnte«, sagte sie verwundert. Alec zog die Brauen hoch. Seine Augen schimmerten silbergrau wie mit Eis bedecktes Glas. »Wie?«
    »Heiraten Sie mich.«

2. KAPITEL
    Alec blinzelte.
    »Sie brauchen gar nicht so erstaunt zu gucken«, meinte Julia rau. »Liegt doch auf der Hand.«
    Er nahm ihr den Becher ab. »Ich lasse diesen Dummkopf von Gastwirt sofort Kaffee bringen.«
    »Ich bin nicht betrunken.« Würdevoll hob sie das Kinn. »Mir ist nur ein bisschen schwindlig.«
    »Schwindlig, was?« Alec setzte sich rittlings auf die Bank, um sie besser sehen zu können. Das Haar hing ihr wild um die Schultern, und die Brille saß ihr schief auf der Nase. Er lachte. »Sie hatten Recht, Sie vertragen wirklich keinen Alkohol.«
    Beglückt nickte sie, worauf ihre Brille noch ein Stückchen nach unten rutschte. »Hab ich Ihnen doch gesagt.« Plötzlich verfinsterte sich ihre Miene. »Sie hätten mich nicht zum Trinken anstiften sollen.«
    »Habe ich doch gar nicht.«
    »Doch! Sie haben dauernd selbst getrunken. Ich musste Sie doch aufhalten.« Sie blinzelte wie eine verwirrte Eule.
    Er grinste. »Ihre Sorge war unnötig. Ich habe schon Stärkeres zum Frühstück getrunken.«
    »Alkohol zum Frühstück und Rum zum Abendessen. Ganz schlecht. Aber das hilft Ihnen nicht. Sie müssen heiraten und können genauso gut mich nehmen.«
    »Miss Frant...«
    »Im Testament Ihres Großvaters steht, dass Sie die Tochter des verstorbenen Earl of Covington heiraten müssen, stimmts?«
    »Ja, aber ...«
    »Heißt es da ausdrücklich, dass es Therese sein muss?«
    »Ihr Name wird nicht erwähnt.«
    »Hab ich mir schon gedacht, sonst hätten Sie ja ihren vollen Namen im Ehedispens eingetragen.«
    Alec packte Julia am Arm. Sie riss die Augen auf, bis ihn ihr Blick beinahe hypnotisierte. »Julia, hören Sie zu. War Ihr Vater auch einmal Earl of Covington?«
    Sie grinste breit. »Ja. Zwei Tage lang.« Sie streckte ihm zwei Finger entgegen. »Zwei. Hab’s gezählt.«
    Alec unterdrückte seine Gereiztheit und ergriff ihre schmale Hand. Nie hatte er jemanden so gründlich dem Alkohol erliegen sehen. Unter anderen Umständen hätte er sich königlich amüsiert. »Warum nur zwei Tage?«
    Ihre Lippen begannen zu zittern. Plötzlich war ihr gar nicht mehr fröhlich zu Mute. »Er starb. « Mit der freien Hand wischte sie sich über die Augen. »Aber er wollte den Titel sowieso nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil mein Großvater über Mama sehr hässliche Sachen sagte. Er hat sie alles Mögliche geheißen.«
    Abwesend streichelte Alec die Hand, die so vertrauensvoll in der seinen ruhte. »Hat er sie für eine Abenteuerin gehalten?«
    »O nein. Für Großvater war sie schlimmer als eine Abenteuerin. Sie war Methodistin. Er hat gebrüllt, so was dulde er nicht in seiner Familie und dass er uns alle enterben würde. Papa hat aber nicht nachgegeben, hat ihn später nicht mal mehr besucht, obwohl Mama ihn dazu drängte.« Julia kicherte. »Mama hat immer behauptet, Papa sei der einzige Mensch, der noch starrsinniger als Großvater ist.« Sie schaute Alec an. In ihren Augen blitzte der Schalk, ihre Wangen waren zart gerötet.
    Einen solchen Blick hätte Alec vom »Drachen« nie erwartet. Er räusperte sich und überlegte, wie er sie eigentlich ständig hatte übersehen können. »Und Ihr Großvater hat Ihren Vater nicht enterbt?«
    »Großvater ist gestorben, bevor er sein Testament machen konnte. Papa bekam alles, aber er wollte es gar nicht.« Ein Schatten legte sich kurz auf ihr Gesicht. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, wodurch sie noch grüner leuchteten. »Nach Mamas Tod wollte Papa überhaupt nichts mehr.«
    Ihre Tränen erinnerten Alec daran, warum er sich von tugendhaften Frauen fern hielt. Er zog sein Taschentuch heraus und reichte es ihr.
    »Danke.« Sie wollte sich die Augen trocken tupfen, ohne die Brille abzusetzen, was allerdings dazu führte, dass diese noch mehr verrutschte.
    »Kommt alles vom Rum«, sagte er, nahm ihr die Brille ab und steckte sie ein. »Sogar Matrosen weinen, wenn sie zu viel getrunken haben.«
    Unter Tränen
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