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Verliebt in einen Gentleman

Verliebt in einen Gentleman

Titel: Verliebt in einen Gentleman
Autoren: Elisa Ellen
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durch enge und hochhackige Schuhe.“
    Vielleicht würde ein Pfeil auch auf mein Herz oder meinen Kopf zeigen. „Müde, enttäuscht, möchte eigentlich nur nach Hause.“
    Was mach ich nur hier? Welcher Teufel hat mich dazu geritten, an diesem Event teilzunehmen? Wahrscheinlich hat mein Vater doch recht. Ich könnte ruhig ein bisschen reifer und vernünftiger sein. Dann hätte ich mich nicht in diese blöde Situation hinein manövriert.
    Egal.
    Etwas muss geschehen. Ich muss unbedingt aus diesen Folterschuhen heraus. Verstohlen sehe ich mich um. Ob jemand bemerkt, wenn ich einfach aus ihnen herausschlüpfe?
    Ich kicke den einen Schuh auf den Boden. Schon kommt ein Ehepaar mittleren Alters vorbei. Sie stupst ihren Mann an und weist auf mich, noch nicht mal sehr diskret. Er grinst zurück.
    „Die Frau an der Bar mit nur noch einem Schuh. Hat wohl schon ein bisschen tief ins Glas geguckt“, signalisieren sie sich feixend gegenseitig zu.
    Jetzt kommt schon wieder ein älterer Herr herbeigeeilt.
    „Verzeihung“, sagt er, „Sie haben Ihren Schuh verloren. Darf ich...?“
    So war das nicht gedacht. Das Schuh-ausziehen sollte meine Lage verbessern, nicht noch komplizierter machen.
    „Nein danke“, sage ich kühl und hüpfe vom Hocker, um wieder in meinen Folterschuh zu schlüpfen.
    Es bleibt mir nur eins übrig: Ich werde ein wenig nach draußen gehen und dort meine Schuhe ausziehen. Es wird zwar ein wenig Fußkalt sein, aber so wie sich meine Zehen anfühlen, wird eine kleine Abkühlung geradezu eine Wohltat sein.
    Ich suche den Ausgang und trete hinaus in die Nacht. Dort clipse ich meine Riesenohrringe ab, werfe sie in die Handtasche und reibe mir meine schmerzenden Ohrläppchen. Ahh, ich fühle mich schon besser. Dann schlüpfe ich aus beiden Schuhen und nehme sie in die Hand. Meine Füße fließen sofort dankbar auseinander. Bestimmt kriege ich sie nachher nicht wieder in die Schuhe. Ich werde die ganze Nacht hier draußen verbringen müssen, denke ich düster.
    Aber schön ist es schon, hier draußen. Man hört die Musik aus dem Kasino nur noch gedämpft, so als hätte jemand den Regler an einem Radio weit herunter gedreht. Im Kasino roch es nach Menschen, nach verschiedenen Parfums, nach Essen und Alkohol. Die Luft hier im Freien riecht erdig und schon ein wenig nach Herbst. Ich werfe den Kopf in den Nacken. Über mir rascheln trockene Blätter in den Baumkronen. Sterne funkeln am schwarzen Nachthimmel.
    Eine Weile lang gehe ich auf und ab. Wenn ich stehen bleibe, werden meine Fußsohlen zu kalt. Dann hätte ich als Souvenir von diesem tollen Abend auch noch eine Blasenentzündung.
    Meine schmerzenden Füße tragen mich Richtung Parkplatz. Wenn ich schon mal am Auto warte, bis die anderen nach Hause fahren wollen?
    Ich entdecke die Strechlimo. Drinnen brennt tatsächlich Licht. Anscheinend wartet der Chauffeur drauf, dass Tom mit seiner Truppe zurück nach Münster fahren will.
    Ich müsste ja nicht am Auto stehen bleiben. Sicher macht es dem Chauffeur nichts aus, wenn ich mich ein wenig hinten hineinsetze.
    Ich schaue durch das Fenster. Der Chauffeur hat seine Mütze abgesetzt und neben sich auf den Beifahrersitz gelegt. Er hat einen Schopf kurzer, heller Haare.
Auf seinen Knien hat er einen Laptop aufgeklappt. Konzentriert schaut er auf den Bildschirm. Er sieht mich nicht.
    Ich trommele mit meinen schön manikürten Fingernägeln auf das Beifahrerfenster.
    Er zuckt zusammen und sieht auf. Sofort drückt er einen Knopf und die Scheibe fährt herunter.
    „Ja?“, fragte er, „was kann ich für Sie tun?“
    Ich reibe meine kalten Oberarme und sehe ihn flehend an. Lisa hatte recht. Das Kleid ist definitiv zu kalt für September.
    „Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich mich in das Auto setze?“, frage ich.
    Er fährt die Scheibe wieder hoch und greift nach dem Türhebel. Mit einem Schwung wirft er die Beifahrertür auf.
    „Überhaupt nicht“, sagte er, „kommen Sie nur herein.“
    Ich atme befreit auf. Eigentlich wollte ich mich auf dem Rücksitz breit machen, aber mittlerweile ist mir alles egal, und ich lass mich dankbar in den Beifahrersitz fallen und ziehe die Tür zu.
    Der Chauffeur sieht jetzt, dass ich barfüßig bin und meine Schuhe in der Hand habe.
    „Wenn Sie Aschenputtel sind, dann sind sie ein sehr umsichtiges Aschenputtel“, sagt er grinsend, „immerhin haben Sie Ihre Schuhe mitgebracht und nicht einfach verloren.“
    Ich blicke auf meine Hand mit den Schuhen und muss jetzt auch
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