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Verlockendes Dunkel

Verlockendes Dunkel

Titel: Verlockendes Dunkel
Autoren: Alix Rickloff
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verzichtete Elisabeth darauf und wandte sich an Artus. »Werdet Ihr auch zurückkehren? Oder seid Ihr …«, sie ließ den Blick besorgt über die Höhle gleiten, »in unserer Welt gefangen?«
    Wenn Artus lächelte, war es, als bräche die Sonne durch die Wolken. Er schien ein ganz eigenes Licht auszustrahlen, hatte ein majestätisches Charisma, das einen wünschen ließ, in seiner Nähe zu sein, um sich in dieser Ausstrahlung zu sonnen. Es war klar, wie ein solcher Mann zu einer Legende werden konnte. Und wieso die Legende ewig hatte leben können und immer wieder neu begeistern konnte. Fast augenblicklich fiel die erdrückende Last ihres Kummers von ihr ab. Elisabeth konnte nicht behaupten, dass sie glücklich war, doch sie war zumindest nicht kurz davor, vor lauter Verzweiflung mit den Fäusten auf die Felsen einzuschlagen.
    »Ich bin nicht gefangen«, antwortete Artus, »aber der Sh’vad Tual hat seine Magie bewirkt. Die Pforte wurde geöffnet, und ich wurde herbeigerufen, wenn auch nicht so, wie der Magier es beabsichtigte.«
    Killer legte eine Hand auf Elisabeths Schulter, und seine Stimme klang knurrig und rau wie das Bellen eines Hundes. »Wir müssen gehen.«
    Die Einsicht, die sie die ganze Zeit durch pure Willenskraft verdrängt hatte, traf sie so plötzlich, als wären gerade die Wände der Höhle über ihr zusammengebrochen. »Brendan kommt wirklich nicht zurück, nicht wahr?«
    Killer und Artus wechselten einen vorsichtigen Blick von Mann zu Mann, doch es war der Gestaltwandler, der tapfer genug war, ihr zu antworten. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, als suchte er nach dem richtigen Wort. »Es ist zweifelhaft.«
    Artus setzte hinzu: »Sterbliche, die in Ynys Avalenn aufgenommen werden, vergessen ihr früheres Leben und wie sie in das Sommerreich gekommen sind. Sogar ihre Namen. Sie wissen nur, was die Anderen sie wissen lassen wollen.«
    »Aber Ihr habt nicht vergessen«, wandte Elisabeth schnell ein.
    »Nein, doch Scathach hat die Wahrheit gesagt. Ich bin ein Mann, der mehr ein Magiker ist als ein Mensch. Anders als die meisten Sterblichen.«
    »Dann habt Ihr und Killer ja viel gemeinsam.«
    Sie wusste sofort, dass sie ins Fettnäpfchen getreten war, obwohl keiner etwas sagte und der Moment verstrich.
    Killer legte ihr den Arm um die Schultern, als er sie aus der Höhle führte. Um abgebrochene Äste und umgestürzte Bäume herum und über Felsen, die so aussahen, als wären sie aus der Erde herausgerissen und über die Lichtung geschleudert worden. Und hier und dort sah Elisabeth merkwürdige Pfützen voller gelatineartigem schwarzem Schlick, der im nachlassenden Tageslicht fettig glänzte. Im Osten zerrissen Ketten dunkler Sturmwolken und spuckten beim Auseinanderbrechen grelle Blitze aus.
    Erst nachdem sie eine Weile gegangen waren, war Elisabeth wieder gefasst genug, um zu bemerken, dass Artus verschwunden war.
    Sie war mit Killer allein.
    Brendan war gegangen. Er hatte sie verlassen. Schon wieder. Und diesmal würde – konnte – er nicht zurückkehren.

Kapitel Siebenundzwanzig
    D ie Gruppe versammelte sich in Helenas Salon, der noch immer Anzeichen gewaltsamen Eindringens und Kampfspuren aufwies. Kissen waren schnell gestopft worden, aber das Sofa hatte einen Riss, den keine noch so sorgsame Näharbeit in Ordnung bringen konnte. Ein langer, hässlicher Kratzer verunzierte den Klavierdeckel, als hätte jemand seine Wut an dem Instrument ausgelassen. Der Rest des Hauses befand sich mehr oder weniger im gleichen Zustand, und obwohl die Aufräumarbeiten noch in vollem Gange waren, waren die Dienstboten ungewöhnlich still, während sie ihrer Arbeit nachgingen.
    Elisabeth, deren Geist teilnahmslos und noch immer wie betäubt war, starrte ins Feuer, bis ihre Augen tränten. So erging ihr schon, seit sie zur Duke Street zurückgekehrt und dort auf der Schwelle erschienen war wie ein verlorenes Gepäckstück, schweigend, ausdruckslos und leer.
    Dem Himmel sei Dank für Killer, oder sie hätte es nicht einmal bis zu dem kleinen kornischen Dorf geschafft, das sie an jenem lange zurückliegenden Nachmittag erreicht hatten und in dem die Bewohner aufgeregt von ungewöhnlich heftigen Stürmen, blutroten und dann plötzlich rabenschwarzen Himmeln gesprochen hatten. Von seltsamen Kreaturen im Wind, dem Klirren von Schwertern gegen Schwerter und gespenstischen Kampfrufen. Es war Killers ruhige Autorität gewesen, die ihnen Unterkunft, Verpflegung und eine Fahrt zur Küste gesichert hatte, wo sie ein
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