Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verlockung

Verlockung

Titel: Verlockung
Autoren: Juliane Maibach
Vom Netzwerk:
Möglichkeiten hatten, sprach ich den Spruch. Es war einfach Glück, dass es funktioniert hat.“
    Ventus musterte ihn misstrauisch. „Ich werde mit dem Direktor sprechen. Ich kann es nicht gutheißen, dass Schüler Zugriff zu solch mächtigen Dingen haben.“
    „Aber hätte er es nicht getan, wären wir jetzt vielleicht nicht mehr am Leben“, mischte ich mich ein.
    Mein Vater schenkte mir einen kalten Blick. „Es ist zu gefährlich!“, donnerte er laut. „Misch dich nicht in Dinge ein, von denen du keine Ahnung hast. Ihr hättet bei dem Versuch diesen Spruch zu benutzen sterben können. Zum Glück können Anfänger solche Zauber nicht lange aufrecht erhalten, sonst würdet ihr nicht mehr so munter vor mir sitzen.“
    Ich wusste, dass Night den Zauber absichtlich gelöst hatte, um mich zu retten. Ich zog es jedoch vor nichts dazu zu sagen; ich wusste es würde meinen Vater nur noch mehr aufregen.
    „Nun gut, ich werde zu Herrn Seafar gehen und mich mit ihm besprechen.“ Er wandte sich mit einem kühlen Blick an mich. „Ich will nicht, dass du dich noch einmal in solche Schwierigkeiten begibst, hast du mich verstanden?!“
    Night strafte er mit einem beinahe hasserfüllten Ausdruck, schenkte ihm ansonsten jedoch kein weiteres Wort.
    Ich war sprachlos! Ich wusste weder, was ich denken, noch was ich sagen sollte. Mein Vater tat ja geradeso, als hätten wir uns mit Absicht mit dem Mytha angelegt. Es war doch nicht unsere Schuld, dass dieses Ding in der Schule aufgetaucht war. Warum war er nicht einfach nur froh darüber, dass wir beide lebten und bedankte sich bei Night, dass er sich dem Dämon gestellt hatte, anstatt wegzulaufen und mich mir selbst zu überlassen?! Weshalb war er überhaupt so wütend und dermaßen kalt zu ihm?!
    „Dein Vater scheint wirklich nicht vom umsorgenden Typ zu sein“, sagte Night und blickte zur Türe, hinter der Ventus verschwunden war.
    Ich lächelte gequält. Natürlich hatte er Recht. Anderen Vätern wären in dieser Situation wohl andere Dinge wichtig gewesen, allerdings störte mich es seltsamerweise nicht. Alles, was zählte war, dass wir noch am Leben waren.
    „Es ist schon in Ordnung, momentan beschäftigen mich sowieso ganz andere Dinge. Ich frage mich, ob das Ziel des Mytha wirklich nur die Zerstörung der Schule war? Immerhin stand er minutenlang regungslos in der Halle, umgeben von diesen Fäden. Was war das? Ich meine, das muss doch etwas bedeuten.“ 
    „Ich weiß es nicht, aber auf jeden Fall hat er letztendlich kaum Schaden anrichten können. Lediglich die Wand der Nordseite ist ein wenig in Mitleidenschaft gezogen worden, was kein Vergleich zu denen der anderen Schulen ist.“
    „Ja, wir haben wirklich Glück gehabt.“ Ich betrachtete ihn kurz und erst jetzt fiel mir auf, dass ich mich noch nicht einmal nach seinen Verletzungen erkundigt hatte.
    „Wie geht es dir?“
    „Ein paar gebrochene Rippen und Wunden, nichts Schlimmes.“
    Die Wunden… der Dämon hatte sie mit seinen Zähnen in Nights Bauch gerissen, hatte das Blut getrunken…
    „Ich hatte wirklich Angst“, flüsterte ich.
    „Mit mir ist alles ok, wirklich. Bei dir dauert es noch etwas, bis die Verletzungen verheilt sind. Die Ärztin sagte, dass dein Arm gebrochen sei, aber in ein paar Tagen ist auch der wieder zusammengewachsen.“
    Da schwang erneut die Türe auf. Konnte man hier denn nie seine Ruhe haben?!
    Eine Lehrerin trat ein, die ein Buch in ihrem Arm hielt.
    „Tja, normalerweise machen wir dies unter anderen Umständen… Etwas feierlicher, aber ich bin sicher, Sie sind dennoch sehr stolz auf sich.“ Sie lächelte mich warmherzig an, während sie sich neben mich setzte.
    „So, der große Moment ist gekommen.“ Sie öffnete das schwere Buch und blätterte auf eine leere Seite.
    „Ich muss Sie jetzt leider kurz mit der Nadel stechen, aber im Gegensatz zu dem, was Sie offensichtlich hinter sich haben, ist das eine Kleinigkeit.“
    Sachte nahm sie meinen Arm, der von dem wundervollen Muster durchzogen war. Die Lehrerin setzte die Nadel an einer der schwarzen Linien an und stach hinein. Zu meiner großen Überraschung war der Tropfen nicht rot, sondern tiefschwarz.
    „Halten Sie die Hand bitte über das Buch.“
    Ich tat wie verlangt und der Tropfen fiel auf die leere Seite. Kaum war er aufgetroffen, zersprang er in etliche Linien. Sie verliefen in alle Richtungen, schlängelten, kringelten sich und breiteten sich immer weiter aus. Je stärker sich die Linien ausprägten, desto mehr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher