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Verlockend untot

Verlockend untot

Titel: Verlockend untot
Autoren: Karen Chance
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Präsenz, und der Geruch war noch schlimmer: grässlich süß, widerlich und sofort übelkeiterregend. Er bewirkte primordiale Abscheu in mir, und offenbar ging es nicht nur mir so. Die Vamps duckten sich und zogen ihre Knarren, obwohl es nichts gab, auf das sie schießen konnten, von mir abgesehen, und sie schafften es, nicht auf mich zu ballern, als ich mitten durch sie stürzte.
    Ich saß nicht am Steuer meines Körpers, aber die fremde Entität vermutlich auch nicht, denn ich spürte den Aufprall in aller Deutlichkeit, als ich im Esszimmer auf den Teppich fiel.
Das ist nicht besonders hilfreich!,
teilte ich Billy mit. Einen Sekundenbruchteil später sauste die Spiegelscherbe über mich hinweg und traf einen der Wächter.
    Mir blieb keine Zeit, mich zu entschuldigen, denn plötzlich ging es im Apartment drunter und drüber. Eine Karaffe mit Gläsern flog von einem nahen Servierwagen und schmetterte hinter mir an die Wand; teurer Cognac spritzte in alle Richtungen. Das Besteck des Wagens folgte und hätte mich vermutlich aufgespießt, wenn nicht einer der Vampire vor mich gesprungen wäre. Und dann rissen unsichtbare Hände den Kronleuchter von der Decke und warfen ihn in meine Richtung. Ein kristallener Tornado schien es auf mich abgesehen zu haben.
    Billy warf uns ins Wohnzimmer und hinters Sofa, was keine große Hilfe war. Anschließend rollte er uns unter den Couchtisch, was durchaus etwas nützte. Zumindest für den Moment. Durch die Glasscheibe des Tisches sah ich nur einige Hundert Kristallsplitter, die wie teurer Hagel daraufhämmerten, doch auf der Seite bot sich mir bessere Sicht.
    Was sich dort meinen Blicken darbot… Ich starrte ungläubig und fassungslos, denn so etwas hatte ich nie zuvor gesehen. Für Geister war es sehr schwer, selbst kleine Dinge wie eine Büroklammer oder ein Blatt Papier zu bewegen. Sie rissen keine Gardinenstangen von den Wänden oder warfen mit schweren Gemälden nach den Köpfen von Leuten oder schlugen Fenster mit Stühlen ein.
    Die ganze Sache sah wie
Amityville Horror
aus. Es fehlte nur das Blut an den Wänden. Ich blinzelte, als bei mir endlich der Groschen fiel. Und dann drückte ich Billy so fest, dass er quiekte.
Hör auf damit!
    Wir müssen zu Pritkin,
sagte ich schnell.
    Was ? Was? Was kann er…
    Das ist kein Geist!
    Ach was!
    Vermutlich haben wir es mit einer Art Dämon zu tun.
    Und?
    Pritkin weiß, wie man Dämonen austreibt!
    Billy antwortete nicht, vielleicht deshalb, weil er wusste, dass Pritkin unser Dämonenexperte war. Oder er schwieg, weil der Couchtisch gerade in der Mitte zerbrach. Er brachte uns auf alle viere, und wir krochen auf der anderen Seite unter dem Tisch hervor, als der Kronleuchter wie eine Kristallgranate im Wohnzimmer explodierte.
    Für diese Art von Aktivität mochte er nicht vorgesehen sein, aber die etwa ein Dutzend umherfliegenden Holzstäbe sahen weitaus stabiler aus. Und sie wirkten vertraut. Ich erkannte schließlich einen, als er mich zu erreichen versuchte und dabei durchs Klavier schmetterte. Es handelte sich um ein Bein von den Esszimmerstühlen, und ich fragte mich, warum die Entität sich die Mühe gemacht hatte, die Stühle zu zertrümmern. Wir waren jetzt auf der anderen Seite des Apartments, und deshalb schien es kaum Sinn zu ergeben.
    Dann sah ich, wie einer der Wächter vorbeilief, verfolgt von einem fliegenden Holzpflock. Er wich ihm aus, zumindest mit dem wichtigsten Teil seines Körpers, und der Pflock traf das Bein anstatt das Herz. Zum Glück für den Vampir, denn das Ding bohrte sich so mühelos durch Fleisch und Knochen wie auch durch Wände, Möbel und die dünnen Seiten des Klaviers.
    Die Vamps meiner Leibwache waren Senior-Meister, und vermutlich hatten sie in den vielen Jahren ihres langen Lebens jede Menge Verrücktes gesehen. Das hier schien selbst sie zu erstaunen.
    Vampire, die auf ihre Kraft und Ruhe stolz waren, rannten mit großen Augen umher und griffen die aufmüpfigen Möbel an, als glaubten sie, das Problem ginge von ihnen aus. Oder sie versuchten zu vermeiden, in Vampir-Schaschlik verwandelt zu werden.
    Es krachte und schepperte, aber erstaunlicherweise gab niemand einen Ton von sich. Ich konnte nicht sprechen, und die Vamps mussten nicht miteinander reden, zumindest nicht laut. Sie konnten sich geistig ebenso mühelos verständigen wie ich mich mit Billy, was ihnen im Kampf normalerweise einen Riesenvorteil gab. Diesmal allerdings nicht.
    Einem der Wächter fiel plötzlich ein, dass sie Hilfe
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