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Verliebt, verlobt - verrueckt

Verliebt, verlobt - verrueckt

Titel: Verliebt, verlobt - verrueckt
Autoren: Amelie Fried , Peter Probst
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beide mindestens 20 Punkte auf der Intelligenzskala gekostet hat. Vielleicht hat deswegen keiner von uns beiden je daran gedacht, die Verlobung von Ischia wegen Unzurechnungsfähigkeit infrage zu stellen. Die Schrumpfung unserer Gehirne machte alles insgesamt etwas weniger kompliziert.
    Trotzdem gibt es einen sehr betrüblichen Aspekt dieser Ferien. Der Tag, an dem ich mit dem Hundemonster neben meinem Ohr kämpfte, war der 8 . Juli 1990 . Deutschland wurde in Rom durch ein 1 : 0 gegen Argentinien Fußballweltmeister. Davon bekam ich nicht das Geringste mit. Aber dafür war ich verlobt.

    Bild 4
    Â»Die Liebe macht die krummen Dinge gerade.«
    Katharina von Genua

» Die Ehe ist der Versuch, zu zweit wenigstens halb so glücklich zu werden, wie man allein gewesen ist.«
    Oscar Wilde
    Warum überhaupt heiraten?
    Natürlich nahm ich Peters Antrag an– schließlich hatte ich ja schon bei unserer ersten Begegnung gewusst, dass wir heiraten würden. Aber kaum hatte ich » wieso nicht?« gesagt, fragte ich mich auch schon, » warum eigentlich?«. Heiraten hatte ich immer spießig gefunden. Ich hatte nie einen Ehemann gesucht, immer nur einen Partner und potenziellen Vater für meine Kinder. Ich war eine unabhängige, berufstätige Frau, brauchte also keinen Ernährer. Und ich war immer schon ausgesprochen freiheitsliebend– warum also sollte ich mich ohne Not von Konventionen einengen und mir vom Staat in das Privateste, was es gibt, hineinreden lassen– meine Liebesbeziehung?
    Ich war zum Zeitpunkt seines Antrages nicht schwanger, und selbst wenn ich es gewesen wäre, hätte ich es nicht als Anlass gesehen, zu heiraten. Eigentlich gab es aus meiner Sicht überhaupt keinen akzeptablen Grund für eine Eheschließung.
    Außer … das zuzugeben ist mir jetzt ein bisschen peinlich, aber es ist die Wahrheit: Ich fand es unglaublich, ja geradezu überwältigend, dass mich überhaupt jemand fragte! Dass es tatsächlich einen Mann gab, der mich wirklich wollte! Und zwar so sehr, dass er bereit war, diesen Wunsch für jeden sichtbar durch eine Eheschließung zu dokumentieren! Ich, die davon überzeugt war, wenig liebenswert zu sein, schwierig, wahrscheinlich beziehungsuntauglich – ich war in der Lage, solche Gefühle bei einem Mann auszulösen! Wenn die Liebe den anderen erhöhen, verschönern und glücklich machen soll, so war Peter das in diesem Moment gelungen. Ich fühlte mich erwählt, konnte mich selbst mit anderen Augen sehen und mir plötzlich vorstellen, ich wäre nicht nur dieses komplizierte, neurotische Wesen, als das (nicht nur) ich mich bisher gesehen hatte, sondern besäße auch liebenswerte Seiten. Vielleicht schlummerte ja auch in mir die Fähigkeit zu Liebesglück und Beständigkeit, und vielleicht gingen die Fälle, bei denen ich in der Vergangenheit Schiffbruch erlitten hatte, nicht nur auf mein Konto.
    Aber die Euphorie des Augenblicks verging und die Zweifel mehrten sich. Ich kannte diesen Mann noch nicht mal ein Jahr, wir hatten noch nie zusammengelebt, unsere ersten Monate waren alles andere als ungetrübtes Liebesglück gewesen (schließlich befand er sich noch in der Testphase, und wir hatten uns x-mal gestritten und wieder versöhnt), und überhaupt: Ich wollte nicht heiraten! Ich hatte mich noch nie gern festgelegt, hatte die Dinge immer gern in der Schwebe gehalten, mich oft erst im letzten Moment für oder gegen ein Angebot entschieden– und nun sollte ic h mich für de n Rest meines Lebens festlegen? Panik befiel mich.
    Wenige Tage vor der Hochzeit war ich zu Besuch bei meiner Mutter in meinem Elternhaus. Als sie kam, um mir gute Nacht zu sagen, fand sie mich in Tränen aufgelöst. Bestürzt fragte sie mich, was denn los sei, aber ich konnte es ihr nicht erklären. Sie zog offenbar den Schluss, dass ich an der Wahl meines zukünftigen Ehemannes zweifelte – kein Wunder, er war ja auch ganz anders als die Männer, die ich ihr bisher vorgestellt hatte. Um mich zu trösten, sagte sie: » Mach dir keine Sorgen, die Liebe kommt mit der Ehe.« Daraufhin weinte ich noch mehr, denn das war nun überhaupt nicht mein Problem: Ich fürchtete, die Liebe würde mit der Ehe gehen. Und war die Liebe nicht das Wichtigste?
    Früher ging es für uns Frauen einfach nur darum, unter die Haube zu kommen. Oft suchten die Eltern einen Ehemann für ihre
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