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Vermählung um Mitternacht

Vermählung um Mitternacht

Titel: Vermählung um Mitternacht
Autoren: Hawkins
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Mein Vetter Nick erbte den Titel und den Grundbesitz, allerdings in Fideikommiss. Großvater kannte meinen Vetter zu gut, als dass er ihm den Besitz bedingungslos überlassen hätte.«
    Julia umklammerte den Zinnbecher fester. »Was hat das alles mit Therese zu tun?«
    »Um das Vermögen zu erben, muss ich vor meinem nächsten Geburtstag heiraten und ein Jahr in der Gesellschaft leben, ohne in einen einzigen Skandal verwickelt zu werden. « Abschätzig verzog er die Lippen. »Großvater dachte, ich wäre zu wild und rastlos.«
    »Wahrscheinlich hat er von Ihren Kokotten gehört«, meinte Julia.
    »Meinen Kokotten?« wiederholte er erstickt.
    »Oder den Spielhöllen«, schlug sie hilfreich vor.
    Er grinste schief. »Sie sind ja wirklich ganz auf dem Laufenden, Miss Frant.«
    »Was soll man sonst schon anfangen, wenn man dauernd bei den Anstandsdamen sitzt? Wie viel Zeit bleibt Ihnen denn noch?«
    Der Viscount blickte auf die Uhr. »Noch knapp zwei Stunden.« Sie blinzelte. » Zwei Stunden ? Und seit wann wissen Sie von den Bedingungen, die Ihr Großvater testamentarisch festgelegt hat?«
    »Seit seinem Tod.«
    »Aber das ist doch schon ein halbes Jahr her! «
    »Ich habe immer gehofft, dass noch irgendetwas passiert, was diesen Albtraum verhindert.« Er fuhr sich durch das schwarze Haar, so dass es ihm wirr in die Stirn hing. »Leider vergeblich.«
    Julia packte den Becher noch fester, damit sie nicht plötzlich die Hand ausstreckte und ihm das Haar aus der Stirn strich. »Darf ich fragen, warum Sie Therese gewählt haben?«
    »Das ist im Testament genau festgelegt: Ich muss die Tochter des verstorbenen Earl of Covington heiraten, wenn ich in den Genuss des Vermögens kommen will.« Er lächelte. »Großvater war überzeugt, dass die Ehe meinen beklagenswerten Neigungen ein Ende setzt.«
    »Da kann er meine Cousine nicht gekannt haben.«
    Amüsiert blitzten seine Augen auf. »Hat er auch nicht. Das Covington-Land grenzt an unseres, und der Earl hatte eine Tochter im heiratsfähigen Alter. Das war für Großvater Grund genug.« Julia versuchte ihre Erleichterung darüber zu unterdrücken, dass der Viscount nicht bis über beide Ohren in Therese verliebt war. »Wer erbt das Geld, wenn Sie es nicht bekommen?«
    »Mein Vetter Nick Montrose.«
    »Der neue Earl of Bridgeton? Er hat in letzter Zeit viel mit Therese geflüstert.« Sie runzelte die Stirn. Beinahe hätte sie einen Schluck Punsch genommen. »Es würde mich nicht überraschen, wenn die beiden gemeinsame Sache gemacht hätten. Verzeihen Sie die Bemerkung, aber Therese wollte schon immer Countess werden; Ihr Titel ist zwar auch sehr hübsch, lässt sich aber nicht mit dem eines Earl vergleichen.«
    Alec hieb mit solcher Macht auf die Armlehnen des Sessels, dass Julia zusammenfuhr. »Verdammt sollen sie sein!« stieß er hervor. »Mögen sie dafür in der Hölle schmoren! « Fluchend stürzte er den Rest Punsch hinunter.
    Julia zuckte zusammen. Wenn er sich jetzt betrank, würde ihn ein Tritt vors Schienbein nicht mehr zur Ordnung rufen. Und er würde die Punschschale unweigerlich leeren, wenn sie nicht etwas dagegen unternahm. Sie hob den Becher und sog den verlockenden Duft nach Muskat und Zimt ein.
    Sie würde nur diesen einen Becher trinken. Zumindest bedeutete es einen Becher weniger für ihn. Julia nahm einen großen Schluck. Wärmend fuhr ihr der Rum in alle Glieder. »Ach herrje! « Der Viscount sagte abwesend: »Vorsicht, der ist stärker, als man meint.«
    »Ich bin kein behütetes Kind, Lord Hunterston - mir sind die Fallstricke des Lebens bestens bekannt.«
    »Aber sicher«, spöttelte er. »Bestimmt kennen Sie jede einzelne gefallene Frau Londons.«
    Sie ignorierte seinen sarkastischen Ton und nahm einen weiteren Schluck. »Ein paar schon. Die Vereinigung für Frauen in Not« hat...«
    »Herr im Himmel! « rief er angeekelt aus. »Eine Reformerin! « 
    »Nennen Sie es, wie Sie wollen. Meine Anstrengungen gelten dem Los jener, die in grausamer Armut leben.«
    »Was wissen Sie denn schon von Armut, Miss Frant?«
    Sie verkrampfte die Hände. In den dunklen Tagen nach dem Tod ihrer Eltern war Julia hautnah damit konfrontiert worden, was es bedeutete, eine allein stehende Frau zu sein, die über keinerlei Möglichkeit zum Geld verdienen verfügte. Bei der Erinnerung drehte sich ihr immer noch der Magen um, doch gelang es ihr, gelassen zu erwidern: »Genug, um mir ihr Ende zu wünschen.«
    Er lachte. »Geben wir nicht ein wunderbares Paar ab, Miss Frant? Sie
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