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Verliebt, verlobt - verrueckt

Verliebt, verlobt - verrueckt

Titel: Verliebt, verlobt - verrueckt
Autoren: Amelie Fried , Peter Probst
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so fand ich, könnten wir gleich an Silvester heiraten– dann wäre das Feuerwerk umsonst. Leider war das Standesamt am Silvestertag nicht geöffnet. Am Tag zuvor auch nicht. Am 29 . war schon alles voll. Blieb der 28 . Dezember, so ungefähr das unromantischste Datum zum Heiraten, das ich mir vorstellen kann, und bestimmt nicht der Tag, an dem man ein rauschendes Fest feiert. Inzwischen war ich sowieso im fünften Monat schwanger, damit war der Gedanke an ein großartiges Hochzeitskleid ebenfalls hinfällig. Kirchlich wollten wir auch nicht heiraten, und damit war dann die letzte Chance auf ein bisschen Pomp und Glamour vertan. Und so wurde der » schönste Tag im Leben einer Frau« für mich von Anfang bis Ende ein Desaster.
    Die Trauung war für zehnUhr angesetzt, die Zeit, zu der ich am schlimmsten unter schwangerschaftsbedingter Morgenübelkeit litt. Meine Verwandten aus dem Schwäbischen waren zu nachtschlafender Stunde aufgestanden und über schneebedeckte Autobahnen geschlittert, um rechtzeitig in München zu sein. Gähnend saßen sie im Trauungszimmer des Standesamtes und wohnten einer Zeremonie bei, die nüchterner nicht hätte sein können. Nach höchstens zehnMinuten war alles vorbei, und ich eine verheiratete Frau. Ich überstand das Ganze nur, weil ich mir unablässig vorsagte: » Wir können uns ja wieder scheiden lassen.«
    Leider machte ich den Fehler, diesen Satz auch laut zu sagen, als meine Schwiegereltern mir gratulierten. Sie gaben ihrer Freude darüber Ausdruck, dass ich als » emanzipierte Frau« mich zu einer Eheschließung hatte durchringen können. Und weil ich ihre Zweifel spürte, ob die Sache gut gehen würde, sagte ich tröstend: » Wenn’s nicht klappt, können wir uns ja wieder scheiden lassen.«
    Das ist vermutlich genau das, was Eltern hören wollen, wenn ihr Sohn heiratet.
    Anlässlich unserer Hochzeit hatten wir auch noch den Einfall, eine Freundin von mir mit einem Freund von Peter zu verkuppeln. Insgeheim wünschten wir uns wohl, dass möglichst viele Paare unser Schicksal teilen und ebenfalls heiraten sollten. Wir sorgten also dafür, dass die beiden beim Mittagessen nebeneinander saßen und beobachteten zunehmend besorgt, dass sie kein Wort miteinander sprachen. Als sie später – unabhängig voneinander – von unserem Plan erfuhren, hätten uns beide um ein Haar empört die Freundschaft gekündigt. Wie wir bloß auf den Gedanken gekommen wären, sie würden zueinander passen! Das fragten wir uns dann allerdings auch. Offenbar hatte uns angesichts der Extrembelastung unserer Hochzeit jegliches Urteilsvermögen im Stich gelassen. Es ging dann eigentlich auch sonst so ziemlich alles schief, was schiefgehen konnte. An dieser Stelle nur so viel: Meine Mutter schämt sich noch heute, mehr als zwanzig Jahre danach, vor unserer gesamten Verwandtschaft für diese komplett missglückte Hochzeit.
    Also nochmal: Warum überhaupt heiraten?
    Natürlich gibt es durchaus praktische Gründe, die für eine Eheschließung sprechen. » Mein Mann« oder » meine Frau« sagt sich einfach leichter als » mein Partner«, » mein Lebensabschnittsgefährte« oder wie das früher übliche » mein Bekannter«.
    Manche Leute mokieren sich ja gern über das Possessivpronomen » mein/e« bei der Bezeichnung des Ehepartners, das sei anmaßend und übergriffig und erkläre den anderen zu Eigentum. Ich finde, wenn man schon verheiratet ist, kann man auch zeigen, dass man diesem Mann oder dieser Frau besonders verbunden ist. Jeder vernünftige Mensch weiß ohnehin, dass man einen anderen nicht besitzen kann.
    Weiterhin ist es praktisch, verheiratet zu sein, wenn man gemeinsame Kinder hat. Das Sorgerecht ist automatisch geregelt und der Vater setzt sich nicht dem Verdacht aus, ein fremdes Kind entführen zu wollen, wenn er mit seinem unehelichen Sprössling eine Flugreise antritt.
    Schließlich gibt es bei uns in Deutschland noch das Ehegattensplitting, eine steuerliche Regelung, die mal dazu gedacht war, die Hausfrauen-Ehe zu fördern. Das Einkommen des Mannes und das der Frau werden zusammengezählt und durch zwei geteilt. Dieser Betrag wird dann verdoppelt und versteuert. Davon profitieren logischerweise am meisten die Paare, bei denen einer (in der Regel die Frau) wenig oder gar nichts verdient. Verheiratete Frauen, die
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