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Vermählung um Mitternacht

Vermählung um Mitternacht

Titel: Vermählung um Mitternacht
Autoren: Hawkins
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ohnehin zu dunkel gewesen, um ihren Gesichtsausdruck zu erkennen, aber er wusste ja, was ihn erwartete: zornige blaue Augen, rosige Lippen, vor Wut verzerrt.
    Um ihre Tirade gleich im Keim zu ersticken, schob er den Hut zurück und verschloss ihr mit seinen Lippen den Mund. Zu seiner Überraschung durchfuhr ihn ein heftiger Schauder der Erregung.
    Anscheinend hatte auch Therese etwas Unerwartetes verspürt, denn sie verkrampfte sich wie ein Soldat vor einem Erschießungskommando. Sonst stöhnte sie immer vor Lust und saugte sich wie eine Napfschnecke an ihm fest. Vielleicht macht sie die Hochzeit nervös, überlegte er.
    »Küss mich«, murmelte Alec und streifte ihre seidenweiche Wange. Sie hatte ein neues Parfüm aufgelegt, leicht und verführerisch, dessen Duft sich angenehm mit der regenfrischen Luft vermischte. Sein Körper versteifte sich. Vielleicht hatte das Arrangement ja doch gewisse Vorteile. »Du riechst himmlisch. Küss mich, süße Therese.«
    Sie trat ihn, und zwar heftig.
    »Au!« rief Alec aus und ließ sie los. Er bückte sich, um sich das Schienbein zu reiben.
    Und erstarrte.
    Eines der vielen Dinge, auf die seine eitle Braut stolz war, waren ihre zierlichen Füße. Die Schuhe, die er vor sich hatte, waren nicht zierlich. Sie waren groß und fest geschnürt, schwere schwarze Stiefel, die ihn lebhaft an seine ehemalige Gouvernante erinnerten.
    Die Wahrheit traf ihn wie ein Donnerschlag.
    Das war gar nicht Therese.
    Er war mit der falschen Frau durchgebrannt.
    Abrupt richtete er sich auf; die Schmerzen in seinem Schienbein waren vergessen. »Wer, zum Teufel, sind Sie?«
    »Die Frage könnte ich Ihnen genauso stellen«, erklärte ihm seine keusche Gegnerin.
    Alec packte die falsche Braut am Arm und zog sie auf die Lichter des Gasthauses zu. Ihr Mund wurde schmal vor Ärger, doch sie protestierte nicht, sondern starrte ihn nur streng an.
    Wenn Therese Frant je ihr genaues Gegenstück gebraucht hätte, hier hätte sie es gefunden. Statt der kunstvoll arrangierten Goldlöckchen hatte sie hellbraunes Haar, das sich, nachdem sich die strenge Frisur aufgelöst hatte, wild um ihr schmales, eckiges Gesicht bauschte. Ihre schlanke, knabenhafte Gestalt stand in starkem Gegensatz zu den üppigen Rundungen, die Therese so gerne zur Schau stellte.
    Insgesamt war die falsche Braut dünn, brünett und unansehnlich. Ihre einzigen Pluspunkte waren der hübsche breite Mund und die dicht bewimperten grünen Augen.
    Sie kniff die Augen zusammen. »Ich musste meine Brille abnehmen.« Ihr nasaler Akzent ging Alec auf die ohnehin schon strapazierten Nerven. »Die Kutsche hat viel zu sehr gerumpelt.«
    »Verflucht, Sie stammen aus den Kolonien.«
    »Ich stamme nicht aus den Kolonien. Ich bin Amerikanerin.« Ihre finstere Miene kam ihm auf einmal verdächtig bekannt vor. Alec runzelte die Stirn. Wenn er sie sich mit der fehlenden Brille vorstellte, das braune Haar in straffen Zöpfen um den Kopf gewunden, konnte er fast...
    Er stöhnte. »Verdammt! Sie sind der Drache von Frant.«
    Eine unvorteilhafte Röte überzog ihre schmalen Wangen.
    »Hat sie Sie dazu angestiftet?« fragte er zornbebend.
    »Wer? Wer soll mich wozu angestiftet haben?« Sie beugte sich vor und guckte ihn an. »Sind Sie blau?«
    »Bin ich was ?«
    »Beschickert. Angesäuselt. Betrunken.« Kritisch betrachtete sie ihn. »Betrunken oder vollkommen verrückt. Eines von beiden.«
    »Ich bin weder betrunken noch verrückt«, erwiderte er steif und schaute sie wütend an.
    »Doch«, beharrte sie, »es sei denn, Sie entführen immer Frauen, um sie dann in Gasthäusern anzuschreien.«
    Zu ihrem Schrecken erkannte Julia Frant plötzlich, warum manche Mitglieder der vornehmen Gesellschaft den Viscount auch »Teufel«Hunterston nannten. Sein attraktives Gesicht konnte sich im Handumdrehen in eine Grimasse glühenden Zorns verwandeln, in der seine grauen Augen wie flüssiges Silber glommen.
    »Sie haben nicht eine Entführung vereitelt, sondern eine heimliche Heirat verhindert«, sagte er mit frostklirrender Stimme. »Therese hätte in dieser Kutsche sitzen sollen.«
    Julia schluckte die plötzliche Enttäuschung hinunter. Natürlich hatte er sie für Therese gehalten. Niemand würde sich je die Mühe machen, die einfache, unscheinbare Julia Frant zu entführen und zu küssen. »Ich dachte, Sie sind eine Droschke«, erklärte sie entschuldigend.
    »Eine Droschke? Gucken Sie sich die Kutsche doch an! Sieht sie etwa wie eine Droschke aus?«
    Sie linste zu dem
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