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Verliebt, verlobt - verrueckt

Verliebt, verlobt - verrueckt

Titel: Verliebt, verlobt - verrueckt
Autoren: Amelie Fried , Peter Probst
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Jetzt weiß ich endlich, was ich dir bieten kann, Marge ! V öllige und nie endende Abhängigkeit!«
    Homer Simpson
    Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?
    (Version des Ehemannes)
    Der Sommer 1989 war für mich ein Herbst. Meine Freundin hatte mich nach fünf Jahren verlassen. Ihren kleinen Sohn, der mich längst Papa nannte, würde ich wohl nicht wieder sehen. Ich wollte sie nicht zurück, wirklich nicht, aber das änderte nichts an meiner Trauer. Die meiste Zeit lag ich auf dem Bett und hörte Blues. Ich hatte Magenschmerzen, Kopfschmerzen und tat mir hauptberuflich leid. Als zwei ältere Freunde vorbeischauten, um mich zu einer Preisverleihung ins Alte Rathaus mitzunehmen, lehnte ich ab. Was interessierte mich schon eine Ehrung von Menschen mit Zivilcourage? » Wenn statt der Löwenpfote der goldene Jammerlappen verliehen würde, kämst du sicher mit«, sagten die Freunde. Dieser Appell an meine Männlichkeit erreichte mich dann doch. Ich feuchtete meine Haare an und föhnte sie in die Senkrechte. Mein Sakko war raffiniert, mit großen Karos in Orange und Azurblau, und stammte aus einer, für das damals Not leidende Polen bestimmten und von der Mutter meiner Exfreundin organisierten, Kleidersammlung. Ich fand es sehr schick, hatte es mir » geborgt« und wegen der Trennung nicht mehr zurückgeben können.
    Leider verließ mich bereits auf der Freitreppe zum Rathaussaal wieder jede Energie. Warum hatte ich mich von meinen Freunden provozieren lassen? Zu Hause könnte ich jetzt » Poor me« von Charley Patton lauschen. Während Münchener Bürger für ihr unerschrockenes Eintreten für die Bürgerrechte ausgezeichnet wurden, dämmerte ich in der hintersten Stuhlreihe melancholisch vor mich hin. Dann allerdings war ich der Erste am Bierausschank– ich brauchte dringend Trost, setzte mich mit meinem Krug auf eine steinerne Brüstung und betrachtete angewidert die Festgesellschaft. Lauter schöne und glückliche Menschen. Ekelhaft.
    Da stand sie plötzlich neben mir. Sie war klein. Das kam daher, dass ich sie aus dem Fernsehen kannte, wo jeder größer wirkt. » Wie fanden Sie die Veranstaltung?«, fragte sie. Ich rutschte sportlich von der Brüstung, um mit ihr auf Augenhöhe zu sein. » Peter«, sagte ich. » Peter Probst.« Sie musterte mich, sagte kühl » Amelie Fried«, und entschied gleichzeitig, ob es sich lohnte, einen zweiten Satz an mich zu richten. Ich versuchte, interessant zu wirken, Standbein, Spielbein, linke Hand in der Hosentasche. Mit der rechten führte ich den Bierkrug zu den Lippen, weil mein Mund trocken geworden war. Da merkte ich es. Mein Nacken war betonsteif und würde es nicht zulassen, dass ich den Kopf nach hinten neigte. Aber nur so kann man gefahrlos trinken. Da ich mich vor ihr nicht mit Bier übergießen wollte, ließ ich den Krug auf halber Strecke sinken. » Ich hasse warmes Bier«, sagte ich und frecher: » Gehen Sie öfter zu solch langweiligen Preisverleihungen?« Sie lächelte. » Ich war in der Jury.«
    Dann war sie weg, und ich wie betäubt. Ich vergaß meine Freunde und stolperte allein aus dem Alten Rathaus. Ich lief ziellos durch die Fußgängerzone. Vor der Internationalen Apotheke stellte ich fest, dass ich zum ersten Mal seit Wochen völlig schmerzfrei war. Plötzlich schämte ich mich meiner Trauer und Wehleidigkeit. Ich war jung, ich war vital und– ich war Amelie begegnet! Immer wieder flüsterte ich ihren Namen, ich kannte keinen schöneren, keinen wohlklingenderen. Ich kritzelte ihn auf Zeitungen und Buchcover und sogar an die Wand neben meinem Kopfkissen. Das allerdings benutzte ich während der nächsten drei Nächte nicht. Ich schaffte es nicht, mich hinzulegen, geschweige denn zu schlafen. Ich konnte nicht einmal ruhig sitzen. Ich musste mich ständig bewegen, um wenigstens einen Teil der unermesslichen Energie, die sich in mir aufbaute, loszuwerden. Ich begann, durch die Stadt zu wandern. Nicht sinnlos, sondern gezielt.
    Ich ging systematisch Straße für Straße alle Viertel ab, in denen ich einen Menschen wie sie vermutete, vor allem Schwabing. Ich hoffte, ihr, wenn ich nur lang genug unterwegs wäre, über den Weg zu laufen. (Ich konnte nicht ahnen, dass sie nur siebenhundert Meter Luftlinie entfernt in meinem unspektakulären Viertel wohnte).
    Nach einer dreitägigen
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