Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verlockendes Dunkel

Verlockendes Dunkel

Titel: Verlockendes Dunkel
Autoren: Alix Rickloff
Vom Netzwerk:
schmales Gesicht. Langes, seidig glänzendes blondes Haar. Ein Kleid aus reinstem Weiß. Augen, groß und unendlich wie die Sterne. Er kannte sie. Irgendwie, in irgendeinem Teil von ihm, war sie überaus bedeutungsvoll.
    Eine Hand mit kühlen Fingern legte sich an seine Wange. »Er wird als mein Gast und Schützling nach Ynys Avalenn mitkommen.«
    »Bist du sicher, Sedani?« Scathach klang besorgt über diese Entscheidung.
    »Er trägt mein Geschenk und mein Blut. Ich werde das Versprechen, das ich gab, einlösen. Das ist das Mindeste, was ich tun kann.«
    Starke Arme hoben ihn auf, und sanfte Hände beruhigten ihn.
    »Warte!« Ihm wurde etwas um den Hals gelegt. Lippen berührten die seinen zu einem Abschiedskuss. »Du hast versprochen, mich nicht wieder zu verlassen. Ich werde mich darauf verlassen.«
    Licht durchflutete ihn und vertrieb die Schatten, die ihm die Sicht genommen hatten.
    »Ich liebe dich, Brendan.« Die Worte schenkten ihm einen Frieden, den er nie wieder zu verspüren geglaubt hatte. Das Glockengeläut wurde zum Rauschen von Wasser und das wiederum zu Stille. Brendan nahm einen letzten Atemzug von der weichen, erdigen Luft, als sich hinter ihm die Pforte schloss.
    Und die Welt, die er verlassen hatte, schon nicht mehr als eine verschwommene Erinnerung war.
    »Es war der einzige Weg. Er wäre gestorben, wenn er geblieben wäre«, sagte Killer, als die letzten der grau gewandeten Frauen in den Höhlenwänden entschwanden. In einem Augenblick war noch ein Kreis von schönen, mit Diademen gekrönten Frauen da, und die Luft war erfüllt von flüssigem Silber und dem Tanz von Millionen glitzernder Sterne, und im nächsten war all das verschwunden, und es blieb nur harter, grauer Fels um sie herum.
    »Mein Verstand weiß das, doch mein Herz ist nicht überzeugt«, erwiderte Elisabeth und schlang die Arme um ihren Körper, um den atemberaubenden Schmerz unter ihren Rippen zu lindern.
    Artus bewegte sich unbehaglich, als wollte er sie irgendwie beruhigen, während Killer beschützend danebenstand und seine Präsenz – so seltsam sie auch war – erstaunlich tröstlich war.
    »Ich hatte nicht einmal Gelegenheit, mich zu verabschieden«, sagte sie leise.
    »In deinem Herzen hast du es getan.«
    Sie warf Killer einen neugierigen Blick zu, worauf er verlegen den Kopf senkte. »Ich kann Gedanken lesen – ich bin so eine Art Telepath. Manchmal kann ich als Leitung zwischen zwei anderen dienen, aber nur, wenn die beiden stark sind. Dein Gedanke wurde so klar übermittelt, als hättest du ihn ausgesprochen. Ich habe ihn nur weitergeleitet.«
    Sofort errötete sie heiß. »Du kannst alles hören, was ich denke?«
    »Nein«, versicherte er schnell. »Nur, wenn ich mich konzentriere und wenn der Gedanke eine klare Richtung hat.«
    Ihr Magen entkrampfte sich. Sich vorzustellen, dass Killer ihre Gedanken sah, wie er alles andere von ihr gesehen hatte, hätte ihr den Rest gegeben. Sie schaffte es ohnehin nur noch mit größter Mühe durchzuhalten.
    Elisabeth legte eine Hand auf den kalten Marmor von Artus’ Sarkophag und strich das Schwert nach, bis es in dem Felsbrocken verschwand. Seine Stabilität zu fühlen, half, wenn alles andere an diesem Ort und in ihrem Leben pure Fantasie blieb. »Wisst ihr, wie oft ich die Geschichte von Sir Archibald Douglas und seiner Feen-Geliebten Sedani gehört habe? Ich kann es kaum erwarten, Aidans Gesichtsausdruck zu sehen, wenn ich ihm sage, dass ich ihr begegnet bin.« Sie kicherte ein bisschen hysterisch.
    »Sedanis Ehre wird sie veranlassen zu tun, was sie kann, für jemanden aus ihrer Blutlinie, egal, wie viele Generationen dazwischenliegen.« Artus’ Blick folgte den Bewegungen von Elisabeths Hand, doch ob seine Gedanken bei ihr waren oder bei dem seltsamen Gefühl, seine eigene Grabstätte zu betrachten, war unmöglich zu sagen. Diese ungewöhnlich silbernen Augen verrieten nichts.
    »Und Scathach? Sie war dagegen, dass Brendan sie nach Ynys Avalenn begleitete.«
    Diesmal beantwortete Killer Elisabeths Frage. »Scathach mag ihre Vorbehalte haben, aber sie weiß, was sie und ihre Leute Douglas schuldig sind. Die Amhas-draoi wurden bloßgestellt, weil Máelodor viel zu nahe daran war, die Pforten zu dem Abgrund zu öffnen. Wäre es ihm gelungen, den Dunklen Hof zu befreien, um auf der Ebene der Sterblichen zu jagen, wäre es nicht nur katastrophal für eure Welt gewesen, sondern auch für die der Anderen .«
    Da über eine solche Zukunft nachzudenken unerträglich war,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher