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Verleumdung

Verleumdung

Titel: Verleumdung
Autoren: Karen Vad Bruun , Benni Boedker
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schon los.«
    »Beruhige dich, Mann. Du wolltest doch so schnell wie möglich benachrichtigt werden, wenn was passiert, oder? Ich kenne jemanden bei der Polizei. Er sagt, in einem Waldstück in der Nähe von Kopenhagen wurde die Leiche eines Mannes gefunden. Sie liegt dort bestimmt schon zwei Jahre. Man hat keinen Anhaltspunkt, wer der Mann sein könnte. Aber sie vermuten, er kommt aus dem Nahen Osten. Möglicherweise ein Iraker.«
    »Und was geht mich das an?«
    Der Anrufer zögerte diesmal nur so kurz, dass man es leicht hätte überhören können.
    »Okay, sie haben keine Ahnung, wer die Leiche ist. Aber man hat etwas bei dem Toten gefunden. Einen Gegenstand, der dich interessieren wird, glaube ich.«
    Er erklärte, worum es ging, und Kevin Love dachte einen kurzen Moment nach, dann nickte er und legte auf, ohne sich zu verabschieden. Er war gezwungen, seine Pläne zu ändern. Er holte seinen PalmPilot hervor und schrieb eine kurze Nachricht: »Auftrag in Kopenhagen. Schnellstmöglich. Information über Ziel folgt. Überweisung geht auf die Caymaninseln, Zielkonto bekannt. Üblicher Tarif – verdoppelt wegen Eilzuschlag.« Anschließend verschlüsselte er die Nachricht mit einem simplen Kodierungsprogramm, das ihm ein französischer Kontakt besorgt hatte, und schickte sie als Mail an ein ebenfalls verschlüsseltes Konto. Spätestens heute Abend würde die Nachricht ihren Adressaten erreicht haben und die Probleme in Dänemark schon in wenigen Tagen der Vergangenheit angehören.
    Anschließend rief er kurz seinen persönlichen Assistenten an.
    »Kleine Änderung im Plan. Ich fliege über Kopenhagen, bevor ich nach Nizza weiterreise. Buch die Tickets entsprechend um.«
    Auch diesmal wartete er keine Antwort ab, sondern ließ seinen PalmPilot gleich wieder in die Tasche gleiten. Welch ein Aufwand wegen einer solchen Lappalie. Und das Schlimmste war, dass er sich das Ganze im Grunde selbst zuzuschreiben hatte. Er war wohl nicht gründlich genug gewesen, als er dem anderen das Geschäft in Dänemark überlassen hatte. Es war ein taktischer Fehler gewesen, damals nicht gleich etwas an der Sache zu ändern. Und genau deshalb musste er die Angelegenheit nun selbst in die Hand nehmen. Ein größeres Problem hatte er damit zwar nicht, aber es erforderte eine Änderung seiner Pläne, und so etwas ging ihm grundsätzlich gegen den Strich. Nun galt es, alle undichten Stellen und alle Probleme zu eliminieren.
    Er erhob sich aus dem schweren Ledersessel und ging zurück in die Lobby. Unterwegs blieb er vor einem der großen Spiegel stehen und betrachtete sich einen Moment lang. Er war genauso gekleidet wie die anderen Männer in der Empfangshalle, trug einen tadellosen Anzug von H. Huntsman & Sons, maßgeschneidert direkt von der Savile Row, wie auch die anderen Anzüge in seinem Kleiderschrank. Er war muskulös und machte im Anzug eine gute Figur, ohne dass es aufgesetzt wirkte wie bei manchen der smarten, jungen Geschäftsleute, mit denen er hin und wieder gute Abschlüsse machte – bevor sie zu smart wurden und wieder im gleichen Nichts verschwanden, aus dem sie gekommen waren. Genau wie sein Vater war er ergraut, noch bevor er die vierzig erreicht hatte. Das Haar war das Einzige an ihm, was seine militärische Herkunft verriet, denn es war etwas kürzer geschnitten, als es unter Geschäftsleuten die Norm war. Aber die meisten vermuteten, dass es sich dabei lediglich um einen verzweifelten Versuch handelte, eine beginnende Glatze zu kaschieren, und nicht um ein Relikt aus einem Leben als Söldner an allen Enden der Welt.
    Kevin Love schüttelte den Kopf und setzte seinen Weg in die Lobby fort. Eigentlich war es nicht der schlechteste Zeitpunkt, um einige seiner alten Geschäfte abzuwickeln. Im Irak und in Afghanistan gab es nicht mehr viel zu holen, die neuen Jagdgründe lagen in Afrika. Hier konnte man die wahren Geschäfte machen. Nicht zuletzt, nachdem Africom dort ernsthaft Fuß gefasst hatte, mit dem Ziel, die Stabilität durch die übliche militärische Zusammenarbeit mit privaten Sicherheitsfirmen zu wahren. Einerseits wollte man dadurch verhindern, dass Terrororganisationen wie Al-Qaida den Kontinent zu einem neuen Brückenkopf für ihre Aktivitäten machten, andererseits wollte man die westlichen Interessen an Rohstoffen wie Öl nicht gefährden. Neuerdings war die militärische Mission aber auch eng mit einem Entwicklungs- und Nothilfeprogramm verknüpft. Und genau darin sah Kevin Love ein großes Potential
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