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Verliebt in einen Vampir: Argeneau Vampir 2

Verliebt in einen Vampir: Argeneau Vampir 2

Titel: Verliebt in einen Vampir: Argeneau Vampir 2
Autoren: Lynsay Sands
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nicht an ihn erinnern würde - ihre Erinnerung, verbunden mit seinem Verschwinden aus dem Sektionssaal, würde mit Sicherheit alle möglichen Fragen aufwerfen, die er auf keinen Fall gebrauchen konnte.
    Etienne suchte ihren Geist mit seinem, fand ihn aber seltsam flüchtig. Offenbar konnte er nicht in ihre Gedanken eindringen.
    Er runzelte die Stirn über dieses seltsame Phänomen. Die meisten Gedanken fast aller Leute lagen vor ihm wie ein offenes Buch. Nie zuvor hatte er einen solchen Widerstand verspürt. Mit einer Ausnahme, nämlich im Fall von Pudge, wie er mit einer Spur von Bedauern zugeben musste. Es war ihm nie gelungen, den Schmerz und die Verwirrung im Kopf dieses Mannes zu durchdringen, seine Gedanken zu erreichen und sein Wissen über die Besonderheiten von Etiennes Familie auszulöschen. Wäre Etienne dazu in der Lage gewesen, dann wäre es nie zu dieser Eskalation gekommen.
    Er gab sich selbst die Schuld daran, weil er vor Pudges Leid kapituliert hatte. Pudge hatte in den letzten sechs Monaten sehr gelitten: Er hatte Rebecca verloren, seine Verlobte, die er sehr geliebt und verehrt hatte. Etienne hatte sie gekannt. Sie war hochbegabt und in der Datenverarbeitung beschäftigt gewesen und so liebenswert wie ein sonniger Sommertag.
    Wirklich etwas ganz Besonderes. Ihr plötzliches Ende durch einen Autounfall war in der Tat tragisch gewesen. Er hatte Pudges gesamte Welt erschüttert. Der Tod seiner Mutter wenig später hatte den jungen Mann endgültig in das dunkle Reich des Schmerzes gestoßen.
    Etienne war einfach nicht stark genug gewesen, um mit Pudge trauern zu können. Das einzige Mal, als er es versucht hatte, hatte das Leid, das an Pudges Gedanken zerrte, ihn auf eine Weise berührt, die er sich nicht einmal selbst eingestehen wollte. Er wusste nicht, wie Pudge ein solch wundes Herz ertragen konnte, ohne den Verstand zu verlieren. Also hatte er diese Gefühle kaum angetastet und sich traurig und zutiefst deprimiert wieder zurückgezogen.
    Pudge war diesen Empfindungen Tag und Nacht ausgesetzt. Etienne hatte schließlich verstanden, wieso sich Pudge auf das Wissen über seinen eigenen übernatürlichen Zustand gestürzt und es benutzt hatte, um seinem Leben wieder einen Sinn zu geben. Es lieferte ihm so etwas wie einen Schild zwischen sich und seinem Verlust.
    Etienne hatte so grenzenloses Mitleid für Pudge verspürt, dass er sich außerstande gesehen hatte, seine Gedanken weiter zu erforschen und die gefährlichen Erinnerungen auszulöschen. Aber das hatte ihn gegenüber Pudges Angriffen verwundbar gemacht - eine alles andere als ideale Situation, wie der Mordversuch der letzten Nacht wieder einmal bewiesen hatte.
    Es war an der Zeit, eine andere Taktik anzuwenden. Das Unglück war nur, dass Etienne nicht wusste, was er tun sollte. Pudge zu eliminieren wäre das Einfachste gewesen, aber zu solchen Mitteln griffen er und die Seinen nur, wenn alle Stricke rissen. Außerdem konnte er nicht einfach jemanden töten, der so schrecklich litt. Das war, als würde man einen Hund treten, der bereits verletzt am Boden lag.
    Er schob diese beunruhigenden Gedanken achselzuckend beiseite und widmete sich wieder der Rothaarigen. Er fragte sich, wieso er nicht in ihren Kopf eindringen konnte. Er spürte bei ihr keine Trauer, keinen Schmerz und keinen noch so verborgenen Wahnsinn. Das Einzige, das er fand, war ein Gefühl von unendlicher Einsamkeit, etwas, das Etienne sehr gut kannte.
    Seine Schwierigkeiten mussten damit zusammenhängen, dass er so schwach war. Aber ihr Fieber, die Beule und die Wunde am Hinterkopf würden sicherlich genügen, sie davon zu überzeugen, dass sie sich alles nur eingebildet hatte. Schon als sie noch bei Bewusstsein gewesen war, hatte sie behauptet, Etienne sei eine Wahnvorstellung, also würde das wahrscheinlich ausreichen.
    Seine Finger waren blutig, als er ihren Kopf wieder auf den Boden legte. Nach kurzem Zögern hob er sie an die Nase und sog den süßen Duft ein, dann wagte er, an seinen Fingern zu lecken. Er runzelte die Stirn. Die arme Frau brauchte Vitamine oder etwas Ähnliches; sie war beinahe anämisch. Vielleicht hatte das aber auch nur mit ihrer Grippe zu tun.
    Gegen seinen Willen betrachtete er ihren Hals. Er hatte solchen Hunger. Aber er kämpfte gegen die Versuchung an, zuzubeißen, denn ihm wäre überhaupt nicht damit geholfen, das Blut einer Kranken zu trinken. Und diese Frau war eindeutig krank. Ihre Haut brannte geradezu unter seiner kühlen Hand, und ihre Wangen
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