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Verlockendes Dunkel

Verlockendes Dunkel

Titel: Verlockendes Dunkel
Autoren: Alix Rickloff
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können. Es war, als entlüden sich anderthalb Jahre des Trauerns. Sie wollte ihm alles erzählen, was in den letzten Monaten geschehen war, brachte jedoch nicht mehr als ein geschluchztes »deine Hand« hervor.
    Sein Lächeln war unsicher und enthielt einen Anflug von Verlegenheit. »Die Magier haben mich am Leben erhalten, doch selbst ihre Heilkünste haben Grenzen. Und das alles hatte seinen Preis. Ich bin nicht sicher, ob ich noch genau derselbe bin wie vorher. Ich fühle mich weniger menschlich, weniger stabil. Und trotzdem auch nicht wie von ihrer Welt. Mehr so, als stünde ich dazwischen, mit einem Fuß auf jeder Seite der Trennungslinie.«
    »Wie Artus.«
    Brendans Brauen hoben sich, und seine Lippen verzogen sich zu einem schiefen Grinsen. »Das ist ein Vergleich, der einem Mann zu Kopf steigen könnte.«
    Elisabeth stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die festen, kühlen Lippen. Schneeflocken glitten über seine wie gemeißelten Gesichtszüge und schmolzen über seinem Kragen. »Sie warnten mich, du würdest mich vergessen und dass es kein Zurück mehr gäbe aus dem Sommerreich.«
    »Vor gar nicht allzu langer Zeit wäre es mein größter Wunsch gewesen, meine Vergangenheit zu vergessen. Aber es heißt auch, man solle vorsichtig sein mit dem, was man sich wünscht. Diese Erinnerungen zu verlieren bedeutete, auch dich zu verlieren, Lissa. Und das konnte ich nicht. Ich liebte dich zu sehr, um dich kampflos aufzugeben.«
    Sein Blick drang in die Kälte ihres Herzens ein, bis der Schmerz des Auftauens ihr fast die Brust zerriss. Doch sie konnte endlich wieder atmen, ohne bei jedem Luftholen Brendans Verlust zu spüren. »Aber wie?«
    »Ich hatte das hier.« Er zog die goldene Kette mit ihrem Opal heraus, der funkelte, als finge er in dem grauen Licht Feuer.
    Elisabeth lachte unter Tränen. »Du sagtest, es sei nur ein gewöhnlicher Stein, der nichts Magisches hätte.«
    »Er wurde mit Liebe gegeben, und das ist eine Magie, die nicht einmal die Magier wirklich verstehen.«
    Sie schmiegte sich an ihn, um das gleichmäßige Klopfen seines Herzens und Heben und Senken seiner Brust zu spüren, und er strich ihr beruhigend über den Rücken, während sie so heftig weinte, dass sie am ganzen Körper zitterte.
    »Ach, meine Süße! Weine nicht! Es ist vorbei. Ich werde dich nie wieder verlassen. Ich bin daheim. Für immer. Das verspreche ich.«
    »Ist das ein Versprechen, das du einhalten oder brechen wirst?«, fragte sie schniefend.
    »So ein weiter Weg, und das ist das einzige Willkommen, das ich erhalte? Ich kann auch wieder gehen, wenn du möchtest.«
    Er versuchte, sich abzuwenden, doch sie hielt ihn fest. »Nein!«, rief sie und sah das Lachen in seinen Augen, als sie zu ihm aufblickte. »Du bist ein echtes Scheusal, Brendan Douglas«, sagte sie und wischte sich mit dem Handrücken die Tränen ab.
    Er legte einen Arm um sie und zog sie an sich, als sie sein Haar, sein Gesicht und seine Brust berührte, um sich zu vergewissern, dass er real und nicht wieder nur ein Traumbild war.
    Mit seinen gekrümmten, deformierten Fingern hob er ihr Kinn an, und sein Lächeln brach Elisabeth erneut das Herz. »Ja, aber du liebst mich trotzdem, Mrs. Douglas.«
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