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Verliebt in einen Gentleman

Verliebt in einen Gentleman

Titel: Verliebt in einen Gentleman
Autoren: Elisa Ellen
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sind etwa fünf Zentimeter hoch. Vernünftig. Bequem. Elegant.
    Aber, halt! Hatte ich mir nicht mal während meines Englandsemesters High Heels gekauft?
    Ich finde sie in den Untiefen des Schranks und betrachte die Absätze skeptisch. Die sind schon arg hoch. In England gab es Veranstaltungen, wo High Heels für die Damen vorgeschrieben sind, so wie Krawatten für die Herren. Dafür hatte ich dieses Schuhpaar gekauft. Das Ergebnis war, dass ich auf dem Weg zu den Partys immer wie auf rohen Eiern hingestakelt bin, weil ich panische Angst hatte, auf die Nase zu fallen. Den meisten Begleitern konnte ich darin auf den Scheitel gucken, was für diese, und auch mich, eher irritierend war.
    Im Lauf des Abends konnte man die Schuhe zum Glück diskret abstreifen und auf Strümpfen tanzen, die dann natürlich kaputt gingen. Vermutlich wird die High Heels-Pflicht in England durch die Strumpfindustrie gefördert.
    Ich quetsche meine Füße in die schwarzen Pumps und blicke wieder in den Spiegel. Jetzt sehe ich wirklich krass mondän und sexy aus. Vielleicht zu sehr?
    Ich schnappe mir die Flamenco-Schuhe und wanke die Treppe hinunter zu meinen Eltern.
    „Ich brauche noch einmal euren Rat“, sage ich. „Welche Schuhe sind besser, die High Heels oder die Flamenco-Schuhe?“
    Meine Mutter blickt auf und erschrickt so, dass ihr einige Maschen von der Nadel rutschen.
    „Verflucht“, stößt sie daraufhin aus.
    Jetzt schaut auch mein Vater auf.
    „Stimmt, Elsa, verflucht!“, sagt er. Er wirft seine Stirn in Falten. „Du willst doch wohl nicht so aus dem Haus gehen, Lea? Du siehst – erlaube mal – so aus, als wolltest du einen Ausflug ins horizontale Gewerbe machen.“
    Doch in den Augen meiner Mutter sehe ich auch so etwas wie Bewunderung.
    „Du siehst extrem verführerisch aus, Lea“, seufzt sie. „Ach, was hätte ich darum gegeben, in deinem Alter so hübsch gewesen zu sein!“
    „Warst du doch“, sagt mein Vater.
    „Ach Quatsch, Wilhelm“, entgegnet meine Mutter, „ich war doch so eine richtige graue Maus. Ich durfte mich nie so schick machen. Mein Vater hätte einen Anfall gekriegt.“
    „Den kriege ich doch auch gerade“, sagte mein Vater. Er wirft seinen Bleistift ungeduldig hin und sagt energisch: „Merkt man das nicht? Ich finde, du siehst so entsetzlich nuttig aus, Lea. Ich verbiete dir, in diesem Aufzug irgendwohin zu gehen.“
    Ich ignoriere ihn und frage meine Mutter: „Welche Schuhe findest du besser, die oder die?“
    Meine Mutter legt den Kopf an die Seite und betrachtet mich kritisch.
    „Ich finde beide gut, aber ich fürchte, wenn du die mit den wahnsinnig hohen Absätzen anziehst, brichst du dir im Laufe des Abends die Beine.“
    „Ja“, sage ich, „aber die anderen Schuhe sehen ein bisschen bieder aus, findest du nicht?“
    „In diesem Aufzug siehst du nicht bieder aus, selbst wenn du Turnschuhe anziehst“, sagt mein Vater mürrisch.
    „Ja“, sagt meine Mutter, „die Pumps sind schon besser. Sie perfektionieren das Bild.“
    Ich könnte sie dafür umarmen, dass sie sich so ernsthaft mit meinen Problemen beschäftigt. Manchmal habe ich das Gefühl, dass sie sich freut, wenn ich etwas aus mir mache, gerade weil sie es als junges Mädchen nicht gedurft hatte.
    „Moment“, sagt sie jetzt, „ich muss eben etwas holen.“
    Sie springt auf und verlässt das Zimmer. Ich höre wie sie die Treppe zu den Schlafzimmern hochsteigt.
    Was wohl? Ich setze mich auf einen Stuhl, weil meine Zehen bereits höllisch schmerzen. Wegen der
hohen Absätze habe ich meine Knie jetzt fast unter dem Kinn.
    Mein Vater sagt missmutig: „Man kann dir unter den Rock gucken.“
    Ich winkle meine Knie ein wenig an und trommle mit den Fingern auf der Tischplatte, aber nur ganz sanft, weil ich meine Fingernägel frisch manikürt und lackiert habe.
    Mein Vater schüttelt seinen Kopf und puzzelt weiter.
    Wenige Minuten später steht meine Mutter wieder im Zimmer, in den Händen ein kleines Samtbeutelchen. Sie wirft es mir zu. Etwas klappert darin.
    „Hier, fang!“
    Ich verpasse es. Es fällt zu Boden und ich bücke mich danach.
    „Ich kann schon wieder unter deinen Rock gucken“, brummt mein Vater.
    Ich hebe es auf und betrachte es neugierig. Was kann es sein?
    Ich zieh das Beutelchen auf und schau hinein. Etwas funkelt mir entgegen. Ich kippe den Inhalt auf meine eine Handfläche.
    „Wow“, rufe ich begeistert, „wo hast du denn die her. Die sind ja der Wahnsinn!“
    Es sind zwei schwere Ohrclips, richtige
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