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Verlangen

Verlangen

Titel: Verlangen
Autoren: Sylvia Day
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gleich aussahen. Eine Einheit, eine Instanz. »Warum?«
    »Sie hat nach Euch gefragt.«
    Sein Atem stockte. Sie erinnert sich an mich. Wärme breitete sich in ihm aus, und er verbarg seine Reaktion hinter einem verächtlichen »Na und?«
    »Wie kommt es, dass sie Euch unter Eurem wahren Namen in Erinnerung hat?«
    »Ich habe ihr gesagt, wie ich heiße, als sie mich danach gefragt hat.«
    »Warum durchschaut sie jede Verkleidung, die wir ihr präsentieren?«
    »Sie ist Ärztin. Sie ist klug.«
    »Ist sie der Schlüssel?«
    Aidan blickte finster. »Nein. Wenn Ihr sie kennen würdet, wüsstet Ihr, wie lächerlich allein schon der Gedanke ist. Sie würde den Albträumen niemals die Pforte öffnen. Sie fürchtet sie ebenso sehr wie wir. Außerdem habe ich noch nie jemanden erlebt, der so wenig Kontrolle über seine Träume besitzt wie sie. Es übersteigt ihre Fähigkeiten, das Licht einzuschalten. Also sitzt sie in dieser verdammten Dunkelheit.«
    »Wir müssen weitere Wächter hinschicken, die mit ihr interagieren, um nachweisen zu können, dass Ihr mit Eurer Vermutung richtig liegt, aber sie lässt uns nicht rein. Wenn wir uns keinen Zutritt verschaffen können, werden wir vom Schlimmsten ausgehen und sie zerstören müssen.«
    Aidan begann umherzulaufen. Er hielt die Hände hinter dem Rücken umfasst und versuchte eine Möglichkeit zu finden, der unbegründeten Paranoia der Ältesten vernünftige Argumente entgegenzusetzen. »Was kann ich tun, um Euch zu überzeugen?«
    »Geht noch einmal zu ihr, und drängt sie, uns die Tür zu öffnen.«
    Er verzehrte sich danach, zu ihr zurückzukehren, doch gleichzeitig graute ihm davor. Schon in dieser letzten Woche hatte er es nicht geschafft, nicht mehr an sie zu denken. Ob es ihr gut ging?
    Sie denkt an mich …
    Ein sachter Schauer überlief ihn von Kopf bis Fuß. Er war in ihrem Inneren gewesen und hatte in den vielfältigen Schichten ihrer Persönlichkeit gesehen, wer sie war. Er kannte sie so gut, wie sie sich selbst kannte, und was er gesehen hatte, gefiel ihm. Jetzt sehnte er sich danach, mehr Zeit in ihrer Gesellschaft zu verbringen.
    Die widersprüchlichen Wünsche, bei ihr zu sein und sie zu meiden, trieben ihn mit gleicher Kraft an. Wie ein hungri ger Mann vor einer reichhaltigen Auswahl an Nachspeisen – einerseits wusste er, dass eine Bindung an Lyssa befriedigend wäre, doch andererseits würde sie ihm nicht gut bekommen, und anschließend würde er noch hungriger sein. Das bewies allein schon der innere Aufruhr, den er durchlebte.
    »Wenn Ihr nicht hingeht, Cross, lasst Ihr uns keine andere Wahl.«
    Die Drohung hing schwer in der Luft. Die Aufforderung, einen Träumer erneut zu besuchen, war nicht direkt unerhört, aber eine große Seltenheit, und sie war noch nie zuvor an einen Elitekrieger ergangen. Er gab sich einen Ruck, um seine Entschlusskraft zu stärken. Er konnte es schaffen, Distanz zu wahren, wie er es sonst auch immer getan hatte. »Selbstverständlich werde ich hingehen.«
    »Ihr werdet ihr zugeteilt, bis sie anderen Wächtern öffnet.«
    Er konnte sein Erstaunen nicht verbergen. »Aber ich werde andernorts gebraucht.«
    »Ja, Eure Führung wird fehlen«, räumte die Stimme ein. »Diese Frau ist jedoch einmalig, da sie die Fähigkeit besitzt, mit dieser Tür sowohl Albträume als auch Wächter von sich fernzuhalten. Wir müssen wissen, warum sie das tut und wie sie es anstellt. Vielleicht ist es eine Gabe, die wir bei anderen Träumern reproduzieren können. Stellt Euch vor, welche Vorteile es mit sich brächte, wenn sie sich selbst verteidigen könnten.«
    »Das ist nicht alles.« Abrupt stellte er sein Herumtigern ein und drehte sich zu ihnen um. »Wenn Ihr wohlwollende Absichten hättet, würdet Ihr einen Heiler oder Pfleger damit beauftragen, sie hervorzulocken.«
    Stattdessen sandten sie einen Mann zu ihr, der für seine Unnahbarkeit bekannt war, und dazu für seine Geschicklichkeit, wenn es darum ging, mit akribischer Genauigkeit zu töten.
    Es herrschte Stille. Dann: »Wenn sie der Schlüssel ist, seid Ihr bestens gerüstet, um sie zu eliminieren.«
    Das Blut gefror ihm in den Adern. Bei der Vorstellung, diese blöde Legende würde zum Tod einer Frau führen, die so reizend und rein war wie Lyssa Bates, drehte sich ihm der Magen um. Mit jedem Tag, der verging, wuchs Aidans Hass auf seinen Beruf. Es war schon hart genug, diejenigen zu töten, die vom Wahnsinn oder vom inneren Bösen wie den Albträumen zerstört wurden. Wenn sie jetzt
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