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Vermählung um Mitternacht

Vermählung um Mitternacht

Titel: Vermählung um Mitternacht
Autoren: Hawkins
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Stelle verschlungen und die Erbschaft zum Teufel gehen lassen. Ein Hauch des wilden Frant-Blutes war unter ihrem züchtigen Äußeren zu spüren gewesen, und das hatte er höllisch erregend gefunden.
    Finster starrte sie ihn an. »Das hat aber rein gar nichts bewiesen, höchstens, dass Sie ein Ungeheuer sind.«
    Er rückte sein Halstuch gerade. Als er ihren verletzten Blick sah, schämte er sich, er hasste die Umstände und sich selbst. Aber er war es seinem Großvater schuldig zu verhindern, dass Nick die Erbschaft in seine gierigen Finger bekam. Alec hatte schon beinahe zugelassen, dass sein verdammter Stolz alles ruinierte. Er durfte diese Gelegenheit einfach nicht verstreichen lassen.
    Er begegnete Julias Blick mit einem verächtlichen Lachen. »Ich habe nie behauptet, ein Gentleman zu sein, Liebste. Du kennst meinen Ruf. Du kanntest ihn, bevor du dich allein mit mir in diesen Raum begeben hast.«
    »Sie sind ein Schuft und ein verkommener Lump«, schimpfte sie.
    Er trat ans Feuer, um den Abstand zwischen ihnen zu vergrößern. »Was auch immer ich sein mag, es ändert nichts an der Sache. Überlege, Julia, was für Vorteile es dir einbrächte.«
    Mit Habsucht kannte Alec sich aus, wie mit allen Lastern. Sie waren seine Weggefährten gewesen, solange er denken konnte. »Überleg doch mal, wie sehr sich dein Leben zum Guten wenden würde.«
    »Was wissen Sie denn schon von meinem Leben?« In ihrer Stimme schwang ein kindlicher Klageton mit, der ihm durch und durch ging.
    Er ignorierte es. Zwar hatte er von ihren genauen Lebensumständen keine Ahnung, aber es war nicht schwer, sie sich vorzustellen. »Du führst das Leben einer Dienstbotin und erntest dafür keinen Dank. Deine Cousine und deine Tante erwarten, dass du ihnen jeden auch noch so ausgefallenen Wunsch erfüllst und ihnen den Rest deiner Jugend opferst. An dich verschwenden sie keinerlei Gedanken. Und was bringt es dir ein? Ein Dachstübchen ohne Kamin und ein paar abgelegte Kleider?«
    »Ich habe kein Dachstübchen«, erwiderte sie steif, zupfte aber verstohlen an ihrem abgetragenen Kleid herum. »Tante Lydia war bisher immer gut zu mir, seit ich ... «
    »Gut? Du musstest bei den Anstandsdamen sitzen, als wärst du irgendeine x-beliebige Landpomeranze, eine alte Jungfer. Wie alt bist du eigentlich, Julia?«
    »Siebenundzwanzig«, antwortete Julia widerstrebend. Sie wünschte, er würde aufhören. Ihr Leben war zwar nicht märchenhaft, aber fruchtbar und sinnvoll. Und wenn sie erst einmal ihren neuen Posten in der Vereinigung eingenommen hatte, konnte sie sogar noch mehr erreichen.
    Entschlossen trat er auf sie zu. »Du bist noch jung, Julia. Überleg doch, wie es sein könnte. Kleider und Schmuck. Deine eigene Kutsche. Dienstboten, die dich verwöhnen.« Seine Stimme senkte sich zu einem verführerischen Raunen. »Denk an all die Projekte, die du verwirklichen könntest, wenn du das Geld dazu hättest.« Der Mann besaß wirklich ein Talent dafür, den wunden Punkt zu entdecken und auszunutzen. »Wie viel bekomme ich denn?«
    Ein leises Lächeln umspielte seine Lippen. »Zehntausend im Jahr, zur freien Verfügung.«
    »Nein«, verkündete sie gelassen. »Ich will die Hälfte von Ihrem Erbe.«
    Alecs Lächeln erlosch. »Was?«
    »Sie haben es gehört. Die Hälfte.« Und jeden einzelnen Penny würde sie für die Vereinigung ausgeben. Ihr eigener Schmerz verflüchtigte sich, als sie sich vorstellte, wie viel Gutes sie mit all dem Geld bewirken konnte.
    Alec sah verstört aus. »Aber wir haben einen Haushalt zu führen, und ... «
    »Mit fünfzehntausend im Jahr kommen wir hervorragend über die Runden. Mehr als hervorragend - üppig.«
    »Aber dann bleiben mir nur zwanzigtausend Pfund! «
    »Und was wollen Sie mit all dem Geld?«
    Sein Gesicht wurde hart, und die Linien um seinen Mund vertieften sich. »Du habgieriges kleines Luder«, stieß er hervor. »Du bist doch gar nicht so anders als Therese.«
    Die Worte versengten sie wie glühende Kohlen, doch Julia bewahrte Haltung. »Therese hat versucht, Sie um Ihr Vermögen zu bringen. Ich dagegen helfe Ihnen.«
    Sein Gesicht wurde weiß vor Zorn. »Was? Indem du die Hälfte forderst? Das ist ja absurd! Ich habe Ausgaben, von denen du keine Ahnung hast!«
    »Ich weiß genug.« Sie betrachtete ihn verstohlen, plötzlich überwältigt von der riesigen Chance, die sich ihr bot. Auf der Welt gab es noch mehr verlorene Seelen als die, deren sich die Vereinigung annahm. Julia hatte schon seit vielen Monaten den
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