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Vermählung um Mitternacht

Vermählung um Mitternacht

Titel: Vermählung um Mitternacht
Autoren: Hawkins
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verschwommenen Fleck. »Im Regen schon«, meinte sie schließlich.
    Er gab ein ersticktes Geräusch von sich. »Wo ist Therese?«
    »Auf der musikalischen Soiree der Hadmores. Sie ging in Lady Satterlys Begleitung hin.«
    »Dieses verdammte Luder! «
    »Vielleicht hat sie es ja vergessen«, schlug Julia vor.
    »Höchst unwahrscheinlich. Sobald ich sie in die Finger kriege ... « Er hielt inne und krallte die Hände ineinander.
    Sie empfand plötzlich Mitleid. Bestimmt war das für seinen Stolz und für sein Herz ein empfindlicher Schlag. Es gefiel ihrer Cousine, die Männer leiden zu lassen. Wahrscheinlich war Therese gerade auf der Soiree und lachte sich ins Fäustchen.
    Julia blickte zu ihm auf und unterdrückte ein Seufzen. Therese war ein Dummkopf. Der Viscount war unglaublich attraktiv. Schon sein Gesicht erschien ihr unvergesslich, mit den markanten, aristokratischen Zügen und den arrogant gewölbten Brauen, die ihn dunkel und verwegen wirken ließen.
    Er galt als frecher, verworfener Wüstling, der sich nie dem Diktat der vornehmen Gesellschaft unterwarf. Stattdessen ließ er sich mit den untersten Schichten der Halbwelt ein, besuchte Spielhöllen, trank übermäßig und vertrieb sich die Zeit mit allen möglichen sündhaften Vergnügungen, ohne sich im Geringsten um Anstand und Sitte zu kümmern.
    Kein Mensch bedurfte dringender der Besserung als der »Teufel« Hunterston.
    Julia räusperte sich, obwohl sie noch nicht wusste, was sie sagen sollte, um die Situation zu entschärfen. Nach kurzem inneren Kampf platzte sie heraus: »Eine herrliche Nacht haben wir, nicht wahr?«
    Er runzelte die Stirn. »Aber natürlich. Es hat zwar die letzten drei Stunden ununterbrochen geregnet, die Straßen sind in fürchterlichem Zustand, und ich habe gerade das größte Vermögen verloren, das je auf englischem Boden vererbt wurde, aber abgesehen davon, finde ich diese Nacht ganz wunderbar.«
    Julia stemmte die Hände in die Hüfte. »Vielleicht sollte ich Sie darauf aufmerksam machen, dass es auch für mich kein besonders angenehmer Abend war. Ich wurde entführt, in einer schlecht gefederten Kutsche durchgerüttelt, schonungslos herumgezerrt und angebrüllt. Davon könnte man glatt Herzrasen bekommen.«
    Alec stutzte und lächelte dann widerstrebend. Bei diesem Anblick tat ihr Herz einen seltsamen Sprung.
    »Verzeihen Sie mir«, sagte er. »Mein Betragen ist wirklich schauderhaft.« Er sah sich auf dem Hof um. »Vielleicht könnten wir unsere Unterhaltung drinnen fortsetzen.«
    »Eigentlich sollte ich ... «
    »Ich lasse gerade frische Pferde anspannen«, unterbrach er sie, nahm sie am Ellbogen und schob sie in Richtung Tür.
    »Aber ich...«
    »Lord Hunterston!« rief der Gastwirt, der sich auf sie stürzte, kaum dass sie die Schwelle überschritten hatten. »Grad eben hat mich Ihr Knecht über Ihre Ankunft unterrichtet.«
    Der Viscount führte Julia in das vordere Gastzimmer. Der Wirt folgte ihnen, eingehüllt in eine Knoblauchwolke und über das ganze Gesicht strahlend. »Tom Bramble, zu Ihren Diensten. Ich hab einen schönen Rumpunsch angesetzt. Aber erst einmal können Sie und die Dame es sich vor dem Feuer gemütlich machen.« Er grinste wie einer, der mit einer lang versprochenen Köstlichkeit aufwarten kann. »Möchten Sie was zu Abend essen? Wir haben Lammbraten, Gänsepasteten und Kalbszunge in Aspik ...«
    »Gänsepasteten sind die Leibspeise der Dame«, unterbrach der Viscount. »Auf dem Weg hierher konnte sie von nichts anderem sprechen.«
    »Stimmt doch gar ...«, wandte Julia ein, doch Alecs finsterer Blick brachte sie zum Schweigen. »Oh«, sagte sie lahm, während sie die Bänder ihres Hutes löste, »Gänsepasteten. Wahrhaftig, die esse ich am allerliebsten.«
    »Wirklich?« fragte der Wirt und betrachtete Julia interessiert. »Wer hätte gedacht, dass Gänsepasteten bei den vornehmen Herrschaften so beliebt sind.«
    Alec hielt ihm die Tür auf und winkte ihn hinaus. »Nun ja, man lernt nicht aus. Bitte benachrichtigen Sie uns, wenn das Abendessen fertig ist.« Bevor der Wirt den Mund aufmachen konnte, hatte der Viscount die Tür geschlossen.
    »Warum, zum Teufel, erzählen Sie ihm so etwas?« fragte Julia, während sie ihren Hut auf einem Tischchen deponierte. »Ich finde Gänsepasteten ekelhaft.« Sie schaute sich im Raum um und fragte sich, welch romantisches Stelldichein der attraktive Viscount für ihre Cousine vorgesehen hatte. Der Salon für die Gäste war spärlich möbliert und wirkte eher wie
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